TANZWUT "Schattenreiter" (E-MA Rock)
(Pica Records)

Nachdem man sich im letzten Jahr unter Corvus Corax dem anspruchsvollen Projekt mit der Vertonung einiger Passagen der Carmina Burana selbst ein Denkmal setzte, ist jetzt wieder der reine Spaß eingekehrt und neben Tanz und Alk gibt es hier die eingestöpselte Version des MA Rocks.

Und die Band (mittlerweile, durch Spielleuten Austausch/Wechsel mit CC identisch) hat reichlich Material zusammengetragen und das Doppelalbum mit gleich 18 Tracks gefüllt. Gleich die ersten Höreindrücke werden zu Zeugen einer stark rockigen Ausrichtung, die Ausstaffierung der Songs ist opulent, lässt aber Platz für verwegene Detailliebe der verschiedensten Instrumente. Die Saiten sind mal trocken in Moll gewandet ("Dein zweites Gesicht"), mal brachial (im extrem harten und abgedrehten "Geisterstunde"). Ungewöhnlich, dass mit Westerntouch durchzogene "im tiefen Gras". Da hier der Teufel sein Timbre von der Rauheit beraubt, erklingt es ein wenig wie eine moderne Variante eines frühen Ärzte Stückes. Betörende Hooklines, ein Gefühl für Mitsing-Refrains, ein geordnetes Durcheinander, Texte mit Augenzwinkern sind die bestimmenden Komponenten des Werkes. Für das romantisch angehauchte "immer noch wach" gab es eine Zusammenarbeit mit Schandmaul. Dieser atmosphärischer Partysong beendet die erste CD. Hernach folgt auf der zweiten CD eine bombastische Neuvertonung der "Toccata". Latainische Gesänge, Choräle und eine klassische Unterstützung treiben den Song nach der originalgetreuen Introierung voran. "Der Bote" ist zu Beginn und im Mittelteil sehr dunkel und schräg arrangiert, ergeht sich aber im Verlauf in den typischen Stil der Band. Insgesamt ist der zweite Teil nicht ganz so eingängig ausgefallen, auch weil Tanzwut gerade in den Strophen ihrer Experimentierfreude freien Lauf lässt. Dadurch entgeht man aber auch geschickt der Langeweile, eigentlich weiß der Hörer nie genau, was ihm als nächstes geboten wird. Insgesamt geben sich Dudelsack-Arien und straighte Riffs nicht nur die Hand, nein sie vergehen sich in einem innigen Kuss. Teufel gelingt es dazu seine Stimme variantenreicher thronen zu lassen. Und hinter jedem gesungenen Wort versteckt sich die Wahrheit der Realität. Der Humor beweist so leicht sarkastische Züge.
Wer die Ohren mit reichlich Futter versorgt, hat zum Schluß auch noch etwas für ein anderes Sinnesorgan am Kopf übrig. Beendet wird dieses Werk nämlich mit dem CD-ROM-Track "Tanzwut Live in Moskau". Info: www.tanzwut.com (andreas)


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