(edel)
Das fünfte Studioalbum der bayerischen Folk Melancholiker ist der perfekte Nachfolger von "wie Pech und Schwefel". Der Fan bekommt genau das, was er erwartet. Einziger Unterschied ist der akzentuierte Minimalismus bei der musikalischen Ausstaffierung der Stücke. Gerade in den sehr ruhig gehaltenen Stücken (das tränenreiche "Abschied") wird ein gehöriges Maß an Schwermut den poetischen Texten unterlegt. Bestimmende Instrumente sind die Akustik Klampfe und betörend gespielte Flöten. Das die Band einst so auszeichnende Akkordeon wird von Sänger Thomas Lindner mir ein wenig zu selten eingesetzt. Im Mittelpunkt steht ganz klar die Poesie. Die Texte sind durchdacht, kokettieren hie und dort mit dem Kitsch und sind des öfteren mit einer traurigen Komponente ausgestattet. Aber natürlich gibt es auch wieder genügend "Kopf hoch"-Songs wie "Kein Weg zu weit". Songs wie "Lichtblick" oder "Feuertanz" leben dagegen von ihrer Dynamik, da kommen dann auch mal explosive E-Gitarren zum Einsatz. Bedrückende Atmosphäre begegnet in "Der Untote" einem rockigen Untergrund. Eingestreute weibliche Choräle sorgen für Stimmungsverstärkungen. "Zauber der Nacht" ist eines dieser romantischen Liebeslieder, der Text erinnert an Liebesbriefe aus dem 19. Jahrhundert. In "Mitgift" lässt die Band ihre Spielfreude zum Vorschein kommen und gleichzeitig zeigt man sich von einer stark ironischen Seite. SCHANDMAUL liefert auf dieser prall gefüllten CD (17 Songs) für jede Stimmungslage das passende Pendant. Der Gesamteindruck ist neben wohlig warmer Melancholie auch von durchdringenden, eingängigen Melodielinien geprägt. Dabei gelingt es dem Sextett, den Refrain nicht in den Mittelpunkt zu tragen, sondern ihn als Vollendung der Strophen thronen zu lassen. Das Ganze kommt in einem schönen Digi Pack samt reichhaltigen Booklet daher. (andreas)