END OF YOU "Unreal" (Melancholic Goth Rock)
(Spinefarm Records/Soulfood)

Da las ich doch letztens ein skandinavisches Ärzte Magazin, in dem über ein bestimmtes Gen philosophiert wurde. Ein Gen soll für Melancholie verantwortlich sein, mutiert es, sorgt es dafür, dass diese Melancholie musikalisch umgesetzt wird. In diesem englischsprachigen Magazin wurde es kurzerhand Finnen-Gen getauft. Bei diesen fünf Musikern ist es vorhanden. Atmosphärisch dichte Soundstrukturen treffen auf einen Gesang, der mit leichtem Trauerflor seine Stimme über harmonische Melodiebogen gleiten lässt. Und selbst Ville dürfte zu Tränen gerührt sein und seine Rotweinflasche umarmen (natürlich nur, wenn kein Mädchen zur Hand/Arm). Mit einer unglaublichen Durchdringlichkeit zelebrieren die Jungs ihren Sound, der im Mark bedrückend wirkt und doch voller bittersüßer Melodielinien nur so strotzt. Die butterweichen Keyboards werden von streichelnden Saiten unterstrichen oder umgekehrt. Höhepunkt ist sicherlich "walkin with no one", dessen poppige Eleganz fast schon mit dem Kitsch kokettiert. Insgesamt sind die Songs sehr ruhig gehalten, ihre Energie ist eher unterschwellig erkennbar. Vom Feeling her erinnert einiges an The Cure zu "Faith" Zeit, obwohl die Band mit den Saiten und Keys wesentlich moderner agieren. Die Balance zwischen Heftigkeit und morbider Schönheit macht den Gesamteindruck aus. Selbst wenn die Saiten brachial mit der Rhythmus Maschine Schlagzeug ein Stelldichein geben, bleibt man der Melancholie verwurzelt. Die balladeske Ausrichtung der Stücke steht nicht im Widerspruch zu straighten Riffing, es ist eine von beiden Saiten geforderte Harmonie, welche Sänger mit seinen warm dunklen Vocals dick unterstreicht. Musik, welche das wandlungsfähige Merkmal der Schönheit beherbergt. Finnen-Gen halt. Info: www.endofyou.net (andreas)


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