:WUMPSCUT: "Cannibal anthem" (Elektro)
(Betonkopfmedia/Soulfood)

Herzlich Willkommen in der kranksten Stelle des menschlichen Gehirns. Der Hunger auf Tiere hat seine Faszination verloren und wir beschäftigen uns mit der homoerotischen Verspeisung unserer Artgenossen. Scheiß auf Glutamat, hier gibt es die wahre Nahrung, die uns gleich alle Aminosäuren delikat auf der Zunge bluten lassen.
Der Landshuter Querkopf kredenzt uns eine brachial eruptive Brühe aus harschen Elektro Tracks, verträumter Sinnentschlachtung und Spielereien mit allen möglichen K(n)öpfen. Dem aufsteigenden Kannibalismus Diätwahn huldigt dieser Musiker ein ganzes Album. Düster treibende Beats, bedrückende Soundcollagen, tanzbare Effektivität und flächige Strukturen werden mit tiefrauhen Vocals dargeboten. ":w:" wildert diesmal wieder in allen (meist elektronischen) Facetten der düsteren Musik, diesmal verzichtet er vorzugsweise auf die poppige Seite und bewegt sich strukturell zwischen Das Ich und Pitchfork. Sein Laboratorium muß neben reichlich "lecker Essen" eine riesige Plattensammlung beherbergen. Bis auf vereinzelte Tonagen scheint jede Rhythmik, jede Melodie, jede Hookline, jede Fläche schon irgendwo mal auf Tonträger gepresst oder gebrannt worden sein. Rudy Ratzingers Regression (dies natürlich nicht bezogen auf das Thema des Albums) spiegelt sich im Titeltrack wieder, in dem er in einer Phantasiesprache singt. Wie auch auf dem letzten Album gibt es auch diesmal weibliche Gesangsstimmen, welche durch den theatralisch wirkenden elektronischen Untergrund nicht ganz so leicht ins Ohr gehen, aber auch diesmal wieder zu den Höhepunkten des Albums gehören. Fans werden begeistert sein, weil Rudy wieder zu alten Mechanismen greift und auch wieder böse polarisiert. Was sauer aufstößt ist das Mahl -nein, kleiner Scherz-, es ist die sehr einfach strukturierte Musik. Jeder, der etwas von Computern versteht, dürfte das auch hinkriegen. Bla bla bla, warum macht es dann nicht jeder? Seid still und esst weiter! (andreas)


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