KARSTEN HAMRE "broken whispers" (Dark Ambient)
(Flood the earth records/USA)

Hier handelt es sich um Musik für eine Randgruppe der Randgruppe. Sehr ruhige Klangstrukturen, meist ohne Effekte auskommend (im Opener gibt es einige Noise Versatzstücke). Das autogene Training für's Ohr ist sehr leise gestaltet, die elektronischen Tropfen gelangen langatmig in die Gehörgänge. Es ist der Minimalismus, der den Stücken zugrunde liegt. Eine Alptraummelodie oder besser Sequenz jagt die nächste. Die Depression eingehüllt in elektronischer Farbenlehre ohne Signalfarben. Die Stimmung erzeugenden Soundfragmente sind dezent gesetzt, der Song unausweichlich dem Bilderreigen des eigenen Empfindens unterworfen. Die Stücke sind meist unkonsumierbar, eher einer Suizidal Elektronik unterworfen, dessen Kern dem Cold Industrial ähnelt. Kompromisslos die Langatmigkeit in der sich jeder Ton wie ein Gefangener fühlen muß. Der Hörer ist im Stillen ein Vagabund, der sich die Frage stellt: Sind es Alltagsgeräusche oder der technoide Wahnsinn der Ruhe. Ganz dezent schleichen sich im Schlussepos Choräle in die Szenerie und sorgen vollends für ein Gefühl der Bedrücktheit. Eine "Musik" die an 2001 erinnert, aber nur, wenn das ganze Geschehen auf dem Astronauten an der Schnur beschränkt wäre. Die Spannung entsteht nicht im Gehörgang, sie entsteht im Kopf. Je nachdem in welcher Gefühlslage ihr euch befindet, lächelt euch die Rasierklinge oder der Bahnhof an. Wohl zum ersten Mal hab ich erkannt, dass auch Musik flüstern kann. Noch ein kurzer Hinweis: Diese CD erscheint in kleinster Kleinauflage. Info: www.karstenhamre.com (andreas)


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