SKELETAL FAMILY "Sakura" (Batcave/80er Wave)
(Gepek Records)

Laut Info-Blatt hat die englische Band Anfang der 80er "Sisters of Merci" supportet. Dieser Fauxpas ist zu verzeihen und sorgte wenigstens dafür, dass meine Lachfalten Zuwachs bekamen, warum aber hier von einem Debüt gesprochen wird, obwohl in der beiligenden Bio zwei Alben erwähnt werden, weiß ich dann nicht. Egal, halten wir uns nicht mit strukturellen Mechanismen irgendwelcher Promo-Agenturen auf. Wichtiger ist, was bekommt man hier geboten: Dilettantismus pur als konträre Ergänzung moderner Eingängigkeit. Sicherlich mag es in diesem Genre Gang und Gebe sein, zu klingen wie 1980, aber hier wird Musik geboten, welches Beuys zu Lebzeiten im positiven Sinne "jeder ist ein Künstler" nannte. Hier gibt's nun seinen Fettstuhl in akustischer Version. Schiefe Akkorde, 80er Minimalismus, verqueren weiblichen Gesang und ein Album, welches nicht nur die Anfänge von Cure, Sisters und Konsorten kopiert, sondern in Songs wie "all my best friends" oder "Hearts beating" auch eine deutsche Band kopiert, nämlich Phillip Boa zur Philister Zeit. Natürlich darf man nicht verschweigen, dass es hier viele gute Momente gibt, so im dramatischen "delirium", in dem die neue, junge Sängerin ein wenig an Diamanda Galas erinnert, oder dem verspielten, mit verruchter Hazel O'Connor Stimme dargebotenen "Freak". Diese dichte Atmosphäre vermisst man dann in den leicht abgedrehten Songs. Die elektronischen Strukturen sind dem Cold Wave angelehnt und erinnern an Bands wie Sigglo XX. Alte Fans dürften natürlich begeistert sein, allerdings sollten sie mehr kennen als ihre Hits "she cries alone" oder "promised Land". Die melancholischen Waver entdecken übrigens zum Ende hin mit "Lullaby of Hate" ihren heimlichen, evtl. neuen Klassiker. (andreas)


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