CARNIVAL OF DREAMS "My heart's so white" (Wave Pop)
(Phantasmagoria)

Auf ihrem dritten Album zeigt sich das Duo COD überraschend wandelfähig und hat den verspielten Electro Pop der Vorgänger um eine Wave-rockige Variante erweitert. Letztere erreicht vor allem im Opener und bei "turn around" ihre Höhepunkte. Bei "turn around" gibt es zusätzlich ein interessantes Gesangsduett mit Sven Friedrich (Dreadful Shadows / Zeraphine). Wunderschöner dunkel-romantischer Pop erglänzt in "it's over". Ein betörender Refrain unterstützt die elegisch eingebundenen Strophen. Die Elektronik ist hier dezent integriert und wirkt in "like snow" chillig. Nicht nur textlich ist dieser Song wie auch einige weitere von einer Jerusalem-Reise Jens' beeinflusst. Auch die Hinzunahme von orientalischen Versatzstücken lassen die Atmosphäre dieser heiligen Stadt aufleben. Stimmlich hat sich einiges getan. Man arbeitet verstärkt mit backings und der warme Gesang von Sänger Jens lässt wahlweise Gänsehaut und wohlige Wärme über den Körper gleiten. Die Band hat ein unheimliches Gespür für Melodielinien, dabei gelingt es hie und da geschickt, Ecken und Kanten ungeschliffen einzubauen und doch immer eingängig und vor allem betörend die musikalische Verspieltheit zu transportieren. Auch das Unterfangen mit den deutschsprachigen "ich hab geträumt" ; "allein" oder "no bridges" gelingt perfekt. "Ich hab geträumt" ist dabei nicht der einzige Song, der mich vom Songaufbau ein wenig an The Mission zur "Children" Zeit erinnert. Auf der anderen Seite zelebriert man den perfekten Pop Song in einer Weise, wie sie hierzulande nur ein Phillip Boa hinbekommt. Die Dunkelheit, welche die Songs umgibt, ist fast als harmlos zu bezeichnen, da sie mit reichlich Farbklexen versehen wird. "Promised land" ist schräger Pop mit einer rockigen Grundstruktur. Dann solche Songs wie "Warrior", die man fast im vorübergehen aufnimmt und dessen Melodie/Refrain einen den ganzen Tag begleitet. Komischerweise tat ich mich trotz aller harmonischen Macht etwas schwer, Zugang zu finden. Als es mir gelang, bin ich fast versunken in ein Werk, welches das Schöne in Noten manifestiert und zusätzlich einen Kontext im Gesamtgefüge darstellt. COD haben den Wave Pop nicht neu erfunden, aber unendlich bereichert. www.carnivalofdreams.de (andreas)


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