(Zett Records)
Das Schattenreich als witzig verquere Darbietung. Der Komödienstadel als Suizid, aufgeführt mit der pathologischen Seele eines Blödelbarden mit schwarzem Trauerflor. Das Vermächtnis des Schlagers negierend schleicht sich der alternde Frank Zander über die Friedhöfe des schlechten Geschmacks. Wer Schlager bisher als volksverdummende Mahnmale, dargeboten von Muttersöhnchen betrachtet hatte, dem wird hier kräftig in die Magengegend geboxt. Schlager sind im Mark tiefdüstere Ornamente, deren Texte messerscharfe Stiche in das Herz versetzen. Rammstein Gitarren lehren das Fürchten und machen "Du kannst nicht immer siebzehn sein" zum düsteren Goth Metal Hammer. Und so ergibt sich aus dem Text die Botschaft: "Du kannst nicht immer 17 sein, bring dich um und erlöse uns von deinem Selbstmitleid". Roy Black's "ganz in Weiß" wird musikalisch umgemodelt zu ganz in Schwarz. Der arme Roy wird seine Eingeweide ganz entrückt und zuckend im Sarg-Stroboskoplicht tanzen lassen. Der Klassiker von Marianne Rosenberg "Er gehört zu mir" erklingt düster rockend. "Liebeskummer lohnt sich nicht" wird im Duett mit Nina Hagen vorgetragen. Die flüsternde Brachialität der Beiden in Verbindung mit sakraler Instrumentierung lässt das Stück so herrlich bedrückend wirken. Vom Debüt Geblieben sind die heftigen Riffs, Zander verwirrt diesmal seine Zuhörer um ein Weiteres, in dem er die Original Versionen in seinen Songs integriert. Der Spaß hat immer die Fratze des ironisierenden Gauklers. Eine musikalische Freak Show der besonderen Art. (andreas)