GATES OF DAWN "into the white light" (Dark Melodic Rock)
(United Power fields)

Die Band ist recht jungfräulich, hat aber mit Mitgliedern von Anubis (immer wichtig der letzte Buchstabe) einige musikalische Erfahrung. Zusammengetan hat man sich neben Schlagzeuger Wolfgang mit dem amerikanischen Sänger Steven Sader, der nicht gedruckt düster seine Stimmbänder erklingen lässt, sondern fast progrockig hell. Erstes Erzeugnis ist das betörende "The Fugitive", welches sich ohrwurmartig der Gehörgänge erschließt. Ein verqueres Intro weiß gar nicht, welch' brachiale Energie ihm zu Füßen liegend als roter Teppich ausgerollt wird. Akustik Gitarre und eine leichtfüßige Atmosphäre läuten die Glocken. Betörend mit samtenen Taint erzählt Sänger Sader seine Geschichte. Die Gitarren werden rockig, der Refrain befreundet sich mit Bass und akzeptiert das Keyboard. Der Ruhepol eines melancholischen Zwischenspiels explodiert in einem Refrain, der fesselt. Ein wundervoller Einstieg ins Werk.

Aber bereits bei "Via dolorosa" wird deutlich, diese Band will mehr. Die Synths errasen sich zu einer eindringlichen Melodie, brachiale Riffs unterbinden die Harmonie mit einem druckvollen Zeigefinger. Der Gesang wird hallig warm der Exzessivität als Negation dargeboten. Während die Saitenfraktion sich hingebungsvoll der Brachialität hingibt, behält es sich Sader vor, der 80er Melodie des Keys zu folgen und ihr einen betörenden Gesang zu offenbaren. "We are" glänzt durch das atmosphärisch verspielte Intro lieblich, bedient sich des Fantasy Metals und erschafft durch elegische Eingängigkeit eine bedrückende Atmosphäre. Gelungen wie man zwischen abgehackten Vocals und eindringlichen Ohrwurm-Qualitäten pendelt. Neben Prog und Düsterrock scheint man dem frühen Brit Pop nicht abgeneigt, so erinnert man Songwriterisch nicht nur an The Mission, sondern an auch an alte Pulp. Eine hymnenhafte Leichtigkeit bestimmt "Hungry flight". Während der Song mit glasklaren Saiten staffiert wird, besticht der Chorus durch seine elegische Energie. Elektronische Finessen werden in "Hollow prosthesis" introiert in ein Gitarrennebel begleitet. "Yearning for Life" lässt die Band sehr balladesk erklingen. Die Leichtigkeit des Seins in harmonischer Melodiemelodien. Ein Pfund drauflegen tun die Jungs im Folgetrack, ohne mit brachialen Riffing zerstörerisch in die atmosphärische Dichte einzugreifen, so sind die Soli auch sehr dezent gesetzt und ordnen sich immer einer durchdringenden Soundstruktur unter. Dezente Monumentalität trifft hier auf feinfühlige Saitenarbeit, deren Untergrund ein weiches Geläuf für harmonisierende Vocals bietet.

Wo ist die Band zu Hause? Kann man The Mission mit Bon Jovi paaren, The Cult unterjubelnd mit Queen kokettieren und versuchen der Moderne mit Traditionalität frotzend den Mittelfinger zeigen? Kann man progressive Saiten mit irischem Gesang lechzen lassen? Gates of Dawn gelingt es und dabei klingen sie U2er als Bono selbst. Am Ende muß ich dezente Kritik äußern, den hohen Standard vom Opener hält die Band nicht, wenn ihr aber "The Fugitive" gehört habt, wisst ihr warum. Ein grandioser Song. Ohne Scheiß, nach dem ersten Hören hat er sich in meinen Gehörgang festgesetzt (Bei "we are" gelingt das Pendant). Nebenbei: Die Repeat Taste ist blank. www.gates-of-dawn.de (andreas)


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