DORNENREICH "Hexenwind" (Melancholic Metal)
(Prophecy Productions)

Lange nicht vernommen von den Österreichern. Und dann liefern sie mit "Hexenwind" das überraschendste Album des Jahres ab und stellen ihre Fans auf eine harte Probe. Dass es so ein verhältnismäßig ruhiges Album geworden ist, habe ich nach dem bisherigen Werdegang der Österreicher nicht erwartet. Mit irgendeiner Form von dunklem, harten Metal, wo man die Band mit ihrer Eigenwilligkeit und Theatralik in der Musik bisher einordnen konnte, hat man es auf "Hexenwind" nicht mehr zu tun. Vielmehr hat man anfänglich den Eindruck, Dornenreich spielen ihre Songs in einer MTV unplugged Session. Alles sehr auf akustische Instrumentierung ausgelegt, werden Erinnerungen an letzte Empyrium Werke wach, mit dem Charme alter Katatonia Alben. Trotz aller Melancholie besitzt das Werk sehr viel Energie, die man von früheren Tagen von den Österreichern kennt. Aus der Ruhe und der mystischen Atmosphäre schöpft man die Kraft für ein packendes Album. Märchenhafte Fantasieerzählungen, genährt von eindringlichem Flüstergesang, ergänzen die zumeist monoton intonierte, an Klangwelt. Man könnte Dornenreich vorwerfen, sie würden z.B. bei den drei langen, zwischen 11 und 13 Minuten dauernden Stücken zu wenig Abwechslung zu bieten. Aber die Geschichte hat zwei Seiten. Oberflächlich ist dies sicher irgendwo richtig, doch bei tiefgehendem Hören kann man sich der hypnotischen Wirkung der Musik nur schlecht entziehen und man versinkt in einem See der Melancholie. Gerade "Der Hexe nächtlich' Ritt" ist das beste Beispiel dafür. Dass zudem die Texte wieder jeden Deutsch Unterricht an der Oberstufe zum verzweifeln bringen würden, sollte klar sein.
Mit "Hexenwind" haben Dornenreich sicher einen großen Entwicklungssprung vollzogen, der ihre Fangemeinde spalten wird, aber für offene Musikhörer ein faszinierendes, wenn auch schwieriges Album bietet. www.dornenreich.com (eller)


Startseite www.amboss-mag.de