CATHEDRAL "The Garden of Unearthly Delights" (Doom Metal)
(Nuclear Blast)

Wie oft wurde man schon von seinen Lieblingsbands enttäuscht, wenn sie mal wieder eine stramme Kurskorrektur vorgenommen haben? Jep, schon des Öfteren. Aber CATHEDRAL sind keine solche Band. Sie haben es immer verstanden, den ureigenen Stil beizubehalten und diesen kontinuierlich zu verfeinern und zu verbessern. Waren die letzten Alben (vor allem "Endtyme" und "The VIIth Coming") wieder tonnenschwere Lavaströme, haben wir es bei "The Garden of Unearthly Delights" mit einem der abwechslungsreichsten CATHEDRAL-Outputs seit Beginn der Bandgeschichte zu tun. Enthalten sind sämtliche Trademarks, die die Anhänger der Briten so sehr lieben und noch viel mehr.

Das Intro "Dearth AD 2005" ist ein seltsames, düsteres Klangkonstrukt, welches nahtlos in "Tree of Life & Death" übergeht. Der Song startet sehr groovy, wird aber durch viele Tempowechsel und Doomparts veredelt. Der Song "North Berwick Witch Trials" erinnert entfernt an Kracher wie "Hopkins", startet mit Sprachsamples und groovt wie Hölle. Der Song "Corpsecycle" haut fast in die gleiche Kerbe, ist aber sogar noch schmissiger mit geilen Melodien und großartigem Solo. "Upon Azrael's Wings" ist verdammt heavy und wartet mit einem psychedelischen Break inklusive Frauengesang und obskuren Tönen auf. Mein Lieblingssong zurzeit ist aber "Oro, The Manslayer". Großartige Power, grandiose Gitarrenarbeit und einfach voll auf die Zwölf. Diesen Song möchte ich bitte im Liveprogramm der kommenden Tour sehen! Hammergeil! "Beneath a Funeral Moon" wird durch Kindergesang kultiviert, und hat neben seinem Abwechslungsreichtum auch noch Artrock-mäßige Klänge zu bieten, die mich an alte Genesis erinnern. Und dann kommt das Herzstück der Scheibe: "The Garden" ist ein Mammutwerk von mehr als 26 Minuten Länge. Aber keine Angst, langweilig wird's garantiert nicht. Dafür ist der Song einfach zu facettenreich und abgedreht. In diesem Song lassen CATHDRAL alles einfließen, was sie in den letzten 14 Jahren ausgemacht hat: Doom, 70s Rock, Spoken Word, total abgedrehter Psychedelic, Groove und auch Anleihen an alte Genesis oder Pink Floyd. Total abgefahren, aber absolut groß. Der letzte Track "Proga-Europa" kommt erst nach 5 Minuten Leerlauf und ist keine Minute lang aber trotzdem ein saucooler 70s Rock-Song. Was alle Songs gemeinsam haben, ist die Liebe zum Detail und die verstärkte Ausrichtung in Prog-Rock Gefilde. Da findet man in den Songs schon mal den einen oder anderen Break, den man nicht erwartet hätte. So verspielt waren die Jungs um Lee Dorian noch nie.

Also, die Scheibe ist in meinen Augen eine der Besten, die CATHEDRAL je auf die Menschheit losgelassen haben. Einziger Wermutstropfen ist, dass es keinen reinen Doom-Song gibt, der in unnachahmlicher CATHEDRAL-Manier durch die Boxen kriecht. Aber bei der Fülle an Ideen und doomigen Parts ist das durchaus zu verschmerzen. Geile Scheibe! Checkt die Webseiten www.cathedralcoven.com , www.cathedral.rockers.co.uk (nicht aktualisiert) oder www.nuclearblast.de für weitere Infos. Ach ja, und kauft die Scheibe, entweder als normale CD, DigiPack mit Bonustrack oder als Doppel-LP! (chris)


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