(Totentanz/Soulfood)
Abgedrehtheit, Wahn, Schizophrenie bis hin zu einer psychotischen Extravaganz, van Langen lassen auf ihrem aktuellen Werk nichts aus. Mal sind sie die mittelalterlichen Weissglüter, mal die verwegen interpretierten Dead can Dance. Straighte Heavy Gitarren zündeln den Pesthauch des Mittelalters, lieblich flötet man sich in die Melodie, eine orientalisch verruchte Sängerin sorgt für Stimmung im eingeschlafenen Saal der Ritter. Brachiale Passagen wechseln mit bitterbösem schwarzen Liedgut. Bedrückend und im verdorrenden Mark der Lieblichkeit mit reichlich Schwermut dargeboten umschmeichelt "Siechentrost (Für Immer)" die Gehörgänge. Getragen mit puristischer Ausrichtung lässt man im Pesthauch eine Ballade entstehen, welche von flirrenden Saiten flankiert wird. In tiefster Rauheit versinkt die männliche Stimme und lässt sich von choraler Weiblichkeit ins Tal der Tränen führen. Ein grandioser Song. Hernach lassen sich Trommelarien mit einer verspielten Flöte zum Tanzen einladen. "All vol" ist verspielt inszeniert und begeistert mit dem rauen Charme irischer Pubs um 22.30 Uhr. "Beltane" lässt die beiden gesanglichen Protagonisten hinreißen, sich in einer effektiven Eleganz auf dem Altar der Harmonie zu rekeln. "Yana" lässt nicht zum erstenmal neben verträumten MA Rock auch Passagenweise 70er Jahre Feeling aufkommen, und sei es nur durch den soundtrackartigen Morricone Touch zu beginn. Die mystische Atmosphäre entsteht durch den Phantasiegesang, der sich wortfrei durch das Stück soliert. "Palästinalied" zeigt die Wandlungsfähigkeit der Band, dieser Song gehört ja mittlerweile schon zwangsweise auf jedes Album und erneut ist es van Langen gelungen, ihn neu zu interpretieren. Auch wenn hier die schreiend-weinende Progressiv Gitarre ein wenig zu Übertreibungen neigt. "Des Geyers schwarzer Haufen" wird wieder von diesen harmonischen Trommeln introiert und "glänzt" mit einem jugendgefährdenden Text. Dieses Lied dürfte den ersten Platz der Hymne für den katholischen Weltjugendtag knapp verfehlen. "Unter den Linden" ist mit leicht romantischen Betrübnis der passende Nachfolger, allerdings lässt sich der Humor auch hier schwärzlichst begleiten. Van Langen gehören sicherlich nicht nur zu eigenständigsten Vertretern des MA Rocks, ihr mit reichlich Ecken und Kanten versehenes Liedgut ist eine "spaßige" Angelegenheit, zeugt von Ideenreichtum und hat etwas, was man ansonsten vergeblich sucht, Eigenständigkeit. Info: www.vanlangen.de (andreas)