MELOTRON "cliche" (Elektro Pop)
(Synthetic Symphony/ SPV)

Die sechzehnjährige Suzi stellt ihren schwarz gekleideten Freund erstmals ihren Eltern vor. Ablehnung, Vorurteile und die Androhung von Stubenarrest sind die Folge bis, ja bis der Freund die neue Melotron auflegt. Gemeinsam schunkeln sie sich fortan in die Harmonie.

Melotron sind zu lieb, um ihnen die böse Unterstellung "harmlose Musik für harmlose Bürger" als Prädikat zu verpassen. Der Schlager ist nicht weit entfernt, aber das Trio spielt geschickt mit diesem Makel, weil es gelingt, in ihre träumerische, eingängige Popmusik in durchaus interessante Texte zu integrieren, welche mit warmem Gesang dargeboten werden. Zwar leidet das aktuelle Werk darunter, dass man sich musikalisch zu wiederholen scheint, aber gerade das sorgt dafür, sich intensiver mit den Texten auseinander zu setzen. Nachdem man bereits Reinhard Mey coverte, wird man nun wagemutiger, mit "Menschenfresser" huldigt man den besten deutschen Musiker ever: "Rio Reiser". "Stirb für mich" ist ein perfekter Club Song, der 80er Wave Pop wird strukturell mit neuartigen technoiden Balancen verfeinert, die Wechselgesang zwischen lieblicher Weiblichkeit und betörender Männlichkeit hatten kurzzeitig Suzi's Eltern in sexuelle Euphorie versetzt. Im Info werden wie immer gerne Bands wie Kraftwerk oder Depeche Mode erwähnt, auch wenn hier mit modernen Electrobeats gearbeitet wird, erinnert es mich mehr an TXT oder an die englischsprachige LP von Hubert Kah. Ultravox und Real life nicht zu vergessen (und auch nicht Men without Heads). Melotron sind leichtgängige Bügelbegleitmusik, perfekte Unterstützung für Blümchensex und der harmonisierte Kitsch. www.melotron.com (andreas)


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