YORICK "The rest is silence" (Atmospheric Wave/Folk)
(Eigenproduktion)

Es gibt Bands, die mit aber auch so was von wenig an Infos den Rezensenten ein Bein zu stellen versuchen. Wenn dann die Musik gefällt und man geht den Umweg über Google und erfährt dann immer noch nichts, auch nicht über die eigene Homepage, welche zwar mit Bildern glänzt und ihre News im letzten Jahr aktualisiert hat, dann gebe ich fast auf. Es sei denn, es gibt einen Grund, euch diese Musik näher zu bringen, und dann bedeutet es, hier liegt ein musikalisches Werk vor, welches mich begeistert hat.
Yorick gelingt dieses mit einer ureigenen Mischung aus Lacrimosa und Goethes Erben mit gefühlvollem Gesang. Naiv verspielt lässt Sängerin Uta ihre Stimmbänder glänzen. Der atmosphärische Sound ist sehr getragen gehalten, um nicht zu sagen theatralisch. Auch wenn die Saiten trocken dezent in Richtung Doom Metal tendieren, ist das Ganze doch sehr klassisch angehaucht, mit ihren Piano Balladen, dem Horn, den verträumten Spielereien, deren schwermütige Eleganz durchaus Facetten von Angizia aufweisen, während die bedrückenden Kreationen zu Beginn eher an Rosa Crux oder Hexentanz erinnern. Die leicht angeraute Stimme wird in "my soul is dark" auch mal von progressiven Saiten begleitet, während das Outro sehr sakral gehalten ist. Andererseits sind Songs wie "fairytale" im getragenen, düsteren Folk zu Hause. Mit düsteren Chorälen ("weibliche Mönchgesänge") beginnt "At supper". Sanftmütige Sturmböen gleiten über einen lieblichen Gesang, dessen getragene Stimmbänder dezente Trauer verbreiten. Hier beweist die Band ihr songwriterisches Geschick, in dem sie nicht nur geschickt Stil- und Tempiwechsel betreibt, sondern auch im passenden Moment geflüsterte Growls hinzusetzt. Ansonsten schleicht der Song dahin, umschmeichelt die Sinne und wird sehr gefühlvoll dargeboten. Soundtrackartige Zwischenspiele scheinen direkt aus verträumten Fantasy-Filmen entsprungen bevor eine Akustikgitarre butterweich den Song beendet. "Dracula" ist wesentlich härter konzipiert und die Stromgitarren sorgen für Gewitterwolken, aber bevor es donnert lässt man die Melodie thronen, droht kurz Aggressivität an und versinkt in einen lieblichen Sound, der sich sehr gefühlvoll gibt. Dann kommen wieder sehr schräge Klaviersonaten hinzu, brachiale Saiten-Blitze bestimmen kurz die Szenerie und am Ende bleibt der Titel des Albums. Hingebungsvoll zelebriert man das getragene "Lullaby", bevor man eine leichte Eruption erzeugt und ungezügelt der effektvollen Hysterie huldigt. Dann wieder diese Ruhe, diese elegante Getragenheit. Und zwischendrin diese sakrale Kirchenatmosphäre in Form eines Orgelspiels. Überaschend "In the City" welches musikalisch und gesanglich (hier männliche Stimmbänder) teilweise an das "silence is Sexy" Album von Neubauten erinnert. Zwischendurch geben sich Black Metal und getragener Folk die Hand. Das gesamte Werk ist von einer atmosphärischen Dichte umgeben, die Spielereien im Songwriting wirken herrlich unaufgesetzt und diese Stimme hat das authentische Merkmal eines Kindes, wenn es es übers Wochenende in einem Spielzeugland eingeschlossen wird. Das man es auch versteht die druckvolle Seite mit treibender Elektronik zu praktizieren, beweist "somewhere-out there". Einfach Klasse. www.yorick-band.com (andreas)


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