TUNES OF DAWN "how is this going to the end" (Goth Rock)
(Plainsong/Soulfood)

Kaum zu glauben, dass die Berliner vor 12 Jahren als Death Metal Band gestartet sind. Mit dem aktuellen Werk sind sie nun mitten im straighten Goth Rock angekommen. An den Melodien erkennt man die liebevolle Produzentenhand von Hardy Fieting (Scream Silence), allerdings geht die Saitenfraktion teilweise doch eine Spur härter an die Sache ran. Auch wenn dies die Band von Hagen Schneevoigt (Bassist von Scream Silence) ist, hat man es also nicht mit einem Ableger oder gar einer Kopie zu tun. Songwriterisch gibt man sich sehr verspielt, bauscht die Songs mal auf, lässt sie aber auch mal puristisch erklingen. Mut zu ungewöhnlichen Songaufbauten beweist man mit dem melodiös schrägen "She's hard to handle" (hier gibt es als Gimmick jazzige Piano Klänge, 60er Orgel und Backing Gestöhne) während der Chorus sich sehr elegisch gibt und an die Frühphase von den Shadows erinnert. Düster bis theatralisch schleicht das schleppende "My fault" ins Ohr und wird in bester Punk Manier vom 50 sekundigen "I.H.T.S.O.O.Y" gefolgt. So reißt man den Hörer aus seinen Tagträumereien. Ungewöhnlich auch das rockige "too old to die young". Im besten Sinne purer Rock'n'roll mit leicht schmutzigen Charme. Die düstere Atmosphäre verbreitet allein Tieftöner Hagen. Ein Pogo Stück für die Schwarzgewandteten. "Back to London" ist eine balladeske Hymne, welche in seiner Getragenheit dezente Pop Züge aufweist. Wunderschön auch das romantisch verquere "endlessly". Bei "bring her dawn" lässt man eine stärkere elektronische Komponente in den Song fliessen. Von der Melodieführung her ist man nicht weit entfernt vom Mission Sound der Spätachtziger, während das Gesamtarrangement aber wesentlich schwermütiger daherkommt. Beleuchtet vom pornographischen Licht (Na, welche beiden Platten meine ich?) bildet das 8 minütige "14 Minutes underwater" perfekten Doom Rock, der sich in Zeitlupentempo bewegt. Ein düsteres Mahnmal, bei dem selbst Grabsteine mit Rasierklingen spielen. Nach diesem suizidalen Intermezzo spielt man mit der exzessiven Seite der Doors (inkl. psychedelischer Rauchsalven) und Alice Cooper winkt aus der Ferne. Eine herrlich getragene Piano Ballade ("Flood") beendet ein grandioses Album, welches sich nicht nur aufgrund der Abwechslung, sondern auch durch die Verwendung artfremder Soundstrukturen wohltuend vom modernen Einheitsbrei und der musikalischen Gleichschaltung des Goth Rocks abhebt. www.tunesofdawn.com (andreas)


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