MERLONS LICHTER "Lust" (Indie Folk)
(Westpark)

Seit 13 Jahren ist man nun unterwegs, hat häufig seine Namen gewechselt und hat sich heuer eine Nische im folkigen Underground gesucht. Wenn man mal zurück blickt, als man noch unter dem Namen "Merlons of Nehemiah" firmierte, schrieb man das Jahr '92 und die Band war ihrer Zeit weit voraus. Mittlerweile ist man Kommerz-technisch von Bands wie alten Subway to Sally oder Schandmaul überholt worden. Doch das hindert die Band nicht daran, ein sehr abwechslungsreiches Album zu produzieren, welches neben eingängigen, mit betörenden Refrains behafteten Songs auch mal etwas experimenteller zu Werke geht. Letzteres findet auch Einzug in Gesangsdarbietungen und auch in verwirrenden Wortspielereien. "Lust" ist übrigens ein perfekt gewählter Titel und beschreibt sowohl die textliche Seite, wie die unheimlich frische Spielfreude. Besonders der kraftvolle Opener "Ich seh dich" oder von verwegenen Chorus interpretierte "Lieb mich" stehen hier als Beispiel. Im letzteren wird die Violine neben sanften tränenguß auch mal so richtig schön malträtiert. Wie gesagt, die Band ist auch mal experimentell unterwegs, legt dabei aber viel Wert auf rockige Grundstrukturen, die im Mark voller Melancholie sprudeln. Die Sprache spielt mit der Grammatik, besitzt neben eingängigen Passagen auch die harte Dialektik des deutschen. Im Vergleich mit anderen Bands aus dem Bereich überzeugt diese klare Ausdrucksform. Worte nicht gequält in Lyrik verpackt, sondern direkt in das Trommelfell platziert. Wie lautete doch eine Zeile einer bekannten Band: "Ich hab Lust auf Lust". Diese hat ein Teil der Review vorweggenommen. Herrlich unaufgesetzter Folk Rock, authentisch und weit jenseits der typischen Anbiederungen. (andreas)


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