DO NOT DREAM "Herbststurm" (Dark Melodic Rock)
(Eigenproduktion)

Unsere Ohren wurden in diesem Jahr zugeballert mit Goth Metal. Innovation und Mut wurde meist zu Gunsten von Massenkompatiblität außer Acht gelassen. Nachdem ich vor kurzem schon sehr beglückt eine Eigenproduktion von "No Pride" in Händen halten durfte, gibt es nun ein ebenso innovatives und gelungenes Werk aus Oldenburg.
Der Sechser liefert ein Album, welches sich gefühlvoll in die Hörmuscheln schleicht, verzichtet dabei aber nicht auf die brachiale Seite, welche sich in durchdringenden Saiten und dezent gesetzten Growls offenbart. Harmonisch treibend erklingt ein lieblicher Strom, der sanftmütig Musical, Metal und Pop vereint und dabei kleine Folk Ansätze integriert. Die Elfe trifft gesangstechnisch mal den bösen Troll, mal schleicht sie einsam durch den mit Bodennebel düster verhangenen Wald. Atmosphärisch dicht zelebriert man seine Songs, arbeitet in "fallen Angels" mit durchdringendem Hörspiel Charakter, wenn ein Erzähler mit dunkler Stimme die Einleitung gibt. Mehrstimmig mit dezenter Instrumentierung erzählt man eine Fantasy-Story, die fesselt. Eine traurige Geschichte, die sich sehr getragen an das Herz des Hörers schmiegt. Der Opener "Narben" glänzt fast als monumentale Oper zwischen Atmosphäre, Elektronik und Saiten. Ein perfekter Übergang von Strophe zu Refrain und die eindringlichen Piano Parts umschmeicheln und sezieren zugleich. Der weibliche Gesang ist herrlich unaufgesetzt und hat die natürliche Ausdrucksstärke einer Marianne Rosenberg (das ist ein Kompliment und keine Beleidigung). Das folgende "Hexentanz" findet im atmosphärischen Goth Metal ein zu Hause, wandelt aber mit verwegener Akustik auf Folk Pfaden. Lieblich glänzt Tina, böse schleicht ein Growl zu Duett heran. Der pure Liebreiz übernimmt im schleichenden "Night tales" das Zepter. Im Mittelteil übernehmen tiefe Gruntz Laute die Szenerie. Doch Tina nimmt den Wolf in den Arm und singt sich die Angst vom Leib. Eine Akustik-Gitarre weist den in "dying sun" den Weg durch sphärische Flächen und lässt den Gesang thronen. Gerade in diesen ruhigen Passagen haucht Tina mit ihrem gefühlvollen Gesang derart viel Leben ein, dass man gnadenlos die Gänsehaut bekämpfen muß. Ein in sich stimmiges Werk, verwegen pendelnd zwischen Romantik und Metal. Der Herbst trifft Tolkien und headbangt sich melodisch in eine Trauwelt. Wunderschön. (andreas)