ZANDER, FRANK "Rabenschwarz" (NDH)
(Zett-Records)

Wer hätte es gedacht, ich rezensiere eine CD von Frank Zander. Leute ohne weitreichenden Humor sollten auch besser nicht weiterlesen. Frank Zander scheint zunächst einige Bierchen zuviel getrunken haben und beim in Melancholie versunkenen zappen durch das Nachtprogramm bei Rammstein hängen geblieben sein. Die Gedanken noch ein wenig wirr, landete er bei Goldstar TV. Der Ur-Ur-Enkel von Frankenstein schlief mit diesem Kulturschock ein und hatte faszinierende Träume. Mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen erwachte er und hatte eine Idee, eine weiß Gott wahnwitzige Idee. Die Verbindung von alten Schlagertexten mit der brachialen Musik von Rammstein. Und Frank dachte sich, Mensch, ich hab in meiner langen Karriere derart viel dazu beigetragen, das der schlechte Geschmack mit Humor und bissigen Sarkasmus versehen, gar nicht mal so schlecht ist. Und nun, mit fast 100 Jahren setze ich dem allen die Krone auf. Was Harald Juhnke für Fußballfans, könnte nun Frank Zander für die schwarze Szene werden. Hartes Riffing in Verbindung mit der verrauchten Reibeisenstimme Frank's haucht alten Schlagern ein Leben ein, damit sie als Zombies durch die Gegend tanzen. Hässliche Mutation umarmen Peter Maffay, Roland Kaiser, Christian Anders, Udo Jürgens usw. Während diese sich voller Ekel abwenden, sind sie mit einem brachialen Biß gleich infiziert. Um kurz auch mal Ernst zu werden, was hier musikalisch und teilweise auch gesangstechnisch geboten wird ist voll gelungen. Höhepunkt ist sicherlich die Paarung von straighten Riffing und sphärischen Flächen in "Es fährt ein Zug nach nirgendwo". Vervollkommt wird das Ganze durch die beiden "rabenschwarzen" Hörspiele "Bratwurst" und "Guillotine". Der Schlusssong "Nick-Nack- Man könnte übrigens die humorlose Vereinigung für jugendgefährdete Schriften auf den Plan rufen (Obwohl der Song bereits von 73 ist). Und damit hätte Frank dann endgültig alles erreicht. Index, Klagen von Kollegen, Anzeigen usw. Endlich genug Material für das letzte Kapitel seiner Biographie. Gruß an Helga. (andreas)