DRYLAND "Gothic Tales" (Goth Rock)
(Dark Wings)

Das Prädikat "Made in Germany" scheint zwar im industriellen Faschismus keine Bedeutung mehr zu haben. Was den gradlinigen Goth Rock 80er Prägung angeht, ist Deutschland seit ca. 15 Jahren Mittelpunkt der Welt. Die Autonomie der Finnen, die Wurzeln der Engländer geschickt verwoben mit Love like Blood, Dreadful Shadows und in seiner Einfachheit betörend mit dem Zusammenspiel Gitarre, Keyboard umgehend, gelingt es der '97 gegründeten Band aus Wittenberg einen verspielt-düsteren Soundtrack zu inszenieren, dessen durchdringliche Melodielinien ohne Umschweife in des Hörers Hirn/Herz gelangen. Dunkle, tief in der warmen Melancholie behaftete Stimmbänder gehen in elegischer Form auf einem verspielten schwarzglänzenden Untergrund spazieren. Flächige Atmosphäre paart sich mit molligen Saiten, lässt verspielt die Keys buntfarben eine elektronische Note verbreiten, während treibende Drums Dr. Avalanche vermenschlichen. Perfekt wäre die ganze Sache, wenn man den fünf Augenpaaren der Band nicht des öfteren 59 einzelne hinzugefügt hätte. So bleibt ein überdurchschnittliches Album, dessen Gradlinigkeit auf der einen Seite beeindruckende Songs offeriert, auf der anderen Seite würde die ein oder andere Ecke und Kante nicht schaden. Voll gelungen das Experiment mit deutschen Text in "Schattenlichter", wer kann schon von sich sagen, Ärzte (1988), Sisters, Unheilig und ASP in einem Song zum Paaren aufzurufen. Die Übergabe von Strophe zum Refrain gelingt mit einer frappierenden Einfachheit. Die Melodie, die sich in Ersteren entwickelt, vervollkommt sich in einem Chorus, dessen eindringliche, leicht pathetische Komponente die finstere Lichterkette über den Sarg den Harmonie gleiten lässt. Die Nostalgie ist ein Treiben auf einem Meer voller emotionaler Erinnerungen. Egal welche Strömungen die schwarze Seele treiben mag, egal an welche Insel wir angeschwemmt werden. Der einzige Grund warum wir uns noch bewegen und in schwarz kleiden, ist der traditionelle Goth Rock. Wird er sterben, stirbt ...... Egal, darum brauchen wir uns keine Gedanken machen, solange es Bands wie Dryland gibt. Info: www.drylandnet.de (andreas)