ZERAPHINE "Die Macht in mir (MCD)" (Wave Rock)
(Drakkar/e-Wave/ BMG)

Drakkar ist ja mittlerweile der Inbegriff für die Untergrabung der Charts mit dunkler Musik. Es wird Zeit, dass an diesem Kuchen auch einer der besten deutschen Sänger seine Gabel ansetzt. Für die Wave Szene kam es einem Kollaps gleich, als das Ende der "Dreadful Shadows" Gewissheit wurde. Die Asche wurde mal wieder als Startrampe für den Phönix ausgesucht. Ein absolut geniales (leider unterschätztes) Werk entstand mit "Kalte Sonne", ein rein deutschsprachiges Album. Musikalisch ausgereifter folgte "Traumaworld", bevor es gelang, einen Klassiker von U2 perfekt zu inszenieren. Nun gibt es das neuste Exponat aus dem Hause Zeraphine. Erneut eine Mischung aus treibendem Goth Rock, betörender Melancholie und verspielt aber harmonisch eingebrachter Elektronik. Gönnt mir kurz die Zeit, um noch einmal auf einem der gefühlvollsten und emotionalsten Balladen deutschsprachiger Melancholie aufmerksam zu machen: "Sterne sehen" vom Debüt. Danke.

"Die macht in mir" ist mit druckvollen Sounds untermalt, welche sich auf einem betörenden Teppich dem Keyboard hingeben. Der Gesang nicht gebrochen düster, nein, hell leuchtend mit dieser unglaublichen Melancholie in den Stimmbändern, welche dich gefangen nimmt und an entfernte Orte führt. Elektronische Vehemenz im Mittelteil baut den Spannungsbogen auf und lässt ihn gleichsam in einer betörenden Melodie versinken. In der Remix Version ist der Song wesentlich aggressiver und auch elektronischer strukturiert. Treibende Beats führen den Song dezent in die Beine derer, die in düsteren Tanztempeln abdrehen wollen. Dazwischen gibt es noch das melancholisch, durchdringende "kaltes Herz". Ein perfekter Appetizer für das in Bälde erscheinende Album. (andreas)