ESCAPE, THE "House Of Mind" (Goth Rock)
(Pandaimonium)

Da kredenzen uns die Bielefelder Goth Rocker ein neues Werk, welches erstmal sprachlos macht. Gut, ich muss nicht reden, ich soll schreiben. Derart abwechslungsreich, derart brachial, derart dramatisch, derart theatralisch hat man die Band noch nie gehört. Die Palette reicht von wunderschön betörend ("flames") über verstörend ("The End of Days"), bis hin zur dramatischen Goth-Rock Orgie mit geschickt gesetzten Breaks ("House of Mind"). Hinzu kommt eine enorme Steigerung bei den Vocals, was besonders in Songs auffällt, die auf die Stimme fixiert sind. Neu sind auch die eingestreuten Prog-rockigen Gitarren Soli, welche die Spätachtziger Düsternis ein wenig auflockern. Die Band hat sich seit ihren Gründungsjahren kontinuierlich weiterentwickelt und ist heuer auch in der Lage, festgefahrene Genre-Grenzen zu überschreiten ohne den eigenen Fans vor den Kopf zu stoßen. Die Saiten sind in den letzten Jahren immer markanter geworden, was bei "Faith and Decay" begann, in "Manderley" vervollständigt wurde, ist nun am Gipfel angelangt. Straightness paart sich mit eindringlichen Melodien, das Songwriting, sowie der Songaufbau besticht durch einen geschickten Fluß der Dramaturgie und erinnert phasenweise gar an die besten Momente von Fields Ende der 80er. Bestes Beispiel dafür ist der Titelsong, der sanftfließend beginnt, kurzzeitig einer düsteren Elegie frönt, um später in wundervoller Eleganz zu implodieren. Selten war der Dark Wave lebendiger. "Stranded" kommt als bedrückend-traurige Piano Ballade daher. Das schwarze Herz schmilzt bei einem Glas Rotwein und Kerzenlicht dahin, bevor der Song seinem monumentalen Ende entgegenströmt. Die Saitensoli, zunächst verstörend, auf dem zweiten Ohr die logische Konsequenz. Abgedreht und mit einer frappierenden Rohheit behaftet ist "The End of days" in dem man auch mal mit verzerrter Stimme arbeitet und die ungezügelte Elektronik mit ebenso ungezügelten Riffing paart. Balladeske Romantik verströmt das ruhige "Flames". Es ist schon begeisternd, wie die Band eben noch mit dem Goth Metal kokettiert und gleich danach einen melancholischen Wave Song zelebriert, der tief in die Gänsehautatmosphäre eintaucht. "My sister Devil Angel" besitzt durch die Akustik-Gitarre gar ein wenig Folk Feeling. Jeder Song für sich ein kleines dunkles Juwel, perfekt inszeniert und in seiner Gesamtheit ein perfekt geschliffener Edelstein. Perfekt heißt hier nicht glattgeschliffen und weichgespült, sondern an den passenden Stellen nicht der Ecken und Kanten beraubt - und das ist heutzutage so selten wie ein vierblätteriges Kleeblatt am Bielefelder Bahnhof. www.the-escape.de (andreas)