CINNAMOON "Cinnamoon" (Dark Western-Blues Rock)
(Honeymilk records/Cargo)

Ich weiß nun wirklich, nicht wie ich diese Musik beschreiben soll. Stellt euch vor, Charles Bronson hätte seinen Vater in "Spiel mir das Lied vom Tod" gerettet, sie hätten aber ein einsames und verarmtes Leben auf einer kleinen Farm verlebt, und dieses Leben wird dann vertont. Voller Tragikomik entstand ein Soundtrack, der sich mal in schwermütigen Melodien ergeht ("dogtown") oder beschwingt die Weite einer Prärie intoniert ("head 'em up"). Altmodische Orgelklänge haben etwas von Cave oder den Doors. Die akustische Gitarre und der teilweise etwas nuschelige Gesang wird in perfekter Bob Dylan Manier dargeboten. Dazwischen immer wieder schön schräg und verwegen erscheinende Melodiebögen. Kurzzeitig winkt auch mal Cash von einer kleinen Wolke. Die Soundtrack-artigen Songs bewegen sich meist im unteren Tempobereich und besitzen dadurch ein gehöriges Maß an Dunkelheit. Wenn ich mir vorstelle, diese Musik gemütlich relaxt mit einem frischen Joint zu genießen, man könnte schwebend den Geist von John Wayne vor dem imaginären Auge sehen. Die flirrenden Saiten "drumhead trial" in Verbindung mit albtraumartigen, aber markanten dunklen Vocals erinnert dann endgültig an die "My Funeral" Phase von Nick Cave. Verworrene Stilwechsel und abgedrehte Instrument-vergewaltigende Passagen verstören Ohr und Geist. Man sieht nicht mehr John Wayne, sondern Spinnen und weiße Mäuse. Es wird Zeit nachzulegen oder zu entgiften. Und da folgt schon die musikalische Erholung in Form des betörenden, in seiner enormen Langsamkeit versinkenden "The Forest". Die Temponadel kann man aber auch unter Null drücken, wie "dry" beweist ...bin kurz eingenickt... ein wundervoller Song, zwar bedrückend, aber doch liebevoll umrandet. Der Trauerflor dezent leuchtend. "Tommorrow" ist hochmelodiös, aber das gemäßigte Tempo verkommt langsam zur perfekten Unterstützung der Einschlafphase. Zum Schluß hin ist vieles etwas zu experimentell und könnte tempomäßig etwas mehr variieren, ansonsten nichts aussetzen an dieser Randgruppen-Musik. (andreas)