L 'AME IMMORTELLE "Gezeiten" (Elektro Wave Pop)
(BMG/GUN/ Super Sonic)

Man durfte gespannt sein, wie die Band damit umgeht, plötzlich bei MTViva zu laufen. Also gleich das Positive zuerst, die Band bleibt sich treu, biedert sich keinem modernen Trend an. Hat aber natürlich für weitere Ausflüchte in den Massenkompatiplen Bereich reichlich Potential an Bord. Herausragend und noch ergreifender zelebrieren sie ihre balladeske Seite. Gleich der Opener "es zieht dich davon" wird von einer bezaubernden Trauer beherrscht und "Fallen Angel" weiß dem noch einen drauf zu setzen. Der Titelsong ist ebenfalls ein eher ruhiger Vertreter des düsteren Pop Genres, hier arbeit man gar mit schrägen orchestralen Soundstrukturen. Ein orientalischer Hauch umweht den liebreizenden Gesang. Leider muß man auch diesmal den männlichen Gesang von Soundfetischist Thomas Rainer kritisieren. So perfekt er die Regler beherrscht, so dilettantisch regiert er hinterm Mikro. Zwar holt Sonja komplett alles raus, aber die Band könnte so perfekt sein. "Rain" ist ein durchgestylter Pop Song im Midtempo-Bereich, deren Soundstruktur von einen durchdringenden Chorus beherrscht wird. "Stumme Schreie" von Text und Arrangement (war übrigens der Schlusssong auf'm Mera Luna) gehört von der textlichen Seite sicherlich zu einem der stärksten Songs der Band. Insgesamt ist man geneigt zu sagen, die Berliner sind rockiger geworden, aber dann dürften solche Beat-treibenden Songs wie "Masquerade" nicht auf dem Album sein. Treibende Elektronik, verspielte Computer Drums, abgedrehter Aggresso-Gesang. Dieser roher Vergewaltigungsakt der Schönheit wird in ein monotones "Kingdom" geführt. Rein elektronisch eregiert die Band ihren eigen Ur-Stil. Verwegene Samples unterlaufen einen Albtraum der Eleganz. Schönheit, hier ad absurdum geführt, regiert im tieftraurigen und perfekt intonierten "Fallen Angel". Insgesamt ein sehr elegisches Werk, dessen Höhepunkte in den Balladen zu finden sind, auf der anderen Seite gibt es mit "5 Jahre" einen Song, der den Chart Einstieg mehr als verdient hat. www.lai-music.de (andreas)