ELEND "Sunwar the dead" (Orchstral Gothic)
(Prophecy)

Der Rezensent runzt seine Denkerstirn, seine markanten Falten erlauben die Beschreibung der Musik in einem Satz, doch dann der Funke, hellrot glänzend, so einfach ist das nicht, die Welt ist komplizierter, die Musik ist komplizierter und Elend sind das in sich komplizierte Mahnmal. Lassen wir für kurze Zeit die Einfachheit in des Denkers Stirn regieren und beschreiben die neue CD als wahnwitzige Kollaboration aus Neubauten Krach und theatralisch leidende Dead can Dance. Die monumentalen Flächen und die theatralische Inszenierung könnte dann an die Franzosen von Rosa Crux erinnern. Ein wildes Durcheinander geformt zu einer eindrucksvollen musikalischen Hörorgie, welche geschickt im Krach wühlt, die Ruhe dezent mahnmalisiert und gleichwohl die durchgedrehte Variante des orchestralen Goth frönt. Es handelt sich hierbei um den zweiten Teil einer fünf Zyklen umfassenden Reihe, die dezent die Rasierklänge durch die imaginären Venen gleiten lässt. Nicht einfach düster, nein schwarz bis hin zum Schattenwurf im Kohlenkeller. Die Musik ist die Hand, welche aus dem feuchten Grab die tanzenden Seelen auf dem Friedhof der Melancholie in einen Abgrund der Angst zieht. Kompromisslos, verwegen und mit einer effektvollen Krachorgie umwoben, der den Ritt zur Hölle gar alptraumhaft ummalt. Percussions in wilder Magie, begleitet von warmen Vocals und explodierend in einer Depression, welche sich fast erotisierend und heimlich in die Gehörgänge frisst. Melodien werden mit Hitchcock Manier in ihre Einzelteile zersetzt, fortan dezent zusammengefügt um die Sinfonie um den Suizid von Boris Karloff gleiten zu lassen. Das Fünkchen Licht, ein Irrgarten, eine abschauliches Exponat der Melodie, vollkommen auf sich allein gestellt im Kampf gegen die alles zerstörende Macht. Ein angstschürendes Werk, welches brachial die Gefühlswelt des Hörers durcheinander bringt. Das Orchester des Wahnsinns begleitet seinen eigenen Todesritt. (andreas)