SUBSTANCE OF DREAM "Höllengott" (Dark Wave/Post Punk)
(De Profundis/ SX Distribution)

Nach der begeisternden Vorab-Maxi "Gloria" hab ich mit Spannung auf das komplette Album gewartet. Obwohl die Band in den frühen Neunzigern startete, ist diese Scheibe ihr Full Length Debüt. Auch ein Grund dafür war der Split '94. Wie würde es der Combo um den Ex-Fliehende Stürme Schlagzeuger gelingen, die Atmosphäre über die gesamte Spielzeit eines Albums zu behalten? Bereits die ersten Hörversuche ließen positives erwarten.
Heutzutage mutet die Verschmelzung von Dark Wave und Post Punk etwas eigenartig an, aber wer die ganz frühen Sachen von Sisters, Cure oder besonders Joy Division kennt, weiß, dass zum Beginn aller Dark Mucke, dass Eine nicht ohne das Andere existieren konnte.
"Pink": Ein treibender Gitarrensong mit rauem Gesang. Kleine Reminiszenzen an alten Deutsch Punk werden hörbar. Das Ganze allerdings frei von Parolen und eher in Endzeit-Gedichtform erzählt.
"defenceless soldier": Eine etwas schnellere Variante des guten alten Goth Rocks, wie sie Bands wie Love like blood spielten.
"satanskult": Erinnert von der Musik her ein wenig an "adrenochrome". Der instrumentale Geschwindigkeitsrausch wird von verwegenen Vocals begleitet und besitzt einen leichten Sarkasmus.
"Fremder Tag": Dies ist die deutsche Übersetzung von Cure's "Strange Day". Um auch musikalisch eine Verbindung zu Cure zu finden, empfehle ich "Grinding halt" oder "Another day".
"Behind tears": Die Vocals werden hallig intoniert. Erinnert an frühe Cure/frühe Joy Division.
"Psycho": Die Instrumentierung wird theatralischer und langsamer. Passend zum Titel ein Psycho Trip durch die finstersten Gassen der schwarzen Musik. Die Saiten weinen vehement zum betörenden Gesang.
"Höllengott": Der Titelsong ist sehr krachig untermalt. Könnte als plugged Version von Neubauten mit Das Ich Charme durchgehen. "Gott sitzt in der Hölle und trinkt jetzt roten Wein". Was ich schon immer gesagt habe, Gott hat die Menschen nur erschaffen, um mit dem Teufel die Langeweile aus seinem tristen Alltag zu vertreiben.
"an endless trip": Atmosphärische Elektronik trifft auf treibende Beats, etwas für die Tanzfläche, für die Tanzfläche in finsteren Underground-Discos natürlich.
"Zombie": Etwas ruhiger und mit leichter Trauer geht man hier ans Werk. Ein wenig Endzeitromantik findet sich in der atmosphärischen Darstellung wieder, während die Vocals im passenden Moment zu wütenden Ausbrüchen neigen.
"Gloria": Nicht umsonst als Singleauskopplung gewählt (siehe Review der gleichnamigen MCD)
"The Prophet": Ebenso wie "Psycho" eine Überarbeitung eines Songs der 94er "the Fall of Laura" CD. Ein wenig Deathrock Feeling kommt auf.
"Paradise", das getragene "Dead can Dance" und eine instrumental Version von Gloria beschliessen ein gelungenes Werk. Die Stuttgarter gehören zu den Vertretern der Dark Rock Szene, denen Authentizität wesentlich wichtiger ist als Kommerz. www.substanceofdream.de (andreas)