ORDEAL BY FIRE "untold Passions" (Old School Goth Rock)
(Strobelight Records/Indigo)

Der lange totgesagte Goth-Rock (Festivalveranstalter, Rezensenten und die meisten Labels glauben diesen Blödsinn) lebt. Dieses aktuelle Lebenszeichen kommt nicht gerade aus der Hochburg des Genres, nämlich Italien. Erster Vergleich, der mir in den Sinn kam, war Field's erstes Album ohne Western Touch und Staubhüte, dann erinnerten mich die Gitarren plötzlich an frühe Cure, während die leicht wütende Verzweiflung im Gesang etwas an Reptyle erinnert. Gleichsam sind "Stiff kittens" und "Altered States" erkennbar. So, genug der Vergleiche. Die Band arbeit im Gegensatz zu vielen neueren (natürlich auch älteren) Bands ohne Keyboard und erzeugt so die wahre Urform des Goth Rocks. Ganz nebenbei gelingt ihnen dadurch, herrlich frisch zu klingen und gleichsam die Düsternis in ein rohes Gewand zu kleiden. Dass man natürlich die Urväter des Genres nicht verleugnet, dafür steht das mit schön verwaschenen Gitarren intonierte "Re-creation". 1985 war ein gutes Jahr und die richtige Musik hat auch zwanzig Jahre später nichts an Reiz verloren. Bestechend auch, dass man fast unbemerkt eine eingängige Melodie zaubert, obwohl man weitestgehend auf den typischen Strophe/Refrain-Rhythmus verzichtet. Neben druckvollen Passagen besitzt diese CD auch verträumte, melancholische Facetten. So in dem leicht doomig angehauchten "Prisoner". Die ruhig dahinfließende Elegie wird nur durchbrochen von psychopathisch angehauchten Gesang. Leidet er, träumt er? Wie aus dem Nichts implodiert der Song zum Schluß in einer schwarzen Orgie. "Life's uncertainty" liefert den Beweis, dass Dr. Avalanche lebt. Eine Band meißelt sich sein eigenes Denkmal auf den Gräbern alter Helden. Was gibt es schöneres, als einen Spaziergang zum Friedhof, um Blumen auf die Gräber von Sisters, Fields, Joy Division, Love like Blood usw. zu legen und ganz nebenbei doch an die Auferstehung zu glauben. Grandioses Werk. Info: www.strobelight-records.com (andreas)