ANONYMOUS DREAM "Brilliant & Dangerous" (Synth Pop/80ies)
(Eigenproduktion)

Nicht ganz einfach zu rezensieren ist das Debüt Werk des Synthie Pop Trios. Auf der einen Seite ist es eins der ausgereiftesten Alben in diesem Genre, andererseits spielt man mit dem 80ern Pop Mau-Mau und zieht dabei nicht nur die Buben, sondern auch mal eine Sieben. Soll heißen, nicht nur die All-Time-Favorits (welche wir "alten Säcke" immer und überall geniessen) sondern auch die Peinlichkeiten (welche wir "alten Säcke" heimlich geniessen) werden in den ansonsten sehr eigenständigen Sound integriert.
Bestechend ist der Ideenreichtum. Da sorgt eine Gitarre für romantische Herbststimmung. Da paart man Neubauten Theatralik mit Rheingold. Da lässt man metallisches Riffing in Pop-Melodien fliessen. Ein Hauch Orientalik wird in "Quest of Therapy" verbreitet, dann führt man den Dark Wave sehr liebevoll und sanftmütig in die elektronischen Spielvarianten ein ("The Sun"/ meiner Meinung nach der Hammersong, bevor ich "vertrautes Land" hörte). Und über allem thront eine Stimme, welche ich mal als Mischung aus Veljanov, Almond, Eldritch, Begemann und Tim Fischer bezeichnen würde. Diese Melancholie in den Stimmbänder, diese Verzweiflung, welche sich in wohlig warmer Trauer wiederspiegelt und dieses gefühlvolle Interpretieren von betörenden Texten. Kitsch und ein klein wenig Pathos werden hier mal eben zur Kunstform erklärt und lassen vor dem geistigen Auge Bilder von van Gogh entstehen, die von Dali'schen Surrealismus in ein schwarz-romantisches Gewand gepinselt werden.
Den Höhepunkt des Albums setzte die Band an den Schluß. "Vertrautes Land" ist eine Mischung aus französisch angehauchtem Chanson, verspielter Musical Atmosphäre mit der kraftvollen Emotionalität versehen, wie man sie von Bands wie Diary of Dreams oder Diorama kennt. Aber natürlich gibt es auch einen Anfang, welches dem Ende kaum nachsteht. Melancholisch mit verspielten Soft Cell oder Real Life Charme erzeugt man mit sphärischen Keys eine Melodie die sich getragen in die Gehörgänge frisst ("lonely Angel"). Und Sänger MA 10 (u.a. auch Stimme von Z.e.t.a. X.) dürfte schon jetzt ein Platz in der entstehenden Hall of Fame des Synth Pops sicher sein.
Ein, im positivsten Sinne, Pop Album für die Sinne und evtl. würden "Visage" heute genau so klingen. Auch wenn der Vergleich mächtig hingt (weil hier kein Future Pop im eigentlichen Sinne gemacht wird), aber Bands wie VNV Nation oder Mesh wird eine derartig lange Nase gezeigt, welche Pinochio nicht mal mit den größten Lügen erreicht hätte. Die Songs gibt's unter www.adream.de zum Download und die CD für 3,95 (+ 2 EUR Versand) im Webshop zu kaufen. (andreas)