HALB SO WILD "Lebe wohl" (Female Metal)
(Eigenproduktion)

Schön, dass es auf dieser Welt noch Dinge gibt, die man nicht so ganz versteht. Da schickte diese Band doch ihre aktuelle Produktion, natürlich ohne Info. Ein Blick auf die Internetseite liess meine Grübeleien dann weiter im Dunkeln wandern. Bewirbt diese Band doch hierauf ihr Abschlusskonzert. Was soll ich nun tun, einen Nachruf schreiben? Aber damit nicht genug, die Musik ist auch nicht gerade leicht beschreibbar. Gothic, Metal, Folk (weiblicher Gesang), Schlager (Ey, nicht aufregen, ich meine damit ernsthafte deutschsprachige Musik) und Musical sowie Rock Oper, puuh, damit sind alle Elemente der Musik aufgezählt, allerdings fehlen noch dezente Anleihen von... Ganz nebenbei bleibt auch der Eindruck eines superblöden Bandnamens, der bei einer Gründung einer Punk Band mit massig Promillen durchaus noch erklärbar wäre, na ja, ihr trinkt wohl auch manchmal zuviel, sei euch verziehen. Alles, was ich in dieser Kritik aus tiefsten Herzen schreiben würde, könnte mir selbst zum Verhängnis werden. Deshalb völlig wertfrei sei die Verbindung von Marianne Rosenberg mit harten Gitarren hier erwähnt. Deutscher Metal geht des öfteren in die martialische Richtung, hier bleibt er versteckt hinter einem Vorhang der Melancholie. Nicht nur im betörenden Wechselgesang der cleanen weiblichen und männlichen Stimme (Michael Holm wird hier mal nicht erwähnt) in "lass uns ehrlich sein" bleibt ein Hauch von Musical. Dazu könnte man die Band auch als metallene Versuchung von L'ame Immortelle bezeichnen. Oder deutsche Lacuna Coil mit besserem männlichen Part. Die Texte sind sicherlich mit tiefem Kitsch behaftet, gleichwohl sind sie sehr gefühlsbetont. Und dazu hat die Band ein Gefühl für Melodien, für tiefgehende Refrains und Theatralik. Auf einer balladesken Romantik aufgebauter brachialer Sound. Gothic Metal für die Sinne und der perfekte Begleiter für das Abschiednehmen eines Lebensabschnittspartners. www.halbsowild.de (andreas)