:WUMPSCUT: "Bone Peeler" (Elektro/Industrial Rock)
(Metropolis/NovaMedia)

1 CD - 2 unterschiedliche Meinung. Andreas und Bastian im "Hot or not" Check der neuen :W: Scheibe.

Review 1:
Um es mal mit ganz einfachen, aber prägnanten Worten zu sagen: ich halte Rudy R. für den überschätztesten Musiker im gesamten Elektro/Industrial Universum. Mit kindlich naiver Komplexität zelebriert er uns diesmal die eher ruhigen Momente seiner Gefühlswelt. Aber mal ganz im Ernst, diese Soundstrukturen, diese Samples, diese Beats sind doch Allerwelts-Getöse. Wer seine Experimentierfreude derart in den Vordergrund drängt, gleichwohl aber vorhersehbar wie der morgendliche Stuhlgang daherkommt, verliert jegliche Innovation. Die spärlich gesäten Überraschungen sind nichts weiter als kurzfristige Verstopfungen. Skinny Puppy, Klinik, Projekt Pitchfork usw., alles landet im Verwurster und die schleimige, herauskommende Masse kredenzt uns der Meister mit einer bitterbösen Miene, samt rau-verzerrtem Gesang, und formt unser Gesicht zur lachenden Fratze. Da Rudy mittlerweile auch des Provozierens müde scheint, wird das Grinsen zu einem lauten Lachen. Industrial-Flächen, eingestreute Sprachfetzen und lieblich-aggressive Vocals verkommen im Verlaufe des Werkes zu einem eintönigen, wenig erbaulichen Intermezzo. Das Drumherum (wunderschönes Digi Pack mit Bonus Remix CD) ist wiedermal das Beste. Mit derartigen Aktionen (das Ganze auch noch als superlimitierte Box mit 12" und massig Beilagen) hat man sich bestimmt eine Käuferschicht erkämpft, und zwar die, des professionellen Verkäufers bei eBay. OK. Ausnahmen bestätigen die Regel / Hallo Bastian. www.wumpscut.de (andreas)


Review 2:
Nun also hat uns der Rudy ein neues Album vorgelegt, an welchem sich die Geister endgültig scheiden werden (Hallo Andreas). Im Gegensatz zu "Wreath of barbs" geht "Bone Peeler" wieder ein zugegeben kleines, aber bedeutendes Stück zurück. Gleich zu Beginn wird klar, dass hier ein kühler Kopf am Werke war, welcher sich auf sein Handwerk versteht. "Crown of Throns" ist als Opener gut gewählt, zeigt nochmals deutliche Anleihen an den Vorgänger und ist, wie alle Tracks auf dieser Scheibe, absolut Clubtauglich ohne gleich Future Pop zu sein. Doch schon "Just a Tenderness" macht deutlich, dass es hier wieder härter zu Werke geht. Gute Melodie, der typische, verzerrte Gesang und eine :W: bassline. Perfekt! "The March of the dead" und "Fear in Your eyes" bilden die beiden härtesten Tracks des Albums. Versehen mit gut gewählten Samples sind sie der weiteste Schritt zurück. Klar klingt :Wumpscut: 2004 nicht mehr so ungestüm wie früher, aber wer will das schon? Bands, die sich selbst nur noch kopieren, hat die Szene mehr als genug! Und ich kann bei Rudy weder Anbiederung noch sonstiges Kalkül erkennen, da es immer noch vom ersten bis zum letzten Ton nach :W: klingt. Den Höhepunkt erreicht BP, wenn die ersten klopfenden Schläge von "Rise Again" erklingen. Vielleicht der beste :Wumpscut: Track ever? Hier stimmt alles, vom Sound über die schon erwähnten Samples bis zur perfiden Atmosphäre! Dass sich inhaltlich während des Song alles noch mal dreht, muss nicht extra noch als Sahnehäubchen erwähnt werden (mach ich trotzdem). An den genialen Samples bei "Our Fatal Lounging" wird der Meister wohl einige Tage gesessen haben. Und auch der Song ist :W 2004: Ausgereiftes Songwriting, großartige Produktion und in allem schwingt die Ruhe mit, die Rudy im Laufe der Jahre gewonnen zu haben scheint. Mit schönem, ruhigen Frauengesang in "your last salute" endet dann ein Album, welches der geneigte Hörer auch ruhigen Gewissens bei Ebay ersteigern kann. Dann auch in der lim. Edition mit Bonus Remix CD, wie es sie noch NIE gab! Denn hier haben "Haus Arafna" sich zum allerersten Mal die Ehre gegeben!!! Die höchst limitierte Box (2525 Stück) ist schon vor VÖ vergriffen. Klar, bei dem Umfang. Die Vorfreude hat sich mal wieder gelohnt und ich bin gespannt auf Mai 2005. Mal sehen, ob "Der Blutharsch" dann auch wieder mit von der Partie ist. (bastian)