SENGIR "guilty water" (Bombast Goth Metal)
(Buzzville records /Belgien)

Ich muß vorsichtig sein, ich darf ja nicht schon wieder ein Album in den Himmel loben. Glaubt mir im Endeffekt eh keiner. Aber lasst es mich bitte dieses eine Mal noch einmal tun.
Ich behaupte ganz einfach mal, natürlich nach ausgiebigen Konfrontationen zwischen Ohr und Hirn, hier eine Sängerin zu hören, die wohl zum Besten gehört, was meine Lauscher in den letzten Jahren zu ihrer Bestimmung führten. Diese kristallklaren, von einer durchdringenden Gefühlswelt umwehten Vocals sind einfach schön. Und Schönheit ist nicht erklärbar, weil strapazierbar, aber diesmal sei allein der Ursprung des Wortes zu betrachten.
Die beiden Gitarristen nehmen ihre Stromgitarren zur Hand, liefern einen gewaltigen Brachial-Sound, die von sphärischen Keys in eine warme Melodie gelockt werden. Diese klassisch inspirierte Grundausrichtung, welche sich balladesk mit durchdringenden Chören in die verträumte Welt des Ohres drängt, liefert den Untergrund, auf dem sich Sängerin Ellen in einen Rausch singt. Weltliche Abwesenheit als Basis einer Stimme, die wohlig unverkrampft und verzichtend auf die Hochtöne einzig die von der Natur gegebene Faszination benutzt.
Sengir setzen eigentlich da an, wo The Gathering vor vier Jahren aufgehört haben. Schweifen After Forever und Within Temptation. Sind musikalisch Evanescence um Längen voraus. Und die Stimme dürfte dann als Kombination all dessen sein.
Die CD beginnt mit einem dramatischen Intro, welches an die 80er Gothic-Fraktion erinnert. Der Übergang ist fliessend und beherbergt einen druckvollen Sound, der stark basslastig und dennoch verspielt daherkommt. Beim Einsetzen des Gesangs entsteigt man in eine wundervolle Melancholie. Obwohl beim Opener noch die Härte etwas prägnanter instrumentiert wird, sorgt der hell-durchdringende weibliche Gesang für eine, wenn auch wütende, Balladeskität. Ich hoffe inständig, dass ich keinem Marktstrategen aufgesessen bin, ansonsten entschuldige ich mich für diese Worte.
Während andere Rezensenten sich einem Wolf schreiben, um eine Klonung zu beschreiben, liebkose ich diese Musik, die sich mit "moonlight reflection" einen romantischen Ruhepol kredenzt. Während diese atmosphärische Dichte noch von brachialen Riffs in die Straighte Metal Maschinerie gepresst wird, verleiht man ihr mit "ACS" eine hingebungsvolle Note, welche gleichsam doomig und Goth-rockig daherkommt.
Ein wundervolles Album und mit Sicherheit nur kurzzeitig ein Geheimtip. (andreas)