MECHANICAL MOTH "fallen into you" (Elektro/Industrial Wave)
(Scanner/Schwarzrock)

CDs ohne Info Blatt machen es dem Rezensenten nicht gerade einfach. Dass auch Schwarzrock/Scanner dazu übergeht, diese ohne Inlett Cover zu verschicken, verführt nicht wirklich dazu, sich intensiv mit einem Musikwerk zu beschäftigen. Natürlich lassen wir uns von derartigen Unterstützungsverfehlungen nicht abhängig machen und können euch berichten, dass der Schreiber dieser Zeilen zwischenzeitlich doch mal die CD zwecks einer genaueren Besichtigung aus dem Player zog. Er wollte einfach sicher gehen, dass es sich weder um die neue "Die Form" handelt, noch um ein Seitenprojekt von L?ame Immortelle. Fans beider Lager dürften auf alle Fälle ihre wahre Freude an dem Werk haben, zumal man (rein subjektiv) beiden Bands in Puncto Songwriting und Ideenreichtum einiges voraus hat. Das Duo beherrscht ihr Metier perfekt und hat einen Haufen an clubtauglichen Songs zu bieten. Der weibliche Gesang klar, mit leichtem Hall versehen, wirkt sehr betörend, die männlichen Vocals von wabernder Wut geprägt als rauer Gegenpart. Wunderschön, dass von dezentem Industrial bestimmte "Herz aus Stein". Kleine Fragmente des klassischen Piano Keys und betörend ruhige Zwischenspiele vervollständigen einem vom Trauerflor behafteten Dark-Elektro Song. Hat vom Gesamteindruck die gleiche Ausdrucksstärke wie "Stern" (LAI). In "Hope" zeigt die weibliche Stimme ihre klassischen Oktaven und steigt ein in ein bedrückendes Duett mit verzerrten Vocals. Die elektronischen Flächen befinden sich im Zwiespalt, sollen sie nun der Lieblichkeit mit betörender Melodie folgen, oder das schräg-böse mit alptraumhaften Samples in bedrückender Form inszenieren. Der sich nach allen Seiten öffnende Spagat ist gelungen und scheint keine Seite zu benachteiligen. Die sakral-düstere Seite ihrer Musik präsentiert man vor allem im Opener "Dead Roses", die Erzählform im Gesang (auch wenn sie nie rezitierend erscheint) erinnert zuweilen an Anne Clark. "Revive" ist dagegen wesentlich härter von der Grundstruktur. Die Beats bleiben in der Melodie behaftet, während die Gesänge ein wildes Intermezzo mit dem Verzerrer feiern. Hier klingt man wie frühe Skinny Puppy oder Klinik. Letzteres vor allem, weil man die straighten und durchdringenden Industrial Klänge zwar brachial inszeniert, aber gleichsam ein sphärische Atmosphäre erzeugen kann. Wäre der wabernde Industrial Sound nicht würde ich "personal Oblivian" als romantischen Dark Wave Song durchgehen lassen. Auch wenn es die Band evtl. nicht gerne hört, sie hat ein enormes Potential an Pop Appeal. Ihre schweißgetränkten Regler haben mit Sicherheit des öfteren einen Abstecher in die 80er gemacht. Auch wenn sich der männliche Part dagegen wehrt, so könnte Pop Musik im neuen Jahrtausend klingen, und wir befinden uns gerade mittendrin.
Es ist Freitag Abend und ich schreibe wahrscheinlich wieder wesentlich mehr als ich sollte (liest ja eh keiner). Bleibt zu sagen, hier handelt es sich um ein klasse Album und die beiden Protagonisten laden zu einem Fortbildungslehrgang ein und Gerüchten zufolge soll sich Rudy R. schon angemeldet haben. Gut so. Ansonsten: Kaufen und Gut. www.mechanicalmoth.de (andreas)