EISHEILIG "Die Gärten des Herrn" (Gothic Metal)
(Napalm Records)

Es gibt nicht viele Bands, welche bei mir das Spannungspotential beim Gang vom Postfach zum heimischen CD Player derart in die Höhe treiben lassen. Und es gibt noch weniger Bands, die mich mit Beginn des ersten Refrains derart an ein Album fesseln. Von Beginn an bestechend die Mischung aus heftigen Gitarren, brachialen Rhythmen, betörenden Keys und dem eindringlichen Gesang. Die deutsche Lyrik ist eine schwarzromantische Reise zwischen Schiller und Böll, modern und gleichsam altmodisch. Und ganz nebenbei gelingt der Band etwas ganz besonderes. Dieses Album könnte in einem Walkman verpackt die langweiligste Zugreise in ein Erlebnis verwandeln, es könnte aber auch dazu dienen, tief versunken über das Dasein zu sinnieren. Gleichzeitig könnte man den Gesang als zusätzliches Instrument betrachten und ohne Hirn sein Herz und den Bauch in elegischer Weise als Aufnahmegerät von eingängigen tiefmelancholischen Melodien betrachten. Im doomigen "Die Kraft" benutzt man das Vater Unser, um in einer geschickten Sprache "Gut und Böse" zu vereinen, und macht deutlich, dass das Eine nicht ohne dem Anderen existieren kann. "Hoch auf" geht wieder etwas melodischer mit den Gitarren um, der Heftigkeit zu Beginn folgt ein ruhiger Moment voller Gefühl, in dem geschickt die Aufmerksamkeit auf die Stimme und dessen Text gelenkt wird. Das Keyboard sorgt für dezentes Pop Appeal und eine eingängige Melodie. Der Opener "Wahntrieb" lässt ein verspieltes Bass das Intro inszenieren, heftige Saiten ziehen kurzzeitig das Tempo an, atmosphärisch dichtes Instrumentarium unterstützt fortan den Gesang. Die Gitarren dürfen sich immer wieder in heftigster Weise in den Vordergrund drängen, ohne je in zerstörerischer Manier die Melodie zu durchbrechen. Einige dürften kleine Probleme mit dem lang ziehen der Vokale beim Gesang haben, was besonders "Nebelreich" in einigen Passagen etwas schwierig wirken lässt. Für mich der Song des Albums ist "Mein Land", und das auch mal abgesehen vom genialen Text. Die Mischung aus aggressivem Bombast und melancholischem Ruhepol, das Wechselbad aus Harmonie und Verwegenheit ist bestechend. Ganz nebenbei sei noch mal etwas ganz wichtiges bemerkt, die Band ist sich treu geblieben. Sie behalten das Flair ihrer eigenbetitelten Demo CD, haben sich keinem Trend angepaßt, einzig ihre musikalischen Fähigkeiten wurden ausgebaut. www.eisheilig.de (andreas)