TON SUR TON "visitor" (Synthie Pop)
(Eigenproduktion)

Ich war wirklich gespannt, ob es dem ostdeutschen Duo, bestehend aus Ray Gordon (Musik und Produktion) und Ethan Kemp (Vocals) gelingt, den sehr guten Eindruck ihrer Debüt MCD "fly to the stars" auch über Albumlänge beizubehalten. Kurz gesagt, es ist ihnen nicht nur gelungen ihn beizubehalten, sondern zu verstärken. Die elf Songs bieten genug Spielraum für die verspielte Ader von Ray Gordon. Ruhige Songs wechseln mit clubtauglichen Tanzflächenfüllern. Sänger Ethan sorgt mit seiner, von wohlig warmen Klang umwobenen Stimme für gefühlvolle Stimmungen und glänzt vor allem in traurig behafteten Song mit einer unglaublichen Ausdruckskraft. Der Grundtenor des Albums ist dezent dunkel, allerdings eher erinnernd an die Gefühlswelt eines melancholischen Tagträumers als depressiv. Durchdringende Melodielinien werden unterbrochen von geschickt gesetzten Loops, die jedoch nie die Gesamtatmosphäre stören. Wie schon auf ihrem Debüt, verleugnen die Beiden auch diesmal nicht ihre Wurzeln, welche eindeutig im Wave Pop der 80er liegen. Die modernen technoiden Einflüsse werden sehr behutsam ins nostalgische Gesamtgefüge untergebracht. So besticht "breath of live" neben seinen treibenden Beats mit eingängigen Refrain und sphärischen Keys, die sich perfekt mit der charismatischen Stimme verschmelzen. Den Vergleich mit 80er Wave Pop hatte ich bereits erwähnt und nach mehrmaligen Hören kommt mir immer wieder eine Band in Erinnerung, OMD. Das tiefmelancholische "Angels" gehört für mich zu den Höhepunkten, je nach Stimmungslage überzeugt das druckvollere "intelligence" mit soundtrackigen Zwischenspiel dann mehr. Das abschließende "verborgene Gefühle" wäre die perfekte Untermalung für die Schlusssequenz von "Lautlos im Weltraum". Schön, dass es dem Duo gelungen ist, ein sehr abwechslungsreiches Gesamtwerk abzuliefern und damit den Synthie Pop Fan durch jegliche Stimmungslagen zu manövrieren. www.tonsurton.de (andreas)