OBSIDIAN VOICE "taste of night" (Piano Dark Wave)
(Eigenproduktion)

Wahrscheinlich läuft in meinem CD Player eines der wundervollsten, schönsten und düstersten Alben, dessen ergreifende Ausstrahlung und Perfektion ein Kunstwerk darstellt, welches nur vergleichbar wäre mit der ersten nicht genmanipulierten und in der Natur gewachsenen schwarzen Rose. Klaviersonaten, welche in ihrer getragenen Eleganz eine gefühlvolle Melancholie erzeugen und jedes schwarze Herz in einer Liebkosung der Dunkelheit warm ummantelt. Bereits mit ihrem Debüt gelang der Solokünstlerin ein wahrer Geniestreich, weit ab von allen neuzeitlichen Musikgenres. Das Zweitwerk ist erneut eine Ode an die Traurigkeit, allerdings noch betörender und deutlich sakraler. Obsidia lässt ihr Timbre in einer dunklen Form des Heavenly Voices intonieren. Trotz ihrer stimmlichen Kraft bleibt der Klang des Gesangs voller Verzweiflung. Im Gegensatz zum Vorgänger arbeit Obsidia hier auch mit exzellenten Gastmusikern zusammen, diese Zusammenarbeit erreicht in "embrace me" ihren Höhepunkt. Das klassische Klavier in Verbindung mit akustischer Gitarre, dazu ein gelungener Wechselgesang zwischen warmen männlichen Vocals und einem weiblichen Nick Cave. Die mit deutschen und englischen Texten versehenen Epen sind antimanische Manifeste, deren Energie den Hörer tief runterzieht, aber nicht in einen Abgrund, sondern ins tiefste Innere seines Seins. "Sleeping bride" oder "lullaby" eröffnen sich mit einer fast verspielten Naivität, bevor sie sich in elegischen Hymnen einer schmerzlichen Ästhetik hingeben und gleichsam einer emotionalen Schönheit frönen, deren Effekt einer tröstenden Mutterhand in einer Phase kindlicher Angst gleichkommt. Wer "requiem" gehört hat, wird nie wieder applaudieren, wenn ein Musical mit einer traurigen Ballade endet, denn er weiß, das hab ich schon besser gehört. "Taste of night" ist das Werk, welches mich mit Abstand in den letzten Jahren am meisten berührt hat. Manchmal bin ich glücklich, traurig zu sein. Album des Jahres, mindestens. www.obsidianvoice.de (andreas)