HIM "Love Metal" (Gothic Rock)
(Super Sonic/GUN/BMG)

Den musikalischen Start der Band um "Goth Superstar" Ville Valo hab ich von Beginn miterlebt. Den ersten Auftritt bei einem Open Air in Gelsenkirchen (1998) und eins der ersten Club Konzerte in einer dezent gefüllten Zeche Carl in Essen. Die Finnen, würden sie einmal aus qualitativer Sicht allein an ihrem Debüt gemessen, werden nie wieder diese innovative, jugendlich verspielte Art des Gothic Rock von "Greatest Love Songs 666" präsentieren. Ihr viertes Werk muß deshalb auch von zwei Seiten betrachtet werden. 1. die rein musikalische, 2. vom Konsumgedanken her. Deshalb eine Premiere, ihr bekommt gleich zwei Reviews.
Der Konsumgedanke:
Wie schon bei der Single gibt es auch bei der CD zwei Versionen, das dürfte hauptsächlich für Sammler und Verkäufer/Käufer bei Ebay interessant sein. Die 10, 11 oder 12 Songs (je nachdem, welche CD ihr in den Händen habt) sind durchzogen von eingängigen Melodien und zielen direkt auf die Zielgruppe der 10 bis 90-jährigen. Atmosphärisch elegant führt man durchs Album und tut dabei keinem weh. Der Metaller kriegt seine harten Riffs, das kleine Mädchen bekommt melodischen Gesang, der Gothic hat seine atmosphärischen Parts und für den Opa hat man ein wenig Friedhofsromantik in der Hinterhand. Pärchen finden die perfekte Begleitmusik für einen mit Kerzen beleuchteten Abend.
Zwischenspiel:
Einen derartig dämlichen Namen für ein Album zu nehmen, da gehört schon was zu. Obwohl, im Gesamtkonzept ist er passend, musikalisch, und wo bekommt man im Titel schon die Beschreibung der Musik. Oder gewinnt hier gar die Eigenironie die Oberhand und die Finnen sind gar keine Großkotze, die sich denken, eben mal so bei den Schwarzen abkassieren und dann ins Studio von Bohlen?
Musikalisch:
Ein großartiges Werk voller Gefühl und Hingabe. Balladeskes Songwriting trifft auf straighte Gitarren und formt in schwarzen Farben ein Feuerwerk voller eingängiger Refrains. "The Path" ist zum Sterben schön, wie aus dem Nichts durchschneiden die Saiteninstrumente eine getragene Stimmung und enden in exzessiven Experimentalismus. "The funeral of Hearts", die aktuelle Single, schleicht förmlich in die Gehörgänge, um dort in verwegener Ruhe ein Gewitter zu entfachen. Der Opener "buriede alive by Love" tritt den kleinen Mädchen kräftig in den Arsch und überzeugt mit seiner druckvollen Verwegenheit. Das Ganze endet in einer wilden Orgie und Ville wechselt zwischen dunklem Timbre und variablem Shouting. Bei "beyond redemption", erneut mit einem durchdringenden Refrain versehen, lässt Ville auch mal die Technik mit seiner Stimme spielen. Zum richtigen Zeitpunkt lässt er aber seine Original Stimmbänder regieren und mit machtvollen Keys, sowie progressivem Riffing seine Gedanken in die Gehörgänge fließen. Mit "sweet pandaimonium" hat man die erste Ballade am Start. Sisters Bass vermischt man mit 80er Wave Pop und bleibt doch seiner Linie treu. Wild und roh präsentiert man sich zu Beginn von "soul on fire". Völlig überraschend regiert nach explosivem Beginn die pure Romantik. Diese Explosivität hohlen sich HIM im Chorus zurück und überlagern die gefühlvolle Variante mit einer gehörigen Spur von Saitenbombast. "The Sacrement" beginnt mit einem barocken, teils sakralen Intro und ergeht sich fortan in eine einschmeichelnde Melodielinie. Ville klingt ein wenig leidend, belässt es aber bei kurzem Trauergesang, um erneut sein dunkles Timbre, welches immer wieder durch seine Variabilität glänzt, im Sinne der Melodie zu benutzen. Schwarzherz, was willst du mehr.
Endspiel:
Die Plattenfirma war mal wieder derart genial und derart weit ab vom modernen Medium, dass man uns erst nur eine Musikkassette zukommen liess. Mittlerweile liegt uns aber doch eine CD-Version vor (Anm.: Danke Mark!), so dass ich jetzt in Ruhe die Musik sowie ein HIMbeereis geniessen und euch den HIMmel auf Erden wünschen kann. (andreas)

Tracklist Jewelcase:
01. Buried Alive By Love, 5:01
02. The Funeral Of Hearts 4:29
03. Beyond Redemption, 4:270
04. Sweet Pandemonium, 5:46
05. Soul on Fire, 3:59
06. The Sacrament, 4:30
07. Fortress Of Tears, 5:47
08. Circle Of Fear, 5:24
09. Endless Dark, 5:32
10. The Path, 7:42
11. The Funeral Of Hearts (Video), 3:39

Tracklist Digipak:
01. Buried Alive By Love, 5:01
02. The Funeral Of Hearts, 4:29
03. Beyond Redemption, 4:27
04. Sweet Pandemonium, 5:46
05. Soul on Fire, 3:59
06. The Sacrament, 4:30
07. Fortress Of Tears, 5:47
08. Circle Of Fear, 5:24
09. Endless Dark, 5:32
10. The Path, 7:42
11. Love's Requiem, 8:36
12. Buried Alive By Love (Video), 3:44