SAMSAS TRAUM "Ipsissima Verba" (Gothic)
(Trisol/EFA)

Eine Samsas Traum CD ist irgendwie die musikalische Variante der Kinderüberraschung für Erwachsene. Der Geschmackssinn, der bekanntlich bei jeglichen Tonträgern eher eine untergeordnete Rolle spielt, wird erneut durch einen wahren Augenschmaus ersetzt, der sich durch ein tolles Booklet in Verzückung setzt. Spannung ist bei Alexander sowieso immer vorhanden und nach Einlegen der CD ist das Gehör das Spielzeug des Geistes. Fangen wir heute mal mit dem letzten Stück der CD an. Es ist eine sehr interessant interpretierte Cover Version von "Ton Steine Scherben" vom "keine Macht für niemand" Album (wenig überraschend, dass es auch dort den Abschluß bildet). Mit Minimal Elektronik unterstützt man Reisers Poesie und lässt den Song von '72 als eine Adaption der frühen der 80er erklingen. Mittelpunkt der CD ist der Song "tineoidea" , der gleich in drei Versionen auf dem Silberling enthalten ist. Sehr gefühlvoll mit leichten pathetischen Zügen erzählt der Song sehr persönliche Gedanken und lässt sich von melancholischen Melodien verführen. In der Remix Version erkennt man zudem Alexanders Neuentdeckung: Die frühen 80er. Wesentlich heftiger geht es bei "Kamikaze" zu, dessen EBM Rhythmen durchaus als tanzbare Version seines Seitenprojekts dienen könnte. "Glück und Asche" ist ein verschollener Track des "Utopia" Albums und glänzt mit seiner sakral-klassischen Stimmung, die in einem wahren Geschwindigkeitsrausch gipfelt. Verwegenes Flüstern und brachiale Vocals begleiten die heftigen Up Tempo Tiraden, natürlich unterbrochen von bombastischer Ruhe und dezenten, verwegenen Zwischenspielen. Geschickt arbeitet man bei "eine Romanze mit Sternen" mit einem sehr klassischen Arrangement. Ein wenig angelehnt an Lacrimosa lässt man ein langes, klassisches Intro ertönen, in dem wie aus dem Nichts der Gesang einsetzt. Fortan unterstützt eine sanfte Melancholie die Erzählung und wird mit dezenten Beats verfeinert. Traurigkeit, Hoffnung und Verzweiflung erklingen aus eindringlichen Vocals und die Botschaft gipfelt im prägnanten Schlusssatz. Angst ist eine Spoken Word Performance, deren musikalische Untermalung einem Hörspiel gleicht. Insgesamt eine bedrohliche Beschreibung eines Gefühls, dessen unbeschreibliche Energie jeder von uns kennt. Die Form und die Sprachwahl erinnert an "Wasserturm" von Neubauten. Erneut ein Geniestreich, der besondere Gefühlswallungen im Rock Hard hervorrufen wird. (andreas)