FLOODLAND "decay" (Goth Rock)
(W.A.B./Napalm records/SPV)

Die Österreicher gehören mit Sicherheit nicht zu den Bands, welche es dem Rezensenten leicht machen. Zu abwechslungsreich ist ihr aktuelles Werk. Das Beste wäre jegliche Kritik sein zu lassen und den Liebhaber düsterer Klänge zwingen, sich dieses Werk in einer ruhigen Stunde zu Gemüte zu führen. Er würde wie in Trance jeden Bestellschein unterschreiben. Es ist ein fesselndes Werk und irgendwie weiß man nicht warum. Ist es die Dunkelheit der Songs, ist es die Verspieltheit mit derer man jegliche Genre Grenzen sprengt, ist es die Eingängigkeit der Songs, die sich wie ein Tinnitus in die Gehörgänge festsetzt, ist es die theatralische Umsetzung, ist es die tiefe Stimme? Ich hab mir dieses Album mehrmals angehört, ich finde immer wieder ein anderes Lied, welches mich besonders anspricht und meine Finger zur Repeat Taste führen lässt. Der Opener ist stark elektronisch und entwickelt sich fast zu einer musikalischen Novelle. Sänger Christian verbreitet textlich und gesanglich eine dramatische Weltuntergangsstimmung. "Dorian" erinnert teilweise an frühe Lakaien, allerdings nur im Refrain, den ansonsten glänzt der Song mit überraschenden Zwischenspielen begleitet von geflüsterten Stimmen und dezenten Samples. "morning won't come tonight" ist voller mystischer Eleganz, welche in eindringlichen Erzählungen und einem bestimmenden Keyboard zur genussvollen Düster Hymne mutiert. Hymne ist das richtige Wort, denn fast alle Songs glänzen durch ihre hymnenhafte Auskleidung. Teilweise bombastische Arrangements schweben zwischen druckvoller Energie ("rainchild") und balladesker Eleganz ("dark Town"). Ich habe selten ein derart dunkles Werk gehört, welches trotzdem voller melodischer Ohrwürmer ist. Floodland ist die Einstiegsdroge für junge Schwarze und gleichzeitig die Droge der Wahl für diejenigen, die mit Mission, Sisters groß geworden sind. Und bei "Coincidence" hat mit einem Saxophon ein neues Instrument Einzug in die dunkle Musik gefunden. Ein wirklich geniales Werk, dessen Ideenreichtum nur beim ersten Hören verwirrt. (andreas)