Liveberichte 2000
Berichte von Bands on Tour, in Hallen oder an der frischen Luft.



Darkstorm Festival
Phillip Boa + Zeromancer + And One +Letzte Instanz + Hocico
Herford, Kick (28.12.00)

Dark Storm Festival Herford, Kick 28.12 00
Das diesjährige Dark Storm brachte erneut Bands aus den unterschiedlichsten Richtungen zusammen. Als Opener fungierten diesmal Letzte Instanz. Ihre Musik ist sehr schwer zu beschreiben. Da sind zunächst dunkle unter die Haut gehende Vocals von Robin Sohn. Ein zweiter Sänger beschäftigt sich mit geschrienen Sprechgesang, durchbricht dadurch die Romantik mit Aggression, kein Wunder daher, daß ihr erstes Album "Brachialromantik" betitelt wurde. Eine wild gespielte Violine unterstützt das druckvolle Gitarrenspiel. Dazu entlockt Benni Cellini seinem Cello immer seltsame Klänge. Das ohne Resonanzkörper auskommende Instrument tut sein übriges. Breakbeats contra Streichorgien durchzog die 30 minütige Darbietung der Combo. Neben dem Camouflage Cover "Love is a shield" gab es Songs des aktuellen Albums, von dem besonders "Das Spiel" mit seinem infernalem Ende überzeugte. Zusätzlich gabs durch Feuerspuck Einlagen ein bißchen Wärme in der Halle. Als nächstes betraten Hocico die Bühne. Hätten sie es besser nicht getan. Sie klangen wie Scooter und waren ebenso schlecht wie überflüssig. Verzerrte Schreivocals und schnelle Beats, das kann nun wirklich jeder. Als nächstes gab es eine Mischung aus Gothic, Metal und Elektronik der Norweger Zeromancer. Wohl einigen unter dem alten Namen Seigmen bekannt. Aggressive Melancholie mit einem ausdrucksstarken Sänger. Nach kurzer Umbaupause (auch die Roadies sollen hier mal gelobt werden, die ihre Arbeit im Schnelldurchgang verrichteten) betrat dann schon Philipp Boa mit neuer Sängerin die Bühne. Typisch für Boa, dass es neben Songs des aktuellen Albums, auch erneut die alten Klassiker gab. So begann der Set mit dem getragenen "Deep in Velvet". Hier merkte man, daß Philipp erneut ein glückliches Händchen beim Aussuchen der Sängerin bewies. Mit seinen wesentlich längeren Haaren sah er heute noch ein bißchen verwegener als sonst aus. Und er war gut drauf. Liebevolles Geplänkel mit dem Publikum, auf dem Boden wälzen, und seine typischen zuckenden Tanzbewegungen ließen auch das Publikum in Ekstase versinken. "This is Michael" oder "Annie flies the Lovebomber" wurden begeistert abgetanzt. Seit längerer Zeit gab es auch mal wieder "And then she kissed her" zu hören. Den Abschluß bot wie immer "Kill your Ideals" welches in einer wilden Gitarrenorgie endete. Den Schlußpunkt des Festivals setzten dann die Synthie-Waver von And One. Poppige Klänge und etwas seltsame Kommentare des Sängers ("Ihr wurdet von 4 Bands gefickt") beendeten ein Festival, welches durch die unterschiedliche Zusammensetzung wohl darauf zielt, möglichst viele Leute anzulocken. Und nun spielen wir mal Lehrer: Boa- sehr gut/ Zeromancer- gut/ Letzte Instanz- gut/ And One- befriedigend-/ Hocico- ungenügend. (andreas)



Cassandra Complex Bielefeld, Forum (14.12.00)

Anstelle einer Vorband gab es diesmal einen Film über Gothics in Amerika und endlos Zeichentrickfilme. Hoffentlich macht das nicht Schule, denn erstens gibt es Kino und Fernsehen, zweites nimmt man so einer unbekannten Band die Chance, sich einem größeren Publikum vorzustellen. Ein ziemlich dramatisches, langgezogenes Intro begleitete Nebelschwaden auf ihrem Weg zur Bühnenmitte und lieferte den Auftakt des Konzertes. Es ist die erste Tour der Cyperpunx seit fast sieben Jahren (abgesehen von einigen Festivalauftritten). Aber Mastermind Rodney Orpheus hat nichts von seiner Energie verloren. Zwar bewegt er sich ein bißchen weniger wie früher, trotzdem nutzte er die Größe der Bühne voll aus. Auch der Kontakt zum Fan sind geblieben. So fragte er diesmal einen etwas schwankenden Besucher, ob er zuviel Drogen genommen hätte. Wie bei der letzten Deutschland Tour 93 diente auch diesmal das schwungvolle "Nightfall" als Opener. Neben Songs der aktuellen CD "Wetware" gab es auch eine ganze Menge alter Klassiker. Bei "Moscow Idaho" kam es erstmalig, beim ansonsten eher zurückhaltenden Publikum, zu wilden Tanzeinlagen. Der Song kommt nicht mehr so heftig wie vor 15 Jahren, zeigt aber immer noch die punkige Seite der Band. Neben ruhigen Songs wie das getragene "second shot" gab es mit dem Borghesia Cover N.U.D. auch explosive Elektro-Hammer. Das von der neuen Platte stammende Valis fügte sich nahtlos in die alten Klassiker ein. Mit der Mischung aus Gothic und Elektronik in Verbindung mit einem eingängigen Refrain überzeugte dieses Stück auch Live. "God John" zeigte dann das Melancholie und Härte auch einträchtig nebeneinander existieren können. Für diese Tour konnte er neben Volker Zacharias (Girls under Glass) auch Mindy Kumbalek von den Goethes Erben verpflichten. Neben Synths betätigte sich Mindy auch als Schlagwerkerin, und bewegte sich in ihren handwerklichen Pausen wesentlich mehr als bei ihrer Hausband. Ein Live gespieltes Cello gab vor allen den ruhigen Songs von Wetware einen getragenen Unterton. Rodneys Stimmbänder haben spürbar an Melodiösität gewonnen, ohne in den aggressiveren Stücken auf rohe Schreieinlagen zu verzichten. 90 kurzweilige Minuten mit einem Hauch von Nostalgie. (andreas)



Cradle Of Filth + Christian Death + Usurper Osnabrück, Hyde Park (30.11.00)

Es war der Tag der Neueröffnung des Hyde Parks in Osnabrück, der schon immer ein beliebter Liveort vieler Bands aus In- und Ausland der Szene war und jetzt wohl auch wieder sein wird. Jedenfalls war eine der Eröffnung würdige Band angekündigt, die Black Metaller Cradle Of Filth. Bevor wir allerdings deren Auftritt entgegenfieberten, galt es noch zwei Hürden zu überstehen. Da waren zum einen Usurper, die bei ihrem halbstündigen ihren relativ belanglosen Black/Death Metal runterspielten ohne das Interesse von etwa 90% der bis dahin schon anwesenden Leute zu erwecken. Die Mucke hat, wie schon im Vorfeld befürchtet echt keinen vom Hocker gerissen. Nach relativ kurzer Umbauphase dann die nächste Tortour. Christian Death kamen in Army-Fleckentarn-Klamotten auf die Bühne, dazu vermummt, und fingen eigentlich ganz akzeptabel an. Ihren eigenwilligen Stil aus Gothic, Punk und alternativen Klängen muss man nicht mögen, aber kann man sich manchmal doch anhören. Soweit so gut, aber ab Lied Nummero Zwo war es dann meist mit den männlichen Vocals vorbei, es gab sich dann eine Sängerin die Ehre, die den Titel "Sängerin" nicht annähernd(!) verdient hatte. Diese Frau (es war auf jedenfall eine) schrie meist in ihr Mikro und verusachte dadurch einen recht unangenehmen Schmerz in meinen Ohren. Und nicht nur in meinen Ohren, denn von meinen Begleitern kamen Kommentare wie "steck‘ der mal einer 'nen Korken in den Hals" oder "das ist ja grausam", die ja wohl alles sagen. Auch Christian Death konnte bei ihrem 30minütigen Auftritt das Osnabrücker Publikum nicht aus der Reserve locken. Ihr Still und vor allem der Frauengesang kamen nicht an. Einzig als Madame sich mittendrin bis auf Strapse und Korsett entkleidet hatte, wurde man kurz aus seinen Gedanken gerissen. Aber diese Ablenkung half auch nicht. Nach diesem Auftritt hiess es nochmal ein wenig Geduld beim Umbau und den Soundchecktests aufzubringen, aber dann ging’s los mit dem Hauptact. Cradle kamen waährend des recht langen Intros nach und nach auf die Bühne und zeigten dann, wo ihr Black Metal Hammer hängt. Wie so oft bei Black Metal Konzerten blieb von der CD-Atmosphäre nicht viel übrig, sondern die sehr laute Gitarrensoundwand fegte volles Programm durch unsere Ohren. Dani zeigte sich stimmlich sehr abwechslungsreich, was wohl auch daran lag, dass er nicht die ganze Zeit sein hohes Kreischen hätte halten können. Das Programm war sehr abwechslungsreich gewählt, so spielte man sowohl einige interessante Sachen der letzten Alben (z.B. "Cruelty brought thee orchids" vom Cruelty and the Beast Album) als auch die besten Stücke ihrer neuen CD "Midian". Die Songs der letzten beiden Alben kamen beim Publikum, dass jetzt endlich erwacht war und Stimmung machte, auch am besten an. Nach einer dreiviertel Stunde verabschiedeten sich C.o.F. auf einmal. Das soll’s schon gewesen sein ? Nein, denn zum Glück gab’s noch eine 25minütige Zugabe, bei der u.a. "From the Cradle to Enslave" von der diesjährigen MCD gespielt wurde. Am Ende war es dann zwar ein versöhnlicher Auftritt von Cradle of Filth, der die Vorbands ein wenig vergessen liess, aber dennoch habe ich etwas mehr Show von den Engländern erwartet. Einfach nur ihr Stücke spielen und ein bisschen Palaver zwischendurch war eigentlich etwas zu wenig. (eller)



The Mission Bremen, Tivoli (12.11.00)

Mit "never again" wählten The Mission diesmal einen etwas stockenden Beginn, bevor mit "Into the blue" die harmonischen Melodiebögen wieder in den Vordergrund rückten. Aber auch die konnten das Bremer Publikum nicht aus der Reserve locken. Fast apathisch verfolgte man dann die Reise in die Anfangstage von The Mission. "Severina" und "Serpents kiss" von der ersten Single ließen an diesem kalten Novemberabend Frühlingsgefühle wach werden. Der Kuss der Schlange beging Wayne mit einem langgezogen tzssss im Refrain. "Amelia" und die Ode an die Liebe "Butterfly on the wheel" folgten. Wayne war erneut nicht so gut drauf, was zum einen an seiner Erkältung, zum anderen an der vorangegangenen Sauforgie in Herford lag. Bevor man mit dem neuen Song "mesmarized" bewies, daß The Mission auch im neuen Jahrtausend perfekte dunkle Rocksongs schreiben können, ging man noch mal weit zurück. "Garden of delight" in der Version der zweiten Single und das melancholisch düstere "Naked and Savage" erzeugten eine Gänsehaut Atmosphäre. Das getragene "Swoon" wurde erneut in einer etwas anderen Version dargeboten. Etwas poppiger ging man bei "Beyond the Pale" zu Werke bevor mit "Tower of Strength" und "Deliverane" das Ende des Normalprogramms eingeläutet wurde. Als erste Zugabe gab es Wasteland, welches dann doch mal das Publikum erwachen ließ, vor allem als im ruhigen Mittelteil die Takte von Marian angespielt wurden. Die weiteren zwei Songs des ersten Zugabeblocks sind mir entfallen. Trotz nur geringer Zuschauerreaktionen kamen die Vier noch ein letztes mal auf die Bühne um mit "childs play" und "Daddy gone to heaven now ", welches in einer wilden Gitarrenorgie endete, einen würdigen Abschluß zu bieten. Es war ein zwiespältiges Konzert. Zum einen hatte Wayne nicht seinen besten Tag. In den ganzen neunzig Minuten kam nur selten ein Lächeln über seine Lippen. Zum anderen sorgten die gelangweilt, stur stehenden Fans für triste Stimmung. Beides hing wohl irgendwie zusammen. Hamburg sollte besser werden. Fortsetzung folgt. (andreas)



The Mission Herford, Kick (11.11.00)

Wie sagte Wayne im Interview: "Letztes Jahr kamt ihr zu uns, heute kommen wir zu euch." Nach fünfminütiger Anreise und kleineren Problemen beim Interview, welches erst mit zweistündiger Verspätung stattfand, befanden wir uns im recht gut gefüllten Kick, welches heute seinen 8 Jährigen Geburtstag feierte. Pünktlich dann der Beginn mit der selben Vorgruppe wie zuvor. Sie heißen übrigens Underdog und machen ihren Namen alle Ehre. Nach halbstündiger Umbaupause und dem Intro von "O fortuna" aus Carl Orffs "Carmina Burana", begannen The Mission im Gegensatz zu Hannover mit "Beyond the Pale" und ließen "Hands across the Ocean" folgen. Von Beginn an herrschte eine ausgelassene Stimmung. Angefangen mit Konfettiwerfen, über auf Schultern tanzende Fans, feierte das Publikum sich selbst, als auch ein erneut herausragendes Live Erlebnis. Ein weiblicher Fan enterte während der Show für einen Kuß die Bühne, was Wayne mit einem verschmitzten Lächeln honorierte. Bei "Hands across..." ließ man sich nicht lange bitten, um die Arme gen Hallendecke zu strecken. Leider war Wayne aufgrund einer Erkältung nicht ganz so gut drauf. Auch seine Stimme schien, trotz Marens Wick Bonbons, gelitten zu haben. Die typische Weinflasche mußte normalen Wasser weichen. Weitere Neuerungen waren das melodische "Kingdome Come", ein selten gespielter Song von der "Masque", und das Depeche Mode Cover "Never let me down again". Wayne führte diesen Synthie-Pop Song in die dunkle Welt des Gitarren Wave. Das wiederum in düsteren Gewand dargebotene "Amelia" und das erneut überwältigende "Wake" waren weitere Höhepunkte. Ansonsten gab es den bekannten Querschnitt durch 10 Jahre Mission inklusive den neuen Song "Mesmerised", der sich perfekt ins Gesamtgefüge einpaßt. Das normale Programm endete mit der Huldigung von Fans und Roadies ("Tower of strength "), sowie der Einforderung von "Deliverance", welches das Publikum in der sehr kurzen Pause dann für sich einforderte. Der Zugabenblock brachte neben "Wasteland" auch das Stooges Cover "1969", in dem Wayne seine aggressivere Seite offenbarte und die Fans zu wilden Tanzeinlagen vor der Bühne führte. Neunzig unterhaltsame (was sag ich, unvergeßliche) Minuten fanden im infernalen "Daddy gone to heaven now" ihren Schlußpunkt. Klar war nun auch die sonntägliche Reise nach Bremen. Fortsetzung folgt. (andreas)



The Mission Hannover, Faust (9.11.00)

Endlich nach fünf Jahren kam ich wieder in den Genuß einem Clubkonzert von The Mission in Deutschland beizuwohnen. Es sollte ein denkwürdiger Abend werden. Über die Vorband hülle ich mich in Schweigen, außerdem fand ihr Name nicht den Weg in mein Gedächtnis. Gegen 22.00 Uhr betraten Wayne und seine Mitstreiter dann nach kurzen dunklen Intro ("Das Omen"?) die Bühne. Den Anfang machte das Beatles Cover "Tomorrow never knows". Bereits mit dem zweiten Song "Into the blue" hatte Wayne die nicht all zu zahlreich erschienenen Fans voll im Griff. Wie bei Mission Konzerten typisch, begeisterte die Spielfreude der Band. Mastermind Hussey wechselte immer wieder die Gitarren und gab seine ihm eigenen Tanzeinlagen. Locker reagierte er auf die vielen Zwischenrufe, in denen jeder sein persönliches Lieblingslied einforderte. Mit "Severina" und "Garden of delight" ging man zurück ins Jahr 86. "Armelia" von der Carved in Sand CD wurde in einem wesentlich düsteren Gewand gepackt, welches den Text, in dem es über Kindesmißbrauch geht, noch beklemmender erscheinen ließ. Nach diesem Ausflug in menschliche Abgründe folgte als perfekter Kontrast mit "Butterfly on the wheel" eines der schönsten Liebeslieder. Der Nachfolger war das selten gespielte "Spider and the Fly", welches die experimentelle Seite der Band aufdeckte. Erneut ein Ausflug in die düsteren Anfangstage gab es mit "Naked and Savage" von der ersten Maxi. (Auf der Tracklist fand der Song als "Naked and sausage" einzug, wohl eher ein Joke als ein Fehler des Schreibers). Mit "mesmerised" gab es auch einen ganz neuen Song. Eine Vermischung von ganz frühen Mission Sound und der poppigen Verspieltheit der 90er. Verquere Melodiebögen bestimmten das getragene "Swoon". Nach "Beyond the Pale" besang Wayne seinen "Tower of Strength um mit "Deliverence" die Fans für kurze Zeit allein zu lassen. In der Pause gab es neben Zugabe Rufen immer wieder den Refrain von "Deliverence" vom Publikum. Die Protagonisten des heutigen Abends ließen sich nicht lange bitten um mit "Never again" ihre Reunion musikalisch ad ab surdum zu führen, bevor man wieder der Freude des Coverns alter Hits freien Lauf ließ. "Like a hurricane" ist mittlerweile so mit the Mission verbandelt, das dabei wohl kaum einer an Neil Young denkt. Etwas anders die Sache beim Stones Cover "1969", welches schon von den Sisters immer wieder gerne gecovert wird. Nach einer erneuten Pause betrat Wayne ohne seine Mitstreiter die Bühne und sorgte mit dem Elvis Song "Can`t help falling in love with you" für verwirrte Ohren. Und dann war es soweit. Der Höhepunkt dieses Abends und meiner ganzen Mission Konzerte. Meine Augen füllten sich mit Tränenflüssigkeit, eine Gänsehaut breitete sich schlagartig über den ganzen Körper aus. Anlaß waren die ersten Takte von "Wake". Wie ein kleines Kind stand ich mich leuchtenden Augen da, vergaß alles um mich herum und lauschte den dunklen Klängen dieses Songs. Noch immer benommen von der Atmosphäre des Songs war ich kaum aufnahmefähig für den Mission Hit schlechthin, "Wasteland". Den Abschluß dieses unvergeßlichen Abends bot das getragene und melancholische "Daddy gone to heaven know". Bei der Heimfahrt wurde mir wieder deutlich, warum mich diese Musik seit mittlerweile 15 Jahren ständig begleitet. (andreas)



Dreadful Shadows+Scream Silence Essen, Zeche Carl (15.9.00)

In der gut gefüllten Zeche wurde eine der ganz großen Gothic Bands Deutschlands verabschiedet. Doch zunächst präsentierte man mit Scream Silence, seine eventuellen Nachfolger. Die ebenso aus Berlin stammende Band überzeugte mit ruhigen aber kraftvollen Wave Songs. Neben Songs ihrer aktuellen CD wurden auch neue Stücke und ein Cover von Wolfsheim gespielt. " the Sparrows and the Nightingale" behielt zwar die Melancholie des Originals, wirkte aber durch den Einsatz von Gitarre und echten Drums wesentlich frischer. Scream Silence waren mit ihrem melodischen Dark Sound eine perfekte Vorband, und ein Beweis dafür, daß sich eine Träne des Abschieds in einen freudigen Salztropfen der Hoffnung verwandeln kann. Eine Band, welche es versteht noch Dark Rock im ursprünglichem Sinne zu machen, ohne sich der Elektronik oder dem Metal zu verkaufen. Nach einer kurzen Umbaupause betraten dann die Schatten die Bühne, um noch einmal mit dezentem Licht dieselbigen für immer zu durchbrechen. Sänger Sven wirkte nicht nur etwas erkältet, er war es auch. Und außerdem hatte seine Stimme den Strapazen (Teilweise 3 Stunden) Tribut zollen müssen. Das ganze Ausmaß seines Stimmverlustes kam eigentlich nur bei seinen Anreden zum Tragen. Ansonsten verschaffte er mit seinem heutigen rauhen Stimmbändern den Songs eine zusätzliche Atmosphäre. Vor allem weil er mit seinen von Krankheit und Abnutzung gezeichneten Stimmorgan den Songs einen rauheren dunklen Effekt verschaffte. Insgesamt gab es einen Querschnitt durch die Geschichte der Dreadful Shadows. Vor allem die Stücke des ersten Albums "Estrangement" wurden vom Publikum begeistert aufgenommen. Songs wie "Sea of tears", "funeral Procession" oder das etwas heftigere "Dead can wait" sind zu echten Klassikern geworden. Und wie immer gab es eine ganze Menge Covers zu hören. Songs von Marylin Manson oder Placebo wurden ebenso dargeboten wie die bekannten "Twist of my sobriaty" (Hier ist deutlich was man aus Pop Schnulzen alles machen kann) oder das New Order Cover "True Faith". Wie unterschiedlich und abwechslungsreich ihre Musik ist, bewiesen sie mit "Crying", einem balladesken, traurigen Song, welcher durch die von Erkältung geschwängerter Stimme ein bißchen rauher klang als sonst und dem von der gleichen CD stammenden "Burning the Shrouds", welche eher die tanzbare Seite der Berliner wiederspiegelt. Ein Konzert welches am Ende jedes Gefühl der Trauer in die Hoffnung versetzte, das Sven irgendwann, irgendwie und irgendwo Solo mit seiner dunklen Stimme, düstere Musik begleitet. Eine geniale Band nahm Abschied, vergessen wird man sie nie. (andreas) p.s. Liebe Grüße an Tom und Luise



Smashing Pumpkins Arena, Oberhausen (23.9.00)

Pünktlich um 20:15 Uhr begannen Billy & Co. ohne große Worte ihre Abschiedsvorstellung. Billy, in einem langen weissen Gewand, schnurrte einige Titel des Albums "Machina/ The machines of god" mit Klavierbegleitung. Das Publikum war in diesen ersten 30 Minuten sichtlich irritiert, wich dieser Stil doch erheblich von dem der bekannten Lieder ab und erinnerte eher an eine Jazzveranstaltung. Kontrastreich wie die Smashing Pumpkins nun mal sind machten sie ihrem Tournamen "The sacred and profane" dann alle Ehre: Aus dem sacred Billy wurde der kreischende profane im langen schwarzen Talar, der die Titel "The everlasting gaze" und "Bullet with butterfly wings" ordentlich einschmetterte. Eine Erleichterung im Publikum war spürbar, waren sie ab dem Zeitpunkt doch wieder die alten Pumpkins. Es folgte eine Wanderung durch die Geschichte der Smashing Pumpkins seit 1989, in der das Publikum vor Begeisterung tobte. Bei "Tonight tonight" standen endlich auch sämtliche Sitzplatzverurteilten auf und wer sich bis dahin noch "über Wasser" gehalten hatte, dem standen spätestens beim nachfolgenden Lied "Disarm" die Tränen in den Augen. Die Pumpkins bedankten sich beim Publikum für die letzten 11 Jahre und die obligatorische Zugabe bestand aus den Titeln "1979" und ihrer letzten neuen Single "Try, try, try". In diesem Sinne ist zu hoffen, dass es ein Comeback geben wird.
Bye, ihr Kürbisköpfe. (Gastschreiberin: Diana)



Nightwish+Sinergy+Eternal Tears of Sorrow Kick, Herford (7.10.00)

Herzliche Willkommen im finnischen Pavillion, so hätte man in Herford, 100 km westlich der EXPO, an diesem Abend auch begrüsst werden können, gaben doch 3 Bands aus dem Land der tausend Seen ihr bestes musikalisches Können den zahlreich angereisten Fans preis. Wie an Konzertsamstagen im Kick so üblich, fängt hier dann alles etwas früher an, da später noch normal Disco stattfindet. Und früh, dass hiess dieses Mal, schon um kurz nach sieben da zu sein, denn da ging's schon mit den Melodic Deathern Eternal Tears of Sorrow los. Leider sind wir von einem Anfang um halb acht rum ausgegangen und waren erst kurz nach halb in der Halle eingetroffen. Gerade rechtzeitig, um noch die letzten Klänge des letzten Liedes mitzubekommen. Schade, denn deren aktuelle CD "Chaotic Beauty" zählt für mich den absoluten Highlights diesen Jahres. Nun ja, aber da kam ja zwei Bands. Nach kurzer Umbauphase begannen dann Sinergy, die ich bis dahin noch nicht kannte, ihre 35-minütige Vorstellung. Die Band um Frontfrau Kimberly Goss heizte dann dem Publikum mit ihrem kräftigen, leicht progressiv angehauchten Powermetal tüchtig ein und auch von einem Teil der Menge entsprechend abgefeiert. Die Songs kamen bretthart rüber. Einflüsse von Children Of Bodom vom Härtegrad her lassen sich nicht leugnen, zumal neben Bandgründungsmitglied Alexi auf der Tour auch der Drummer durch den Children of Bodom Drummer ersetzt wurde, da der Sinergy Fellklopfer Tonmi Lillman sich kurz vor der Tour ein Bein gebrochen hatte. Der Gesang von Kimberly, die Rockröhre mit Gothiceinflüssen, kam beim Publikum besonders gut an. Kein Wunder, wartete man doch auch noch gespannt auf Sängerin Tarja von Nightwish. Jedenfalls haben Sinergy die Gelegenheit sehr gut genutzt, ihr zweites Album "To hell and back" zu promoten. Kimberly hat auch oft genug auf Titel, Label und den im Innenraum ansässigen Merchandisestand hingewiesen. Hoffentlich hat's geholfen.
Doch dann die Band, wegen der wohl 90 Prozent der Leute anwesend waren, Nightwish. Eine der derzeit erfolgreichsten finnischen Metalbands mit zahlreichen Chartentrys und Nummer Eins Hits in Finnland brachten das sehr gut gefüllte Kick zum brodeln. Ich habe lange nicht so eine gute Stimmung im Kick erlebt, die sich so von vorne bis zu den hinteren Plätzen durchzog. 75 Minuten im Banne einer Band oder besser einer Frau, Tarja. Sie hatte die Menge jederzeit im Griff und ihr Enthusiasmus ging sofort auf's Publikum über und der Funke sprang auch auf sie und die ganze Band zurück. Ein wirklich sehr gutes Konzert, auf dem Nightwish ihr aktuelles Album "Wishmaster" ausführlich präsentierten, aber auch immer wieder auf Hits ihrer ersten beiden Longplayer zurückgegriffen haben. So waren es neben den aktuellen CD-Highlights vor allem die Stücke "Elvenpath" von der ersten CD und die "Oceanborn"-Kracher "Stargazers" und "Sacrament of wilderness", die vom Publikum dankbar einverleibt wurden. In der einzigen Zugabe (ich denke mal aus Zeitmangel) rundeten dann noch die Sonnenfinsternisballade "Sleeping Sun" und der Titeltrack "Wishmaster" das Programm sahnemässig ab. Wird man beim Hören der CDs schon meist von den wunderschönen Melodien, gepaart mit schlagkrätigem Metal und symphischer Keyboardunterstützung ergriffen, so stiessen Nightwish dieses Mal live in eine neue bombastische Dimension vor. Die Stück waren live alle eine spur härter, gefühlvoller und bombastischer. Ganz zu schweigen vom opernhaften Gesang. Wahnsinn, was Tarja so an Power und Ausdauer in ihrer Stimme hat. Aber auch das Können der restlichen Band soll nicht unerwähnt bleiben, denn die haben auch alles gegeben und auch viel bekommen. So bedankte sich das Publikum auch nach dem Konzert mit mehrminütigen Applausorgien bei der Band und es schien so, als sei Tarja etwas davon angetan gewesen. So endete ein grossartiger Autritt einer grossartigen finnischen Band, weit weg vom Teenieandrang finnischer Landsleute, vor einem tollen Publikum. Schade nur, dass die Rufe nach erneuter Zuagbe jäh vom grellen Licht und den beginnenden Abbauarbeiten abgewürgt wurden. Es bleibt die Erinnerung an einen tollen Abend. (eller)



Cinema Strange/Murder at the Registry Bochum, Zwischenfall (22.9.00)

Der Abend stand ganz im Zeichen des Batcave, das Zwischenfall erinnerte mit Spinnennetzen aus Stoff als erstes an eine Bühnendekoration von Alien Sex Fiend. Der Hype der Amerikanischen Cineasten hatte sich schnell rumgesprochen und so war das Fall recht gut gefüllt. Als erstes betraten die Braunschweiger von Murder at the Registry (Was, wie aufmerksame Amboss-Leser wissen- Mord im Standesamt heißt) die Bühne. Sie boten einen sehr überzeugenden Set, der leider nicht immer gewürdigt wurde. Ihr Sound ist eine Mischung aus alten Christian Death und Shadow Projekt, der besonders in den deutsch gesungenen Songs ein Hauch von Dark-Punk aufweist, und so vollkommen eigenständig wirkt. Getragener Wave Hymnen wie "Blessed Curse" gingen über in tanzbaren Batcave ala "Mein wirres Kind". Man kann nur hoffen, dass sie bei dem teilweisen intoleranten Publikum neue Fans gefunden haben. Denn dass wir mit solchen Bands nicht auf Amerikanische Märchenprinzessinnen angewiesen sind, dafür war der Topact des Abends das beste Beispiel. Der Sänger entpuppte sich als männlich gruftige Ausgabe von Britney Spears. Die groß angekündigte Show verkam zu einem langweiligen herunterspielen ihrer aktuellen CD. Mangels Material wurden einige Stücke doppelt gespielt. Die CD ist sicherlich eine der Besten des Jahres, aber mir reicht der heimische Genuss, für ein Live Erlebnis ziehe ich die Originale von "Sex Gang Children" vor. Denn Stimme und Musik ist nur ein Abklatsch dieser genialen Band. Außerdem orientierte sich Cinema Strange überraschender weise an englische Originale (Drumcomputer mit Sisters Rhythmus), was untypisch für American Goth ist. Man muß der Band aber zu gute halten, daß es ihr erstes Konzert in Europa war, das ganze war außerdem perfekt gespielt (Bleibt nur die Frage: Was kam alles vom Band?). Sänger Lucas konnte mit seinem wehklagenden, hellen Gesang das Publikum durchaus begeistern. Und vielleicht bin ich am Ende auch zu kritisch. Ich habe jedenfalls wesentlich mehr erwartet. Ach ja, am Schluß gab es dann doch noch die Showeinlage mit dem zerstören der Mikrofone.



Einstürzende Neubauten Bochum, Zeche (17.9.00)

In der fast vollen Zeche betraten die Neubauten pünktlich um 20.00 die Bühne. Blixa, wie immer im Nadelstreifenanzug, begann seinen Set mit dem Anzünden einer Zigarette. Was gleichbedeutend für das Intro zu "Silence is Sexy" war. Im Gegensatz zu früheren Aufbauten glich die Bühne nur an einigen Stellen einem Schrottplatz. Mit dem Weggang von FM Einheit sind auch eine ganze Menge fremdartiger Instrumente verloren gegangen. Der Set bestand zur Hauptsache aus den letzten drei Alben. Die Wünsche des Publikums nach älteren Stücken, wurde erst in der letzten Zugabe mit "Yü Gung" befriedigt. Ihre neuen Sachen sind nicht mehr ganz so experimentell, und besitzen für die Neubauten fast schon Melodiösität. N.U. Unruh schafft es immer wieder seinen seltsamen Trommeln, bestehend aus Metallplatte oder Kanistern, fremdartige Töne zu entlocken. A. Hacke versteht es auch mal seinen Bass mit einem Vibrator zu befriedigen. Neben den sehr ruhigen Stücken wie "Sonnenbarke" überzeugte vor allem das etwas schnellere "Redukt", welches am ehesten an die alten Hits erinnert. Blixa erinnert in einigen Momenten mit seiner Gestik an Rio Reiser, ebenso wie der leider verstorbene König von Deutschland, trat er auch barfuß auf. Etwas sauer reagierte Blixa bei einigen Zwischenrufen, ansonsten hielt er sich mit Ansagen sehr zurück. Dafür brachte er uns Weisheiten über Idioten und Zampanos im gleichnamigen Stück. Sowie interessante Wortspiele in "Dingsaller". Die Neubauten sind also ruhiger geworden, was besonders die Konzertveranstalter freuen dürfte, denn Diese brauchen sich um die Bühne keine sorgen zu machen. Einige frühere Auftritte erinnerten doch eher an ein Abrißkommando. Trotzdem besitzt diese Band immer noch das Prädikat "Einzigartig". Und so ging ein schönes Konzert nach knapp zwei Stunden mit "Salamandrina" zu Ende.



Feuertanz Festival Osnabrück, Schlosshof (25.8.00)

Das vierte Festival in 4 Wochen, allerdings hielt es sich diesmal mit vier Bands im Rahmen. (Dreimal vier bedeutet einen Viererpasch, was habe ich gewonnen?). Als erste Band fungierten die Merlons. Irgendwie konnten sie mit ihren ruhigen Mittelalterrock die Menge nicht so richtig mitreißen, aber sie gaben sich alle Mühe. Der Sänger malträtierte die meiste Zeit seine Drehleier und sang dazu Balladen aus einer anderen Zeit. Im Anschluß schien die durchaus gelungene Darbietung von Mila Mar ein bißchen fehl am Platze. Ihr von Dead can Dance inspirierter Sound wurde von einer hervorragenden Stimme am Mikro begleitet. Die Leute lauschten aber mehr oder weniger gelangweilt den sphärischen Klängen. Sie beschränkten sich neben den durstlöschenden, eher den optischen Gelüsten, welche die ganz in lila gekleidete, wasserstoffblonde Sängerin zur genüge befriedigte. Ihre Lieder passen halt eher in den gemütlichen Rahmen, als auf eine Open Air Bühne. Die Musik von In Extremo ist eher für solche Gelegenheiten geschaffen. So legten sie auch von Beginn an mit ihrer Mischung aus Mittelalter und Metal richtig los. Mit "Vollmond" wurde auch ihre neueste Single gespielt, welches der Schlagzeuger mit brennenden Sticks begleitete. Auch sonst wurde bei kühler werdenden Bedingungen viel mit Feuer gespielt. Auf jeden Fall waren sie die erste Band, die so richtig für Stimmung sorgte. Vor allem das Duo an den Dudelsäcken sorgte für genügend Action. Danach gab es eine ellenlange Umbaupause von ca. einer Stunde bis dann Subway to Sally die Bühne enterten. Sänger Fish, der sich ja auf der Bühne immer wie ein Flummi präsentiert, hat nun seinen Schädel diesem Image angepasst. Der Blondschopf wich der glänzenden Glatze, welche nur beim ersten Song mit einem Kopftuch bedeckt war. Leider spielten sie ihr typisches Programm und verzichteten auf neue Songs. Wie bei der gesamten letzten Tour stand das "Böses Erwachen" zu Beginn des Sets. Unterstützt wurde der Sound von harten Gitarren und der Teufelsgeigerin Frau Schmitt. Neben Lieder des Albums "Hochzeit" fanden natürlich auch alte Klassiker, wie "Meister", "sag dem Teufel" oder "Traum vom Tod" den Weg ins Programm. Sänger Eric schaffte es immer wieder das Publikum in die Show mit ein zu beziehen. So sollten sie die zweite Silbe von "Abracadabra" mitsingen, oder sie wurden zum Springen aufgefordert. Ums Mitsingen bei "Räuber" brauchte er nicht zu bitten. Dieses hatten die Fans schon während den Umbaupausen zu Genüge intoniert. Zwischendurch kam es auch zu Feuerspuck Einlagen und Eric lies es sich nicht nehmen, den verstaubten Dudelsack auszupacken. Nach 105 Minuten war dann um Punkt 12 Uhr das Konzert zu Ende und man konnte zufrieden den Heimweg antreten. Als Kritikpunkte muß man anmerken, daß Gläser bei einem Festival ebenso unpassend sind, wie Flaschen. Und das ein paar bekloppte Securitys ihre Macht wiedermal ausnutzten und während In Extremo ihre PA einluden, die Leute nicht nur verbal, nach dem Toilettengang, die Rückkehr aufs Gelände verweigerten. (andreas)



The Angina Pectoris + Speed ID Herford, Spunk (22.7.00)

Die Tour der beiden Bands stand unter keinem gutem Stern. Mal davon Abgesehen das Touren im Sommer (welcher Sommer?) immer schlechter besucht sind, hatten die Bands den absolut falschen Promoter (Marc Varesco/ 57 Productions/ mehr gibt's demnächst auch nicht mehr!!) gewählt, der es weder schaffte neben dem Fehlen jeglicher Werbung, es zu vollbringen, dass trotz sechs(!)monatiger Vorlaufzeit die Veranstaltungsorte der Band erst zwei Wochen zuvor bekannt waren. Fehlende geistige Fähigkeiten und die vollkommene Inkompetenz dieses Menschen führten dazu, daß nur wenige Leute diesen beiden Bands ihre Aufmerksamkeit schenken konnten. Oder sollte man gar von den Glücklichen reden, die durch Mundpropaganda von diesem Set erfuhren. Nun denn, sei es wie es sei, es wurde für die ca. 30 Leute ein ereignisreicher Abend. Als erstes betrat die japanische Band Speed ID die Bühne. Gehört hatte man schon viel von den Jungs. Hauptsächlich bestanden diese Berichte aus Adjektiven wie "verrückt" oder "abgedreht". In dem Sinne haben sie vielleicht enttäuscht. Aber ansonsten lieferten sie ein Programm aus perfekter harter Gittaren Mucke und einem seltsamen Gesang. Überraschend war die Melodiösität in einzelnen Stücken. Im Endeffekt waren es ganz normale Gothic-Metaller, die den Japanern eigenen Bezug zum Punk nicht verleugnen. Nach einer kurzen Umbaupause betraten dann Angina Pectoris die Bühne. Das Wort Angina bedeutet eigentlich Enge, und diese bestand für Sänger Joelen Mingi auf der Bühne. Als ein wahres Bewegungswunder betätigte er sich bei den Songs und nutzte die gesamte Breite der Bühne. Teilweise zu schnell für das vom Alkohol getrübte Auge. So fand man ihn nach kurzer Zeit erst hinter den Boxen oder hinter dem Schlagzeug. Ihm merkte man den Spaß förmlich an, den er an seiner Musik hat. Durch diese Darbietung schaffte er es auch, noch den letzten an der Theke stehenden Typen in die erste Reihe zu zerren. Wenn ihr jetzt sagt, bei der Anzahl an Leuten wäre das einfach, ist dieses falsch. Gerade ein schlecht besuchtes Konzert lebt einzig und allein von der Darbietung, da der Gruppenzwang fehlt. Neben vielen neuen Stücken, die vom in Bälde veröffentlichten neuen Album stammen, hörte man auch Stücke von dem Insomnia Album. So war die etwas härtere Darbietung von "The Exit" einer der Höhepunkte. Dazu brachte man mit "dying heart" einen Song, den die meisten von der gleichnamigen Single kannten. Allerdings waren sowohl Gitarren als auch der Gesang etwas härter strukturiert. Im Gegensatz zu Köln ließen sich die Musiker auch dazu hinreißen, das Cover vom alten Barry Manilow Hit "Mandy" zu spielen. Live hat diese Version noch mehr Eigenständigkeit. Perfekt paßte der Nachfolger "In this empty room", der ebenso düstere Melancholie mit perfekter Gitarrenarbeit verband. "Phobia", von der gleichen Single ließ Mingi auch mal Platz, seine geölten Stimmbänder wieder in dem düsteren, rauhen Tonfall zu führen. Die Band ließ es sich auch nicht nehmen, ein Geburtstagsständchen für einen Fan zu geben. Angina Pectoris haben es in perfekter Weise verstanden, den Spaß, den sie auf der Bühne haben, ans Publikum weiter zureichen. Der nicht so gute Stern vom Anfang entpuppte sich als Sternschnuppe, und trotzdem bleibt der bittere Nachgeschmack von der Verarschung einer Undergroundband. Aber was haben wir in diesem Jahr nicht alles erlebt. Ich erinnere nur ans WGT, beim Eurorock wird mit Bands geworben, die davon nichts wissen. Aber es gibt natürlich ein gutes Mittel um dem ganzen zu trotzen, um immer informiert zu sein, um auch kleine Bands zu unterstützen, um diese ganze Geld machende Gesllschaft in die richtige Bahnen zu lenken. Immer schön auf unserer Seite vorbeischauen.
(andreas)
Viele Grüsse auch noch an Georg von Pwermetal.de, den wir auf diesem Konzert nach einigen Mailaustauschs zufällig trafen und kennenlernten. Er hat die gesamte Tour in Deutschland begleitet und bei Powermetal.de findet ihr einen ausführlichen Tourbericht. (eller)



Castle Rock Mühlheim (1.7.00)

Neben den vielen Großveranstaltungen in diesem Jahr, war es eine richtige Wohltat dieses gemütliche kleine Festival zu besuchen. Neben der schönen Umgebung, dem Innenhof einer alten Burg, sollte zu Beginn auch das Wetter mitspielen. Bereits um 14.30 Uhr betrat mit Hall of Souls die erste Band die Bühne. Ihr von Joy Division inspirierter Wave konnte zwar überzeugen, war aber ein bißchen emotionslos runtergespielt, und so war um den Getränkeständen wesentlich mehr Andrang. Erstaunlich, dass beide Gitarristen haargenau die gleichen Griffe spielten. Scheint zwar gut aufeinander abgestimmt zu sein, aber einer hät's dann auch getan, eher eine Band für kleine Düsterdiscos. Cadra Ash litt in der Folge unter den hereinbrechenden Sturzfluten aus schwarzen Wolken. Schade für die Goth Rocker aus Essen, die trotzdem, vor allem durch die ausdrucksstarke Sängerin glänzten. Und das nicht nur durch ihren seltsamen Vampirumhang. Nachdem Claymore bereits mit Celtic Rock aufspielten, sollte mit Letzte Instanz der erste richtige Höhepunkt folgen. Neben pyrotechnischen Begleiterscheinungen und perfekter Handarbeit ließ der charismatische Sänger Robin Sohn mit wilder Gesichtsbemalung zum ersten Mal die Menge toben. Ihr Programm, welches hauptsächlich aus dem Material des neuen Albums bestand, scheint wie gemacht für die Open Air Bühnen. Perfekt die wild gespielte Violine von Muttis Stolz, welche den Songs den Stempel aufsetzte. Zum Schluß gabs auch noch eine schöne Cover Version von Camouflage. Als Another Tale die Bühne enterten war der Innenhof gut gefüllt. Die Band nutzte ihr Heimspiel um neben Klassikern wie Dancehouse Flair oder Idiot auch ganz neue Stücke und einige Cover zum Besten zu geben. Sänger Peter Hermsen sorgte mit witzigen Bemerkungen immer wieder für einige Lacher, die dann im perfekten Kontrast zur Musik standen. Einziges Manko dieses gemütlichen Festivals waren die extrem langen Umbaupausen, die Dreadful Shadows erst mit einer gehörigen Portion Verspätung beginnen ließen. Dies war auch der Grund das ich nur die ersten Songs mitbekam (Und auch die letzte Band Fiddlers Green verpasste), da ich den letzten Zug nach Hause kriegen mußte. Bis auf den Sturz, der mich beim Versuch dieses Ziel zu erreichen dahinraffte, war es ein gelungener Tag. Auf ein neues im nächsten Jahr. Denn der Veranstalter will dieses Meeting fest in die Festivalsaison einplanen.



Metal 2000
mit Iron Maiden, Slayer, Motörhead, Spiritual Beggars, Dream Theater, Entombed
Oberhausen, Arena (9.7.00)

Da macht man/frau sich Sonntagmorgens sich früh auf die Füße um ein Metal Konzert erster Güte zu genießen, und dann das!! Erst mal zum Anfang im Vorfeld wurde das Konzert von dem Essener Stadion in die Arena Oberhausen verlegt. Es wurden nicht genügend Karten im Vorfeld verkauft. Egal denkt man sich, in der Halle bleiben wir wenigstens trocken. Den gebuchten Bus bestiegen ging es dann nach Oberhausen zum lang ersehnten Kult Konzert. Dort angekommen mussten wir erfahren dass, das Konzert wegen eines Unfalls des Maiden Gitarristen Janick Gers ausfällt. Dem Statement zufolge stürzte Janick bei dem Auftritt einen Tag zuvor in Mannheim von der Bühne und fügte sich eine schwere Gehirnerschütterung und mehrere Prellungen zu. Er würde stationär im Krankenhaus liegen, hieß es des weiteren. Slayer seien für ein Statement im Oberhausener Hilton Hotel zu erreichen. Dem zum trotz fragt man sich, warum nicht Slayer oder Motörhead die Headliner Funktion übernommen haben und das ganze Konzert gecancelt wurde. Für beide Bands wäre dies ja keine neue Rolle gewesen!!!! Andererseits, hieß es, wurden NUR(!!!!) 5.000 Karten im Vorverkauf verkauft! Die Arena fasst aber 12.000 Leute. War da Janick’s Unfall nicht eher Mittel zum Zweck??? Die Versicherung der Veranstalter haftet nämlich nur bei TOTALEM Konzertausfall!!! Wie dem auch sei, wir Fans waren mal wieder die angeschmierten. It’s a Money Bissnis!!! Von dem Busveranstalter hieß es auch, dass das Konzert in Mannheim einen Tag zuvor auch schon abgesagt werden sollte, wegen zu geringer Vorverkaufs Zahlen!! Die Arena wurde darauf von Sicherheitskräften umgeben, die für Beruhigung sorgen sollten. Diese waren aber der Lage etwas Überfordert! Was würdet ihr wohl als Frauen tun wenn, Hunderte, teils angetrunkene, teils erboste, Metal’s um euch wären?? Richtig, Schiss hättet Ihr!! Es weiss ja schließlich nicht jeder was für ein nettes Volk wir sind!! Die Damen wussten es anscheinend nicht, denn als es dann doch etwas lauter wurde, sah man Ihnen doch deutlich die Verunsicherung und Angst an. Es ist wohl der friedfertigen Natur der Metaler zu verdanken, dass nichts passiert ist!! Mein Respekt den jungen Frauen!! Bei unserer Heimfahrt, die durch Essen führte, sahen wir noch am Stadion ein paar verlorene langhaarige Fans, denen wohl nicht mitgeteilt wurde, dass das vermeintliche Metal 2000 Konzert in Oberhausen stattfinden sollte. Ein hoch auf den Veranstalter!! Wir dem auch sei, ich bzw. wir Wünschen dem Janick Gers gute Besserung!!(EHRLICH!!!) Ich glaube (hoffe), die Bands konnten für diese Verarsche nichts. Tja, außer Spesen nix gewesen! Stay heavy, Raf



Killer Barbies Osnabrück, Works (31.5.00)

Dieses Mal ging's nicht wie üblich in den grossen Saal des Works, sondern in den kleinen Clubraum "Cleopatra's Bar". Im ersten Moment für uns verwunderlich, waren die Töter von Ken's bester Freundin in der MTVIVA Rotation zu sehen und auch in der BRAVO mit Berichten gewürdigt. Aber keine Spur von grossem Andrang, geschweige denn BRAVO lesendes Volk. Nun denn, umso besser. Die anfänglich etwa 30 Leute verdreifachten sich bis die Vorgruppe namens New Wave Hookers fertig war, so dass sich der Raum doch noch gut gefüllt hatte. Ach ja, die Vorband. Die kann man kurz abhandeln. Drei Punkrocker aus Deutschen Landen, von denen einer im oklker-gelben Ganzkörper-Trainigsanzug auf die Bühne kam, legten ganz gut los und spielten eine knappe dreiviertel Stunde ihr recht abwechslungsreiches Punkrock-Programm herunter, mal melodisch schnell wie Millencollin, mal normal, mal etwas abgedreht und metallastig. Unser einstimmiger Kommentar war, "ganz nett" oder "nicht schlecht", aber ein wesentlicher Punkt fehlte in den Songs: die New Wave Hookers waren leider, den im Punk verankerten Spassfaktor auf's Publikum zu übertragen, da er in ihren Songs auch nur minimal enthalten war. So bleib die kleine Menge recht ruhig und zurückhaltend. Dieses änderte sich aber schlagartig, als nach einer kurzen Umbauphase die 4 Mitgleider der Killer Barbies die Bühne betraten, angeführt von Frontfrau Silvia Superstar, die leider auf Krücken daher kam, weil sie auf dem Konzert zuvor in Hamburg gestürzt war, was man ihr während des Konzertes aber kaum anmerkte. Silvia Superstar erzeugte durch ihren Auftritt ein Leuchten in den Augen aller männlicher Anwesenden, so dass sie in ihrem Glitzer-Mini und Top noch besser aussah. Die diesmal rothaarige, spanische Schönheit stellte mit ihrem Auftritt ihre männlichen Bandmitglieder völlig in den Schatten, obwohl auch die so ihre Eigenarten hatten. Die Musik wurde zwischendurch immer mal wieder Nebensache, wenn Silvia das Publikum durch ihr offenes, frisches Lächeln verzauberte. Fotos wirken gegen die Liveansicht wie Musikhören ohne Ton. Nichtsdestotrotz gab es ja auch melodichen Punkrock Marke Killer Barbies, der über eine Stunde das Publikum mitriss. Und dabei zeigt Silvia, dass sie nicht nur gut aussieht, sondern auch wunderbar singen kann. Zur CD war kein wirklicher Unterschied zu erkennen, denn auch die musikalische Performance der anderen drei war erste Sahne. Neben dem aktuellen Hit "They come from Mars" spielten die Killer Barbies neben weiteren Songs ihres aktuellen Longplayers "Bad Taste" auch Songs verganger Alben, die ich zwar nicht kannte, mir aber trotzdem gut gefielen. Dazu gesellten sich Coverversionen eines Misfits-Stücks und dem Song "Downtown" von ? . Alles in allem für'n Zwanni ein gutes Konzert, dass ich wirklich nur jedem, der etwas für Punkrock übrig hat, empfehlen kann, aber geht besser ohne eure Freundin hin, denn sonst gibt das womöglich noch Ärger und bei Silvia habt ihr sonst auch keine Chance. (eller)



Rosenfels Bielefeld, Elfenbein (19.5.00)

Das Bielefeld ein Volk der Kulturbanausen ist, war mir schon vorher bekannt. Erneuten Nährboden bekam meine Meinung beim nur dezent gefüllten Elfenbein. Schade für diese geniale Band, die auch heuer voll und ganz überzeugen konnte. Von Anfang an begeisterte neben den seltsamen Sitzpositionen die Sänger Sven Brandes auf einem kleinem Barhocker einnahm, seine unnachahmlich melancholische, dunkle Stimme. Meistens wurde diese allein vom Keyboard begleitet, dem die tollen Piano-Passagen förmlich herausgezwungen wurden. Bei einigen Stücken stand eine Violinistin und ein zusätzlicher Keyboarder hilfreich zur Seite. Auch Live konnten die dunklen Balladen, die immer für einen Hoffnungsschimmer sorgen, voll und ganz überzeugen. Und Sven bewies neben seiner gefühlvollen Sangeskunst auch das er ein Herz für Anekdoten besitzt. So erzählte er vor dem folkig dahin schwebenden "the last Goodbye", die Geschichte seines Vaters, und den Grund seiner Existenz. Eine Geschichte über den kleinen Ort Schandelah durfte natürlich nicht fehlen, in dem eine Fleischergesellin zu besonderen Ehren kam. Dazu Geschichten aus seiner Jugend, alles mit viel Witz präsentiert boten den richtigen Kontrast zu den gefühlvollen melancholischen Songs. Das Programm bestand hauptsächlich aus den Songs des neuen Albums "Trespiano". Hervorragend wie sie die melancholische Atmosphäre der CD auf der Bühne verarbeiteten, und im Endeffekt war man froh das nicht mehr Zuschauer dieses Flair störten. Songs wie "My Darling" oder "one hundred miles" leben förmlich von einer Wohnzimmeratmosphäre. Man fühlt sich bei Rosenfels einfach zu Haus. Man kann lachen, weinen, glücklich sein. (andreas)



Die Toten Hosen + Beatsteaks Bielefeld, Seidenstickerhalle (20.5.00)

Welch ein ätzender Tag lag diesem Konzert zu Grunde !!! Obwohl ich (und auch Andreas) als HSV-Fan nur noch mit belangloser Fussballkost gefüttert wurde, lag die Tragik des Tages für mich und Fussballdeutschland einige hundert Kilometer südlich in München. Bayern ist doch noch glücklich Meister geworden. So ein Scheiss ! Also konnte diesen Tag nur eine tolle Party mit den Toten Hosen retten. Und der Abend in Bielefeld in einer ausverkauften Halle mit weiteren 4 bis 6 tausend (schätze ich) anderen Fans, sollte mich nicht enttäuschen. Bereits die Vorband namens Beatsteaks brachte die Menge in einer knappen dreiviertel Stunde auf ihre Seite und den Saal zum brodeln. Die Berliner vermochten mit ihrem Punk Hardcore Metal Gemisch zu überzeugen und waren einer Vorband mehr als würdig. Krönender Höhepunkt nach einigen wirklich guten Songs (u.a. Nirvana nachgespielt) war am Schluss ein Coversong von Manowar's "Kings of Metal". Als Besitzer etlicher Manowar Scheiben hatte ich es gar nicht erkannt, denn der Song war in eine Metal-Blues Variante verpackt worden und nach kurzer Eingewöhnungsphase war man sich allgemein einig, dass dieser Song ein Hit ist.
Nach einer knappen halben Stunde Wartezeit ging's dann endlich los: Der Hauptakt. Zur Einstimmung ein kleines Intro mit Begräbnisstimmung und dann ging's ab mit dem Opener "Auf dem Kreuzzug in Glück", der im Text leicht abgewandelt und an das neue Jahrtausend angepasst wurde: "Herzlich willkommen im neuen Jahrtausend". Das zweite Stück war der Klassiker "Opel-Gang" und damit waren gleich alle im Saal auf voll gut drauf. In den kommenden fast 2 1/2 Stunden zeigten Die Toten Hosen, dass es sie immer noch verstehen, eine Party mit ihren Fans zu feiern. Neben einigen Songs dem aktuellen "Unsterblich" Album spielten sie alle Hits der vergangenen Jahre, "Wünsch dir was", "Zehn kleine Jägermeister", "Bonnie & Clyde","Schön sein", um nur einige zu nennen. Höhepunkt war natürlich die aktuelle Hit-Single "Bayern", die natürlich den Ereignissen des Tages angepasst angekündigt wurde. Bayern Fans (einige erdreisteten sich sogar im Bayern -Trikot zum Konzert zu gehen) hatten da natürlich schlechte Karten, aber seitens der Hosen gab's natürlich auch Seitenhiebe auf den Abstieg unserer Arminia aus Bielefeld, wobei neben munteren Arminia-Schlachtrufen auch schnell darauf hingewiesen wurde, dass die Fortuna aus Düsseldorf ja noch tiefer spielt. Auf jeden Fall wurde dieses Stück mit am meisten abgefeiert. Die erste von drei Zugaben musste mit "Eisgekühlter Bommerlunder" begonnen werden, da die Menge in der kurzen Pause schon in dieses Stück eingestimmt hatte. Einen schlechten Song hatten die Hosen natürlich nicht dabei und so neigte sich der Abend viel zu schnell dem Ende. Zu den Schlussstücken gehörte u.a. "Liebesspieler", das mit den Worten "wo, war Leverkusen" endete. Das letze Lied war das bekannte "Schönen Gruss und auf Wiedersehen" und so soll es hoffentlich auch sein, ein Wiedersehen bei der nächsten Tour und da werde ich wohl einige der völlig durchnässten/-schwitzten Leute aus den ersten Reihen wieder treffen. (eller)



The Cure Paris, Zenith (25+26.4.00)

Diesmal sparten wir uns die obligatorische Reise zum Gig in London und fuhren lieber zu zwei Konzerten in die französische Hauptstadt, wie sich herausstellte eine sehr gute Entscheidung.
25.04.00
Im Gegensatz zu den anderen Konzerten werden The Cure bei ihren Frankreich Gastspielen von einer Vorband unterstützt. Die Gruppe mit dem Namen Ekhova spielten einen Sound der an alte Mother Destruction oder Mila Mar erinnerte. Besonders durch den ausdrucksstarken Gesang der Sängerin wurde es eine unterhaltsame halbe Stunde, und den Namen sollte man sich schon mal merken, hört man sicherlich noch mehr von. Nach einer ziemlich langen Umbaupause die von nerviger 20er Jahre Musik begleitet wurde, ertönte das Intro von The Cure, die Bühne ganz in Blau getaucht und eine Kamera filmte das Publikum von vorne und warf das Bild auf den Bühnenhintergrund, was einige dazu brachte Feuerzeuge anzuzünden damit man auf der Leinwand sah wo man stand, so kann man auch mit kleinen Sachen Kindern eine Freude machen. Nach dem Opener "Out of this World" folgte mit "Watching me fall" eines der besten Stücke des neuen Albums. Die elf Minuten lassen die Zeit zum gezielten Songaufbau, hier wurde auch deutlich das Robert Smith wohl selbst am meisten begeistert vom neuen alten Cure Sound ist. Simon wirkte dagegen fast grimmig und verzog eigentlich nie seine Mundwinkel. Bei "want" erschien im Hintergrund eine Sanduhr die genau mit Ende des Liedes abgelaufen war. Die erste Überraschung gab es dann als der Song "Snakepit" vom Kiss me Album ertönte. Abgedreht und psychedelisch schien es so gar nicht ins Programm zu passen. Robert Smith bediente sich bei diesem Song einer Blockflöte, der er gar seltsame Töne entlockte. Es folgte mit "Shake dog shake" ein alter Klassiker, bevor es mit "from the edge of the deep green sea" wieder in die düster romantische Stimmung zurückging. Mit "If only tonight we could sleep" erklang wieder ein Stück von Kiss me. Mit "In between Days" kam dann doch noch ein Pop Song, welcher beim Pariser Publikum sehr gut ankam (sehr milde ausgedrückt, denn es kam zu wilden Pogo Einlagen). Bevor es mit "39" und "Bloodflowers" in die erste Pause ging, gab es noch drei alte Songs darunter "Siamese Twins" und das geniale "One hundred Years", nun war man gespannt was der erste Zugabenblock bringen würde und hoffte, dass nicht die typischen Songs "M" oder "There is no if", die ansonsten die Zugabe einläuteten, kommen würden. Bei den ersten Tönen sah ich mich in meiner Hoffnung bestätigt. Einer meiner alten Lieblingssongs "Cold" leitete den Set ein, und ging dann über in "The Figurehead", sonst nur in den Promo gigs gespielt, und wurde mit "pornography" (super Version) beendet. Als zweiter Zugabenblock kam dann doch noch "there is no if" (Nervsong!), "Trust", "Plainsong", bei dem sich Robert ganz nah an den Bühnenrand stellte und den kleinen Mädchen zulächelte, die dann reihenweise in Ohnmacht fielen (Scherz) und "Disintegration". Aber Cure kamen nochmal wieder und brachten speziell fürs Pariser Publikum den zweiten Pop Song "Boys don't cry" und am Schluß dann der Klassiker schlechthin "A Forest". Die Show war wie immer ein Gesamtkunstwerk, allein die perfekte Lightshow, dann die vielen Dias die zum Song passende Bilder an die Wand warfen, und zu guter letzt die typischen verschämten "Tanzeinlagen" von Robert. Zwischenspiel:
Paris erwies sich als eine sehr negative Stadt. Angefangen bei den so oft erwähnten Straßencafes (Es war schmutzig und erschien eher wie eine Kakerlaken Zuchtanstalt). Die Preise in diesen Abfertigungsläden, die nie über den Charme einer SB Tankstelle in der Provinz herauskamen waren einer Apotheke ebenbürtig. Außerdem erwiesen sich die Franzosen als absolut unfreundlich. Fazit: Paris ist keine Reise wert, es sei denn für geniale Konzerte.
26.04.00
Glücklich, den Tag ohne ansteckende Krankheiten überstanden zu haben, stand man wieder vorm Zenith und wurde erneut mit Handzetteln überhäuft, die dann säuberlich verstreut auf dem Hallenboden landeten. Bis zum vierten Song "Fascination Street", bei dem der Dia Projektor alle möglichen Leuchtreklamen an die Bühnenwand warf, war es der selbe Beginn. Dann folgte "Strange Day", bereits das sechste Stück vom Pornography Album. Um das neueste Werk vollkommen darzubieten, spielten sie heute noch "Last Day of Summer" und "Where the Birds always sing" (sehr selten gespielt). Weitere Neuerungen waren "The Kiss" in einer genialen Version, bis zum Einsetzen der Vocals wurde die Gitarrenorgie bis zum Exzess betrieben, und "Shiver and Shake" vom gleichen Album, welches mit einer gehörigen Portion an Aggressivität dargebracht wurde. Wie immer beendeten The Cure ihren Set mit "39" und "Bloodflowers", unterstützt von Feuer und Blumen Dia Show. Was dann folgte kann ich schwer in Worte fassen. Seit 13 Jahren warte ich auf einen Song, und heute höre ich ihn, "All Cats are grey"(!!!!), (den Instrumentalpart benutzte Robert diesmal, um nah am Bühnenrand in die Menge zu lächeln) danach "Drowning man"(!) und "Faith"(!), besser kann man eine Tour nicht abschließen, dachte ich. Aber Cure brachten natürlich noch mehr, man mußt die 3 Stunden Schallmauer erreichen. "M", "play for Today" und das zu einem Cure Konzert wohl dazugehörige "A Forest" beendeten den zweiten Zugabenblock. (Ich habe erst ein einziges Konzert erlebt in dem sie auf diesen Song verzichteten). Und es kam noch mehr. Nach "just like heaven fragte man sich wie würden sie diesen Set beenden? Überraschender weise mit "10.15" und "Killing an arab". Am Ende bleibt eine Frage, was veranlaßt jemanden zwischen sehr einfältigen Konzerten in denen die sonst übliche Vielfalt ein Fremdwort ist, in dieser Stadt zwei so herausragende Konzerte zu geben? (andreas)



Phillip Boa Herford, Kick (15.4.00)

Nachdem enttäuschend besuchten Gig im Bielefelder PC 69 vor zwei Jahren, konnte man diesmal wieder von einem angenehm gefüllten Kick sprechen. Als Vorgruppe betraten die Beangrowers die Bühne, eine Band die Phillip in seinem Exil auf Malta kennenlernte. Ihre Musik bestehend aus süßlich poppigen Rockstücken wurde bestimmt von Sängerin Alison Galea. Ihr 45 minütiger Auftritt tat keinem weh und so wurden die einzelnen Songs mit wohlwollendem Beifall aufgenommen. Nach einer kurzen Umbaupause betrat dann Philip Boa mit seinem alten Voodooclub die Bühne. Nach dem Beginn mit "Diabolique" folgte mit "i dedicate my soul to you" der erste Klassiker. Man merkte Phillip Boa an, dass der Spass an die Musik zurückgekehrt ist. Wohl auch durch die Rückkehr seiner alten Mitstreiter klingt er wieder so frisch wie vor 10 Jahren. Mehr noch, denn der Gesang von Boa hat sich weiter entwickelt, dazu die unverwechselbaren zuckenden Bewegungen. Und zu guter letzt ist auch wieder ein weibliches Pedant in Form von Beangrowers Sängerin Alison Galea in die Band zurückgekehrt, welche die Musik wieder so abwechslungsreich wie früher wirken läßt. Auch wenn diesmal die weibliche Komponente eher unterstützend als dominant daherkommt. Neben vielen Songs von der aktuellen Cd streute Phillip immer wieder alte Hits wie "Annie flies the Love Bomber" oder "Fine Art and Silver" ein. Mit "Rome in the rain" wurde das normale Programm beendet. Der vehement geforderte erste Zugabenblock bestand aus "In freudian ..." und "Laughing moon" sowie der genialen neuen Single "So what", welche uns Phillip endlich wieder in Höchstform erleben läßt. Wie früher scherzte er mit dem Publikum, welches ein paar Ankündigungen aber wohl nicht verstand, deshalb kam es nicht zum gegenseitigen Arschloch bzw. Motherfucker Beschimpfe. Als allerletzter Song kam dann noch mit "Kill your Idols" die Boa Hymne schlechthin, die mit viel Power als geniale Version dargebracht wurde. Boa is back! (andreas)



Therion, Voivod + Flowing Tears Osnabrück, Works (9.3.00)

Einmal nicht schlange zu stehen ist auch mal ganz nett und die unfreundliche Person am Eingang im präfinalen Alter konnte auch nur kurz die Stimmung mildern. Nur sehr zögerlich füllten sich die Räume des WORKS, so spielten Flowing Tears vor nur ca. 50 Leuten. Was angesichts der wahnsinnig melancholischen Musik des Openers sehr schade war. Stephanie Duchene schaffte es trotzdem die "Menge" in gefühlvolle Stimmung zu versetzen. Verantwortlich dafür war nicht nur ihre betörende Stimme, sondern auch ihre seltsamen Tanzeinlagen. Geschickt überbrückte sie einige technische Probleme (So hatte das Keyboard einige Aussetzer) mit kleinen Ansprachen und steigerte damit ihren Blutdruck, was zu geröteten Wangen führte. Die Band beschränkte sich auf die Titel ihrer aktuellen CD "Jade", und bot damit eine Mischung aus balladesken Sound und harten Gothic Rock. Danach enterten Voivod die Bühne, und vorbei war es mit der schönen Stimmung. Auch aus dem Nichts füllte sich die Tanzfläche mit echten Kuttenträgern Metalfans, denen Flowing Tears bestimmt zu langweilig waren. Jedenfalls röhrten Voivod richitg los und schmetterten mit ihrem Motörhead-Sound durchs Trommelfell. Der kleinen Menge gefiel es jedenfalls und man nahm die Dröhnung begeistert auf. Mein Fall waren sie nicht, aber was soll's, es kamen ja noch Therion. Die boten dann für alle etwas, Metalattacken kombieniert mit Klassikeinflüssen. Therion spielten eine sehr gute Mischung aus ihren letzten Alben von Theli bis Deggial und davon fast ausnahmslos ihre besten Lieder. Den Chor bildeten diesmal 3 Herren und 3 Damen, die aber auch in dieser abgespeckten Version die volle Atmosphäre, die die Therion-Stücke ausmacht, rüberbringen konnten. Alles in allem eine meisterliche Vorstellung für die sich der Abend gelohnt hat. Schade nur, dass diesem Schauspiel nicht mehr Leute beigewohnt haben.


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