PROJECT PITCHFORK :: Hits aus 20 Jahren Bandgeschichte lassen kaum Wünsche offen
Vier Linden in Hildesheim am 19.03.2010
(Fotos by Chris)


Ich musste erst nachschlagen, um mir wieder in Erinnerung zu rufen, wann ich das letzte Mal auf einem Konzert im "Vier Linden" war. Und tatsächlich ist das letzte Konzert in dem Laden, in dem ich 1992 mein erstes Konzert überhaupt gesehen habe, schon 14 Jahre her. 14 ist wohl die Zahl für diesen Abend, da ich heute zum 14. Male PROJECT PITCHFORK sehen werde, und als ob das nicht genial genug wäre, kommt mein langjähriger Kumpel und Amboss Kollege Chris nach vielen Jahren mal wieder zu einem Electro Konzert mit und übernimmt den Part an der Kamera. Für mich ist es etwa ein Jahr her, dass ich PROJECT PITCHFORK in der Magdeburger Factory mit einem denkwürdigen Konzert bewundern durfte. Eigentlich ist sowas nicht gut, aber meine Erwartungen an diesen Abend sind entsprechend hoch.

Leider gibt es heute keine Support Band, da dies der Veranstalter so gewünscht hat, vermutlich ist die Nähe zum Wohngebiet das Problem und man muss zusehen, dass es nicht zu lang geht. Als wir um 19:45 Uhr das Vier Linden betreten, zeigt sich eine leider noch recht spärlich gefüllte Halle, was sich aber bis zum Abdunkeln der Halle und dem ersten Nebelschwaden auf der Bühne um 20:30 Uhr zum Glück noch ändert.

So betreten Achim Färber (Drums), Jürgen Jansen (Keyboards) und Carsten Klatte (Gitarre) die Bühne und stimmen die Töne des ersten Stücks des Abends an. Und das ist kein geringes als "God Wrote" vom 97er Album "Chakra Red". Als dann Dirk Scheuber (Keyboards) und natürlich Sänger Peter Spilles die Bühne betreten, ist kein Halten mehr im Publikum. "God Wrote", das auf vergangenen Konzerten immerhin als Zugabe diente, sorgt sofort für eine ausgelassene Stimmung und jeder Menge Tanzfreude vor der Bühne. Alle Bandmitglieder sind wie gewohnt bemalt mit fluoreszierender Farbe und Peter hat natürlich seine blaue Farblinie quer durch Gesicht laufen. Mit dem richtig alten, aber auch unverzichtbaren Stück "Conjure" geht's sofort mit unverminderter Intensität weiter. Herrlich wie Peter mit seiner tiefen, grollenden Stimme dem Song seine einerseits aggressive Gesangsstimmung verleiht, die aber von den sphärischen und rhythmischen Synthieflächen untermalt werden. Nun machen wir wieder einen Zeitsprung in nicht ganz so alte Zeiten. Mit "Steelrose", "Requiem" und "Carnival", bei dem Scheubi sich kaum noch einkriegt und in der Mitte der Bühne herum jumpt, geht's mit einem Hit nach dem Andern weiter. Generell ist jederzeit zu sehen, mit wie viel Freude und Spaß an der Livemusik die Jungs trotz 20 jähriger Bandgeschichte dabei sind. "Feel!", die Singleauskopplung vom aktuellen Album, ist das nächste Stück, das mit seinen zerreißenden Gitarren und dem fiesen Gesang extrem laut aus den Boxen geschossen kommt und nun auch den neuen PITCHFORK Fans Anlass zur Freude gibt, da die hier auch mitsingen können. Nun richtet Peter das erste Mal seine Worte ans Publikum und fragt, ob wir heute alle gut gegessen haben? Hmm, und auf das "Ja" einiger Zuschauer gib es dann ein "Gut gegessen ist gut geschissen". Ok, was soll uns das sagen? Keine Ahnung, aber egal.

Weiter geht es mit "Revolution Now" und "Human Crossing", bei dem die Zuschauer im Refrain eine unglaubliche Textsicherheit beweisen und somit eine echte Gänsehautstimmung kreieren. "Fire & Ice" bringt uns dann wieder zurück in die ganz frühen 90er und grade dieser Song kommt in seiner Neuinterpretation mit Livedrums und Gitarre richtig geil krachig und so sind die 20 Jahre, die das Stück auf den Buckel hat, kein bisschen anzumerken. Vor "Alpha Omega" macht uns Peter darauf aufmerksam, dass Deutschland der zweitgrößte Rüstungsexporteur ist, was die Zuschauer mit einem eindeutigen Buhhh kommentieren. Bei "Alpha Omega" darf sich Drummer Achim Färber an einem coolen Drum Solo zum Besten geben, was bei einem Electro Konzert nicht unbedingt die Regel ist, aber super in die Show passt. Die schier unglaubliche Aneinanderreihung an Hits geht mit "Darkness", "K.N.K.A." und einem knüppelharten "Existence" ohne Atempause weiter und ich werde von einem Glücksmoment nach dem Anderen übermannt. Nach dieser erneuten musikalischen Zeitreise gibt's dann einen richtig guten Tipp für diejenigen, die die "Live2003" DVD besitzen und sich noch heute fragen, wie es zu den versteckten Specials geht. Da Peter keine Lust mehr hat, ständig Mails dazu zu beantworten, gibt's dann auch die Antwort. :-) Ich sie hab vorher auch nicht gefunden. (Also Play Drücken wenn das gelbe Kreuz durch den Anfangsbildschirm läuft!).

So, nachdem das geklärt ist, kommen noch "En Garde" und zwei weitere Stück, bevor sich Peter, Scheubi und Co. erstmals zur Zugabe bitten lassen. Da noch niemand gewillt ist jetzt nach Hause zu gehen, gibt es kräftig ZUGABE Rufe, sodass es zum Glück weiter gehen kann und zwar mit dem Erfolgssong "Timekiller" vom "Daimonion" Album, der nochmal alle Tanzwütigen aus der Reserve lockt. Was nun kommt erzeugt wieder absolute Gänsehautstimmung bei mir, denn der sterbensschöne Beginn von "Souls" beginnt und die Textzeile "The Sun Rises Every Morning..." lässt mir und vielen Anwesenden das Blut in den Adern gefrieren. Kein Stück hat für mich so viel Emotion und Sinnbildlichkeit der Schwarzen Szene wie "Souls" und wenn ich in die entweder geschlossenen oder fasziniert aufgerissenen Augen der Leute um mich herum schaue, sehen die das auch so.

Nun lassen sich PROJECT PITCHFORK noch ein weiteres Mal zu einer Zugabe auffordern, die mit "If I Could" und einem weiteren neuen Stück auch noch geboten werden. Allerdings brauch ich nach "Souls" erst mal ein schönes Bierchen, um mit meinen Freunden auf dieses herrliche Konzert anzustoßen, dass mit 2 Stunden Spielzeit und Hits aus 20 Jahren Bandgeschichte kaum Wünsche offen gelassen hat.

Der anschließenden Aftershowparty wird leider keine große Aufmerksamkeit gespendet. Innerhalb kürzester Zeit ist das Vier Linden fast leer und so erfreuen sich nur noch ein paar wenige der durchaus guten Mischung aus Neu und Alt, die der DJ den Übriggebliebenen zum Tanzen anbietet. Eigentlich schade für die Stadt, die mit dem M'era Luna eines der bedeutendsten Festivals dieser Musikszene beheimatet.

Mein Dank geht an diesem Abend an Kai Lotze von Protain, natürlich der Band PROJECT PITCHFORK, Chris an der Canon, Kathi mit ihrem T4 und allen anderen, die diesen Abend zu dem gemacht haben, was er war. (michi)



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