FRONT LINE ASSEMBLY + MIND.IN.A.BOX :: Ein kleines Stück Musikgeschichte
Musikzentrum in Hannover am 10.10.2010
(Fotos by Michi)



Wieder einmal habe ich die Ehre, ein kleines Stück Musikgeschichte live zu erleben, denn knapp 25 Jahre ist es her, dass ein gewisser Bill Leeb aus Kanada die Band FRONT LINE ASSEMBLY ins Leben rief. Und nun ist genau dieser Bill Leeb im Musikzentrum Hannover zu sehen, wo die Europatournee 2010 ihren zweiten Stopp hat, um das im Juni erschienene Album "Improvised Electronic Device" live vorzustellen.

Die Parkplatzsituation beim Musikzentrum ist ja bekannterweise nicht grade wohl situiert, aber dass ich gefühlte 15 Minuten durchs angrenzende Wohngebiet irren muss bis ich für mein Auto einen angemessenen Platz finde, hab ich auch noch nicht so oft erlebt. Genau diese Situation zeigt sich auch im Musikzentrum selber, dass knapp eine Stunde nach Einlass und kurz vor Beginn des Konzertes schon sehr gut gefüllt ist.




Support des heutigen Abends sind die Österreicher MIND.IN.A.BOX., die sich mit ihrem Markenzeichen, einem stark an die 80er Jahre orientierenden Sound, bereits einen guten Namen gemacht haben.

Pünktlich um 21 Uhr wird dann auch das Licht gedämpft, Nebel auf die Bühne gepumpt und Sänger Stefan Poiss kommt samt Live Drummer und zwei Gitarristen auf die Bühne. Einige Zuschauer haben sich offensichtlich richtig auf MIND.IN.A.BOX gefreut, denn gleich mit den ersten Tönen ist eine handvoll Leute vor der Bühne versammelt. Die restlichen Zuschauer begutachten das irgendwie seltsame Treiben auf der Bühne interessiert, aber auch reserviert. Die Musik soll eine Hommage an die 80er Jahre Electromusik sein. Der schwirrende, leicht verzerrte Gesang ist energisch vorgetragen, langweilt mich spätestens beim zweiten Song aber schon ziemlich. Die Synthies sind größtenteils sehr Trance lastig und so entsteht während des Konzertes irgendwie eine mystische bis spirituelle Stimmung. Die punktuell einsetzenden kräftigen Gitarren erfrischen das Klangbild, allerdings sind die meisten Zuschauer eher zurückhaltend. Zum Ende des 40 minütigen Auftritts werden die Songs etwas schneller und z.B. bei "Identity" kann ich auch zum ersten Mal begeistert tanzende Menschen entdecken. Der letzte Song sollte wohl lustig sein oder so, auf jeden Fall meint Sänger Stefan seine Stimme via Computer so zu verändern, dass weiblich anmutende Klänge entstehen. Erinnert mich an die Zeiten, wo uns MARK´OH mit seinem Trallala Techno auf die Nerven ging... Also ich muss sagen, ich bin froh, dass der Auftritt nun zu Ende ist und ich mich wichtigeren Sachen widmen kann, z.B. Biertrinken und auf FLA warten!




Diese Wartezeit ist nach einer 30 Minuten langen Umbauphase beendet und unter großem Beifall betreten FLA Mastermind Bill Leeb und seine drei jungen Live-Unterstützer die Bühne des Musikzentrums und sofort ist der Saal mit jeder Menge Energie gefüllt. Von der ersten Sekunde an steht die Begeisterung den Zuschauern ins Gesicht geschrieben. Geile Rhythmen, fette Industrialgitarren und Bills verzerrter Gesang sitzen punktgenau und stehen für die Routine der Band. Eine Mischung aus Neu und Alt steht auf dem Programm und so werden gleich zu Beginn Klassiker wie "Circuitry" aus dem Hut gezaubert, die in den ersten Reihen zum körperbetonten Tanzen führen. Bemerkenswert ist, dass die meisten Drums alle live gespielt werden und nicht wie sonst im Genre einfach vom Band kommen und genau das ist ein großer Bestandteil der musikalischen Energie. Mit dem deutschen Stück "Angriff" vom aktuellen Album geht's nahtlos hart weiter. "Neologic Spasm" ist das erste Stück, bei dem die Gitarren verstummen und im Old School Electro Stil mächtige technisch hochwertige Beats losstampfen. Zu viert wird auf den Drums herumgeballert, sodass eine richtig geniale Sounddichte entsteht. Absolut beeindruckend! Mit "Improvised Electronic Device", "Hostage" oder "Prophecy" geht die Mischung an FLA Zeitgeschichte von neuen und alten Songs weiter. Bei allen Stücken ist Bill Leeb trotz der ewig langen Bandgeschichte kein Stück Müdigkeit anzumerken. "Shifting Through The Lens", die Singleauskopplung des neuen Albums, beweist ungeahnte Livequalitäten, denn dieser Song bietet mit seiner Mischung aus Old School und Industrial Elementen eine perfekte Livestimmung, die zum Tanzen und Pogen ansteckt. Die Zeit vergeht leider viel zu schnell und nach etwa 70 Minuten Spielzeit verschwinden die kanadischen Electro Helden das erste Mal von der Bühne. Da sich damit aber niemand im Musikzentrum zufrieden geben möchte, kommen FLA natürlich zurück und geben mit 3 weiteren bekannten Tracks noch mal Vollgas. Vor allem "Mindphaser", bei dem noch mal der Old School Sound herausgekramt wird, macht richtig Eindruck. So geht dann aber leider doch nach genialen 90 Minuten der Auftritt von FRONT LINE ASSEMBLY zu Ende. Das Konzert hat alles geboten, was man sich hätte wünschen können. So viel Power, Energie und Stimmung hätte ich gar nicht erwartet und so kann ich dieses Konzert nur mit Bestnoten versehen.



Die anschließende Aftershowparty erweist sich trotz guter Songauswahl DJ Technisch als Pleiten, Pech und Pannenshow, da die Musikanlage nicht so recht gehorchen wollte und so zieht es mich dann doch relativ zeitig nach Hause. Mein dank geht an dieser Stelle noch an Elmar Herrmann von der Amphi GmbH, dem Musikzentrum, das einen tollen Rahmen geboten hat, und natürlich FRONT LINE ASSEMBLY, die eine überzeugende Leistung geboten haben.


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