TANKARD + HEADSHOT :: Thrash Metal gegen die Weltwirtschaftskrise
Jugendzentrum B58 in Braunschweig am 10.01.2009
(Fotos by Chris)



Eigentlich muss ich mich ja schämen. Seit ewigen Jahren, um nicht zu sagen seit ca. 18 Jahren, liebe ich TANKARD für das, was sie tun: thrashen und Bier trinken. Obwohl ich, wenn ich TANKARD höre, immer genau das machen möchte (nämlich thrashen und Bier trinken), hatte ich bisher erst selten das Glück, einen Gig der Frankfurter Thrasher zu erleben. Um ganz ehrlich zu sein, wird dieses der erste Clubgig, den ich erleben darf, nachdem ich sie schon unter freiem Himmel erleben durfte. Also fahren wir voller Vorfreude nach Braunschweig, um auf den Plakaten den Aufkleber "AUSVERKAUFT" lesen zu dürfen. Gut so.
Dank der tollen Crew um Frank Tobian vom B58 klappt der Einlass auch ganz hervorragend und wir können uns in den zweiten Stock begeben, in dem das Konzert stattfinden wird. Kuschelig klein, ausverkauft, aber dennoch nicht bis zum letzten Quadratzentimeter vollgepropft, gutes Getränkeangebot, faire Preise und vor allem ein sympathisches Team, so haben wir das B58 jetzt kennen gelernt.

Wer schon immer davon geträumt hat, dass TANKARD mal einen Privat-Gig in seinem Wohnzimmer zocken und man noch 219 Kumpels einladen darf (also ich zum Beispiel), wird heute Abend glücklich.




Den Anfang machen erst mal HEADSHOT aus Braunschweig. Die Thrasher mit der neuen Frontfrau Daniela (seit Sommer 2008 dabei) haben mittlerweile ca. 14 Jahre auf dem Buckel und haben 2008 ein feines Scheibchen namens "As above, so below" rausgedonnert. In den folgenden 65 Minuten (das nenne ich mal eine ordentliche Spielzeit für einen Opener) bratzen die Dame und die Herren uns sehr geilen Thrash Metal um die Ohren, der sicherlich in die Old School-Schublade gesteckt werden darf und von alten Thrash-Heroen wie z.B. EXODUS, OVERKILL und Konsorten beeinflusst wird. Die Songs sind also alle sehr rifforientiert und da man nicht nur aufs Gaspedal drückt, sondern auch im Midtempo groovt, wird es zu keiner Sekunde langweilig und das Sahnehäubchen auf den Songs sind immer die geilen Soli von Olaf Danneberg, was die instrumentale Kompetenz der Bandkollegen und vor allem des zweiten Gitarristen Henrik Osterloh allerdings nicht schmälern soll und darf. Daniela macht ihre Sache extrem gut und shoutet die Texte extrem geil raus und man kann ihr die Freude über die Anwesenden und ihre Reaktionen auf die Songs deutlich ansehen und man darf das Gefühl haben, dass hier eine neue Lady in die Thrash Metal-Bundesliga aufsteigen will und wird. Den Groove besorgen uns Till Hartmann an der Schießbude und Stefan Stürmer am Bass und die reichlich vorhandenen Tempowechsel bereiten den beiden keine Schwierigkeiten und sicher wie ein Uhrwerk wird der Takt angegeben.
Man merkt der Band den Spaß an, auch wenn der Aktionsradius der Band auf der kleinen Bühne arg eingeschränkt ist. Leider sind mir die Tracks nicht geläufig, aber tierisch beeindruckt hat mich das epische Werk "As above, so below". Ich würde mich über eine Tonkonserve mit Daniela am Mikro wirklich sehr freuen. Well done, weiter so!




Nach einer relativ kurzen Umbaupause kommt die Thrash-Legende persönlich auf die Bühne: TANKARD! 105 Minuten lang herrscht nun Ausnahmezustand im B58 und die Frankfurter werden brutalst abgefeiert. Bei den Jungs stimmt aber auch alles: die Songs sind absolut erstklassig, mit Gerre hat man einen Frontman, der weiß, wie man die Leute unterhält und mitreißt ("Thrashen gegen die Weltwirtschaftskrise") und Andy Gutjahr an der Sechssaitigen und Frank Thorwarth am Bass zeigen, wie man auf der (dank dem sehr groß gewordenen Gerre) noch viel kleineren Bühne ordentlich die Kuh fliegen lassen kann und sogar für einen Haufen Stagediver ist reichlich Platz. Gerne dürfen die Bühnenbesucher auch mal munter ins Mikro gröhlen, sich feiern lassen oder werden von Gerre freundschaftlich in den Schwitzkasten genommen. Die Stimmung unter den 220 Fans ist mehr als beachtlich und es gibt keine Sekunde zwischen den Songs, die nicht mit Geschrei und Sprechchören belegt sind. Als der bekennende Eintracht Frankfurt-Fan sich auch noch einen Eintracht Braunschweig-Schal umhängt, obwohl er so was ja grundsätzlich nicht macht und "Eintracht, Eintracht"-Sprechchöre durch den Club gehen, kommt sich fast wie im Stadion vor. Großartiger Spaß für alle Beteiligten ist somit garantiert. Drummer Olaf Zissel hingegen ist der grundsolide Rückhalt, den man als Band braucht und so profiliert er sich durchs Drumming und weniger durch anderweitige Eskapaden, auch wenn ihm Gerre mit seiner Plauzen-Pauke den Taktangeberjob streitig machen könnte.

Musikalisch wird ein bunter Mix aus uralten und kommenden Klassikern serviert, aber egal welcher Song, es wurde alles begeistert aufgenommen! "The Morning After", "Zombie Attack", "Slipping from Reality", "Beermuda", "Need Money for Beer", "Space Beer", "Alcohol", "Octane Warriors", "Die with a Beer in your Hand", "Nation over Nation", "666 Packs", "Rectifier", "Chemical Invasion" oder die Zugaben "We still drink the old ways", "Freibier", und natürlich "(Empty) Tankard" sind alles Tracks die ohne Wenn und Aber als feinstes Gebräu aus der TANKARD-Brauerei durchgehen und auch die neueren Stücke fallen im direkten Vergleich mit den alten Klassikern nicht ab, sondern treffen ebenso immer voll ins Schwarze.
TANKARD sind und bleiben eine Band zum Anfassen und auch nach "26 Jahren ohne Erfolg" (Zitat Gerre) hat man eine Eigenschaft, die nicht zu unterschätzen ist: man schafft es Leute friedlich zusammenzubringen und zum Feiern zu animieren. Und der Dank dafür ist unsere Loyalität, die wir den Hessen herzlichst entgegenbringen. Dafür kann man sich zwar keinen Gerstensaft kaufen, aber es ist halt was für die Seele.

Tja, wie am Anfang erwähnt, möchte ich bei TANKARD immer thrashen und Bier trinken und ich darf wohl behaupten, dass mir diese Mission durchaus geglückt ist und als um ca. 0.30 Uhr die Party vorbei ist, bin ich eigentlich schön bettgehfertig.

Mein Dank geht selbstverständlich an die beiden großartigen Bands, sowie an Timo von AFM Records und an Frank Tobian vom B58. (chris)

Surftipps:
www.jugendzentrumb58.de
www.tankard.info
www.headshot-inc.de
www.afm-records.de



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