CRO-MAGS :: Kurz und klein
Meier Music Hall in Braunschweig am 24.06.2009
(Fotos by Chris)

Einerseits ist es was Besonderes, wenn die eine legendäre Band wie die CRO-MAGS nach Deutschland kommt, aber die Originalbesetzung ist seit Jahrzehnten dermaßen zerstritten, dass es immer nur Teile der Band gibt, die auf Tour gehen. CRO-MAGS (jam) bestehen aus zwei Originalmitgliedern, die das absolut legendäre "The Age of Quarrel"-Album eingezimmert haben, nämlich John "Bloodclot" Joseph (v) und Mackie (d). Da man in diesem Sommer allerdings einige Festivalbühnen zum Wackeln bringen möchte, hat man die Gunst der Stunde genutzt und einige andere Shows im Umfeld der Festivals gebucht und so kommen die Braunschweiger Hardcore-Fans voll auf ihre Kosten. Verstärkt werden John und Mackie auf dieser Tour von den Hardcore-Recken A.J. Novello (g, LEEWAY) und Craig Setari (b, SICK OF IT ALL) und das verspricht zwar nicht die Originalbesetzung, aber eine Mannschaft von internationalem Format.

Meine Erwartungen an den heutigen Abend sind doch sehr gemischt, denn einerseits ist Ferienbeginn und das schreit nach einer vollen Meier Music Hall, andererseits ist das Wetter heute hervorragend schön und vielleicht liegt man lieber am See oder in dem Biergarten herum?! Wir haben uns jedenfalls für das Erstere entschieden, aber leider Gottes nicht so viele andere, wie die Bands es verdient gehabt hätten.




Der Opener ist ARRESTOR HOOK DOWN und die Jungs verwöhnen uns mit richtig gutem Hardcore mit coolen Breakdowns und überwiegend im Midtempo angesiedelten Songs. Auch die kleine Zwangspause, als die Gitarre des ausfällt wird sympathisch überbrückt. Neben den genretypischen Songs ist mir besonders der DOWN/CROWBAR-lastige Song im Gehör hängen geblieben, dessen Titel ich nicht kenne, aber sicherlich noch kennen lernen werde.
Die Songs der MySpace-Seite www.myspace.com/arrestorhookdown geben den Sound der Band nur bedingt wieder, denn ganz so schleppend kamen die Songs nicht aus der PA gebrettert und nicht alles klang so südstaatlich, was vielleicht auch am Sound gelegen haben mag.
Nach einer knappen halben Stunde ist Ruhe im Saal und die in den nächsten 45 Minuten wird umgebaut.



45 Minuten ist dabei auch ein gutes Stichwort, denn um das Showende vorwegzunehmen: die CRO-MAGS (jam) geben ganze 45 Minuten Gas und sind dann weg. Damit haben sie den ersten Platz in den Kategorien "Kürzester Headliner-Gig" und "Schade, dass ich länger fahren muss, als die Hauptband spielt".
Diese 45 Minuten haben es aber in sich und glücklicher Weise kommt das Publikum deutlich mehr aus sich heraus als bei ARRESTOR HOOK DOWN. Hauptaugenmerk liegt natürlich auf der schnellsten Maus von NYC oder auch dem Mohammed Ali des Hardcore, denn John Joseph nutz die Bühnenbreite komplett aus, tänzelt, sprintet, springt und shoutet, als hätte man ihm einen Zitteraal in den Schlüpfer eingenäht. Wahnsinn, welche Energie er transportiert und die tanzwütigem im Publikum sofort ansteckt. Leider kam mir der Gesang etwas leise vor, was sehr schade ist, denn sein Gesang hebt sich doch deutlich von dem Gebrülle seiner Kollegen ab und hat ihn immer zu einem besonderen Shouter gemacht. Gitarrist A.J. Novello (ex-LEEWAY) macht eine klasse Job und egal ob fettes Riff oder geiles Solo, der man kann's noch. Zwar hat man ihm zu Beginn der Show die Füße an den Brettern festgetackert und der Aktionsradius ist deutlich eingeschränkt, was der Bassist allerdings locker wieder ausgleicht! Es handelt sich dabei aber nicht wie angekündigt um Craig Setari von SICK OF IT ALL, sondern um einen mir unbekannten Viersaitenwürger vorm Herrn, der mit seinen Sprüngen, Roundhousekicks und der puren Energie, die er transportiert, mächtig imponiert. Drummer Mackie hat im wahrsten Sinne auch alle Hände voll zu tun und überrascht mit einer Sitzhaltung irgendwo zwischen stehen und sitzen, wie ich es noch nie gesehen habe.

Die Songs sind ganz einfach Hardcore-Geschichte und treten mächtig Arsch, allen voran natürlich der Hit "We gotta know", der als Zugabe gespielt wurde (ja, nach 43 Minuten von der Bühne gehen, sofort wiederkommen und die Zugabe runterreißen), das hat Stil. Aber auch "Street Justice", "Don't tread on me", Signs of the Times", "Hard Times", "World Peace" oder "Show you no mercy" sind wahrliche Göttergaben und hinterlassen bei dem wirklich bunt gemischten Publikum ein Lächeln auf dem Gesicht.

Auch wenn es nach 45 Minuten schon vorbei ist, waren diese Minuten doch sehr unterhaltsam und haben Lust auf mehr gemacht. Ich bin gespannt, wie sich die Band auf dem With Full Force-Festival schlagen wird, denn da hat man volle 60 Minuten für die Recken eingeplant. Das hat man auch selten, dass Festival-Gigs die Spielzeit der Headliner-Shows übertreffen. www.myspace.com/thecromags.

Mein Dank geht an Mario von Undercover! (chris)


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