THE VISION BLEAK + NEGURA BUNGET :: Qualität statt Quantität
München, Backstage, 02.02.2008
(Fotos von www.myspace.com/thevisionbleak by Dirk Behlau - www.pixeleye.de)



Als THE VISION BLEAK im Jahr 2004 ihr grandioses Debüt "The Deathship Has A New Captain" veröffentlichten, konnte man nicht unbedingt voraussehen, dass die Band mehr als ein Strohfeuer sein würde. Mittlerweile hat sich die Gruppe aber zweifellos zu einer bewährten Gothic-Metal-Größe entwickelt. So wurden inzwischen zwei weitere geniale Alben geschaffen. Außerdem präsentiert die Band nun schon seit etlichen Jahren ihren packenden Stoff bei Konzerten. An diesem Abend sollte das Publikum des Backstage in den Genuss dessen kommen, was THE VISION BLEAK selbst als Horror Metal bezeichnen.

Da mich THE VISION BLEAK bereits mehrfach live begeistert hatten, war meine Vorfreude entsprechend groß, als ich gegen 20 Uhr im Backstage ankam. Zunächst galt es aber noch, sich den finsteren bis melancholischen Klängen von NEGURA BUNGET zu stellen, die auf der Bühne bereits lautstark zugange waren. Die dargebotenen Kompositionen lassen sich nicht gerade als leichte Kost bezeichnen. Die Stücke hatten zumeinst Überlänge, waren aber durchaus abwechslungsreich genug gestaltet, um Langeweile auszuschließen. Letztlich scheint mir die atmosphärische Komponente bei der Musik von NEGURA BUNGET der aktivste Brückenbauer zum Hörer zu sein. Auf alle Fälle fand ich recht schnell Zugang zu dieser bedrohlichen Klangwelt, obgleich ich sie an diesem Abend zum ersten Mal hörte. Auch beim restlichen Publikum kam der zumeist doomige Metal-Sound, der klangtechnisch einwandfrei aus den Boxen flutete, gut an. So gab es reichlich Applaus, als sich NEGURA BUNGET gegen 20.45 Uhr verabschiedeten.



Um 21.10 Uhr nahmen endlich THE VISION BLEAK die Bühne in Besitz und wuchteten mit dem neuen Brachialsong "The Demon Of The Mire" sogleich ein massives und rundum überzeugendes Metal-Brett in den Raum. Die Stimmung beim Publikum war gleich zu Beginn sehr wohlwollend. Trotzdem schien die Band anfangs etwas enttäuscht zu sein, weil bei ihrem Erscheinen nicht sofort die totale Ekstase ausbrach. Vermutlich war man auch etwas frustriert darüber, dass nun kaum mehr Zuhörer als bei NEGURA BUNGET zugegen waren. Tatsächlich präsentierte sich die Halle mit schätzungsweise 250 Besuchern noch immer nur halbgefüllt. Doch THE VISION BLEAK reagierten letztlich souverän und ließen sich vom nicht gerade überwältigenden Zuschaueransturm keineswegs ins Bockshorn jagen. Es gelang der Band dann auch recht schnell, die wohlwollende Stimmungslage des Publikums unter Zuhilfenahme bewährter Gassenhauer wie "Carpathia" oder "Wolfmoon" in ein durchaus euphorisches Feuer zu verwandeln. Die Federführung lag dabei erwartungsgemäß bei Sänger Konstanz, der das Publikum immer wieder verbal und mit Gesten aufpuschte.

Als Konstanz dann mehrfach die Frage "Can you say 'Kutulu!'?" an den immer unruhiger werdenden Hexenkessel richtete, war klar, dass nun ein ganz besonderer Moment des Abends unmittelbar bevorstand. Tatsächlich markiert der Ausnahmesong "Kutulu!" auch im Live-Einsatz einen unbestreitbaren Höhepunkt im THE VISION BLEAK-Universum. So wurde beispielsweise der archaische Stammesgesang der Studiofassung live durch die Urlaute des anwesenden Volkes überzeugend ersetzt, was bei Häuptling Konstanz für wohlfeile Zufriedenheit sorgte. Im weiteren Verlauf sorgte die Band unter anderem mit den neuen Tracks "The Vault Of Nephren Ka" und "The Shining Trapezohedron" für anhaltende Begeisterung. Und ehe man sich versah, wurde in Gestalt des majestätisch strukturierten "The Charm Is Done" der letzte Song des regulären Programms zelebriert. Als die Gruppe unter kräftigem Jubel nach etwa einer Stunde Spielzeit die Bühne verließ, war offenkundig, dass die Fans zumindest noch einen Zugabenblock erwarteten.

THE VISION BLEAK ließen sich dann auch nicht lumpen und kehrten nach wenigen Minuten zurück, um noch mit zwei weiteren Nummern zu punkten. Zunächst wurde mit "The Lone Night Rider" eines der bekanntesten und stärksten Stücke aus der Frühzeit der Band präsentiert. Im Anschluss daran fand das Konzert durch den neuen Hammersong "To Our Brotherhood With Seth" sein endgültiges Ende. Es war zweifelsfrei schade, dass es zu keiner zweiten Zugabe kam. Andererseits glänzen auch die CD-Veröffentlichungen der Band nicht gerade durch lange Spielzeiten, sondern vielmehr durch ihre Genialität. So gesehen, ist sich die Gruppe an diesem Abend durchaus treu geblieben. In der Tat war bis auf die relativ kurze Spielzeit rein gar nichts an diesem Konzert auszusetzen. Bleibt zu hoffen, dass die beiden THE VISION BLEAK-Häuptlinge Konstanz und Schwadorf weiterhin fähig sind, allein durch Qualität zu überzeugen. Schließlich möchte das Stammesvolk die Frage "Can you say 'Kutulu!'?" bestimmt noch sehr lange positiv beantworten können. www.the-vision-bleak.de (stefan)



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