UNLEASHED + KRISIUN + Guests :: Death Metal Victory over Waschmaschine!
Musikzentrum in Hannover am 05.12.2008
(Fotos by Chris)



Kurzzeitig stand der Konzertbesuch für mich auf der Kippe, denn als ich abends von der Arbeit nach Hause kam, hieß es erst mal, dass die Waschmaschine kaputt ist. Na toll, eine komplette Überschwemmung konnte glücklicher Weise nicht festgestellt werden, aber da ich von defekten Waschmaschinen keine Ahnung habe, musste mein Papa herhalten, der den Fehler schnell und fachmännisch entdeckt hatte! Vielen Dank, Pa!

Eine Stunde später als geplant konnten wir uns auf die Reise machen und erreichen das Musikzentrum ohne große Probleme. Was mich nur tierisch verwundert, ist, dass so viele Leute noch vor der Halle stehen, obwohl es doch schon begonnen haben sollte und wir viel zu spät dran sind. Des Rätsels Lösung sind aber die Nikotinabhängigen, die ihrer Sucht frönen und meine Hoffnung, dass der Beginn sich verschoben hätte, hat sich schnell zerschlagen.

Eröffnet wurde das Todesblei-Spektakel von den Finnen SHADE EMPIRE, die wir aber, wie ihr euch jetzt denken könnt, verpasst haben.




Kurz nach unserem Eintrudeln steigen auch schon Johan Lindstrand (v), Mikael Lagerblad (g), Mattias Bolander (g), Robert Axelsson (b) und Marek Dobrowski (d) aka ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET auf die Bühne und sie haben mit ihrem aktuellen Album "Grim Tales" wieder Boden gutgemacht, den sie mit ihrem Zweitwerk "Error in Evolution" (als wie treffend sich manche Titel im Nachhinein herausstellen, ist schon erstaunlich) verloren haben. Zwar konnte man damit nicht ganz zum Erstlingshammer "21st Century Killing Machine" aufschließen, aber ein beeindruckendes Lebenszeichen ist es allemal. Gespannt bin ich jetzt jedenfalls auf die Liveperformance und im Nachhinein kann ich sagen, dass wir echt was verpasst hätten, wenn die Waschmaschine uns noch länger aufgehalten hätte.

Auf der Bühne war ständig Bewegung, vom Bangen bis hin zu Stellungswechseln war es ein ständiges Gewusel, was die Musik noch lebendiger macht, als sie eh schon ist und Robert und Alexander bangen und moshen die ganze Zeit und haben einfach Spaß. Was mir auf CD gar nicht mal so unbedingt aufgefallen ist, ist die Qualität und Quantität der sagenhaften Soli, die sich Gitarrist Mikael Lagerblad aus seinen Fingern zaubert. Sehr häufig nimmt er seine Waffe auf die Hüfte und spielt die feinsten Soli gefühlvoll und präzise, als stünde er gar nicht vor einigen hundert Menschen auf der Bühne, sondern würde für sich alleine spielen. Wenn der Mann Kirk Hammett als eines seiner Idole nennt, sollte man das schon sehr ernst nehmen. Ebenso auffällig war jemand, der eigentlich immer im Hintergrund sitzt, nämlich Marek Dobrowski, der Schlagzeuger. Sein Timing bei den abwechslungsreichen Drumfiguren ist schlichtweg unglaublich und wenn er bei dem schleppenden "Death makes it all go away" schwerfällig die Stöcke hebt, als würde er mit Baumstämmen trommeln, hat das eine besondere Ausstrahlung. Respekt.

Fronstau vorm Herrn ist natürlich Sänger Johann, der die Meute fest im Griff hat und er heizt die Fans, die wirklich schon zahlreich und textsicher dabei sind, noch mehr an. Leider verzichtet die Band (wie alle anderen heute Abend auch) auf die Setlists, die auf den Boden geklebt werden, und so kann ich nur aus meinem Gedächtnis heraus folgende Tracks des Abends nennen, die die Band bei ihrem ca. 45minütigem Gig zum Besten gegeben hat: "Bastards of Monstrosity", "Death makes it all go away", "Cursed by the Knife", "Knights in Satan's Service", "Such a Sick Boy", "Devil on the Red Carpet", "So grim, so true, so real". Gerade die Tracks "Such a Sick Boy" und "Knights in Satans Service" vom "Error in Evolution"-Album kommen live sehr gut rüber und machen viel Spaß. Ein mehr als gelungener Auftritt, was die zahlreichen Fans mit lautem Jubel honorieren. Well done!




KRISIUN haben mit "Southern Storm" ihren siebten Longplayer (EPs etc. nicht mitgezählt) auf die Menschheit losgelassen und wer den Sound der Band, die aus den drei Brüdern Alex (v, b), Moyses (g) und Max (d), kennt, ahnt, was ihn live erwartet. Vor dem Gig habe ich große Erwartungen an die musikalische Hochgeschwindigkeitssause und werde ich enttäuscht? Na ja, ein bisschen. Über die gesamte Distanz von 45 Minuten hinweg klingt der schnelle Death Metal leider etwas eintönig und der Aktionsradius ist extrem klein und die drei Herren verlieren sich auf der großen Bühne etwas, aber wenn man die Geschwindigkeit und spielerische Finesse in die Beurteilung miteinbeziehen möchte, ist es schon beeindruckend. Leider klingen für meine Ohren viele Tracks zu ähnlich, was die Fans vor der Bühne nicht stört und einen Moshpit von respektabler Größe entstehen lässt, der uns alle schön durchschüttelt. Schlecht ist anders, abwechslungsreich aber auch.




Hach, dann kommen UNLEASHED. Die Band um Mastermind Johnny Hedlund (v, b) war eine der ersten Death Metal Bands, die mich Anfang der Neunziger zu begeistern verstanden. Mittlerweile sind 17 Jahre seit dem Erstling ins Land gezogen, die Band hat mit ihrem neunten Album "Hammer Batallion" ein kleines Meisterwerk kreiert und nach unzähligen Touren kehrt man nach Hannover zurück. Darüber bin ich sehr glücklich, denn so kann ich die Band heute das erste Mal Live on Stage erleben. Neben Johnny zerböllern Tomas Masgard (g), Fredrik Folkare (g) und Anders Schultz (d) heute das Musikzentrum und im Vorfeld wurden die einen oder anderen Überraschungen in der Setlist angekündigt.

UNLEASHED haben genau das, was eine gute Liveband ausmacht: Erfahrung, ohne langweilig zu sein. Der Opener "The Greatest of all Lies" ist perfekt gewählt und was in den nächsten 75 Minuten folgt, ist ein Todesblei-Triumphzug, wie ich ihn selten erleben durfte. Egal ob neuere Tracks wie "Your Children will burn", "Hammer Battalion (Hannover)", "Black Horizon", "Warriors of Midgard", "This is our World now", "Midvinterblot", "In Victory or Defeat", "Metalhead", "Don't want to be born", "Death Metal Victory (mit richtig geilem Mitsingpart) oder richtig alter Stoff wie "The Final Silence", "Before the Creation of Time" oder "Into Glory Ride", es sind alles Death Metal Hits, ohne Wenn und Aber.

Die Bühnenpräsenz von Frontmann und Kampfkoloss Johnny ist nicht ansatzweise wegzudiskutieren und man kann ihm nach so vielen Touren immer noch ansehen, dass er Freude "bei der Arbeit" hat und wenn er mit dem Publikum kommuniziert, haben garantiert beide Seiten Spaß. Bewegungstechnisch und auch sonst steht der Hüne definitiv im Mittelpunkt, aber seine Gitarristen sind ebenfalls erste Sahne und wenn Fredrik die Soli rausdonnert, läuft es einem eiskalt den Rücken runter. UNLEASHED sind definitiv gut aufeinander eingespielt und haben die Menge, die sich zu heftigen Mosh- und Circlepits animieren lässt und extrem textsicher ist, jede Sekunde im Griff und die gute Lichtshow kann definitiv die Stimmung der Tracks transportieren. Alles in Allem sind UNLEASHED eine Band, die für die Bühne gemacht ist und dort werden wir sie hoffentlich noch lange und immer wieder antreffen. Großartig.

In dem fast ausverkauften Musikzentrum gibt es keine traurigen oder müden Gesichter, denn alle Anwesenden können mit dem heute Abend erlebten rundum zufrieden sein. Hoffentlich dauert es jetzt nicht wieder 17 Jahre, bis ich mir UNLEASHED auf der Bühne anschauen kann, denn dafür war es einfach zu geil!

Mein Dank geht heute an meinen Pa und Nasrin! (chris)



Startseite