OOMPH! + ALL ENDS + MINA HARKER :: Vollblut Profis auf der Bühne
Halle 400 in Kiel am 12.11.2008
(Fotos by Oliver Garrandt - www.abstrakte-fotografie.de)

Auf einen grauen Mittwoch Abend im November freut man sich eigentlich eher selten. Aber OOMPH! in Kiel war mal wieder ein Grund der die kalten Tage aufhellen könnte. So geschah es, dass ich mich eben an jenem wirklich nieseligen grauen dunklen Tage nach Kiel begab. Das Ziel sicher vor Augen... Oomph!! und ihren ersten Auftritt in Kiel sehen zu dürfen! Da ich relativ spät dran war und wie üblich versuchte, so dicht als möglich an der Lokation zu parken, war ich denn auch verwundert, dass es noch ein relativ grosses Parkangebot gab. Nun ja. Die Brücke über die Förde scheint tatsächlich genutzt zu werden, dachte ich. Draußen wurde bereits mit einem Grill Bier und Bratwurst verkauft und dem entsprechend schien denn auch für die Fans gesorgt worden zu sein.

Aber drinnen bot sich mir ein eher spärlicher Anblick. Die Halle war vielleicht bis zur Hälfte gefüllt und das sollte sich zum Leid der angetretenen Bands auch nicht viel ändern. Vielleicht war es der Mittwoch, das Wetter oder die Finanzkrise, die es verhinderten, dass mehr Leute kamen. Aber das ist alles natürlich reine Spekulation! Die Fans und Gäste, die gekommen waren, sollten aber mit einer sehr guten Show aller drei Akteure belohnt werden.




Als erstes trat eine mir ungekannte Band Namens MINA HARKER auf. Mit dem ersten Stück "Letzter Kuss" ging das Duett auch gleich recht gut zur Sache. Sicherlich waren die beiden Musiker vielen Anwesenden noch unbekannt. Aber ich glaube, dass sie einige neue Fans oder sehr interessierte Zuhörer gewonnen haben. Die beiden dynamisch freundlichen Musiker (Mina Harker: Gesang und Alexander Gorodezki: Gitarre) machten eine gute Figur und zeigten viel Einsatz, um die kühlen Nordlichter aus der herbstlichen Stimmung herauszuführen. Die Musik ist mit elektronisch angehauchtem Deutsch Rock zu bezeichnen. Wobei aber live von der Elektronik wenig zu hören war. Die Playlist: Letzter Kuss, Bis zum Tod, Wie im Traum, Nacht, Engel, Tränen, Fühlst du mich, Tiefer, zeigt auch, das in Deutsch gesungen wurde. Was allen Anwesenden inkl. mir das Verstehen der Texte sehr einfach machte. Stimmgewaltig ist die Sängerin alle mal und wer mal Zeit hat und nicht erst eine Std. später nach Einlass zu den noch folgenden Konzerten kommt, darf sich darauf freuen. Mina Harker wird Oomph! bis zum Auftritt in München begleiten.




Die zweite Band des Abends war mit ALL ENDS mir keine unbekannte Formation. Hatte ich doch gerade erst vor einem Monat ihr aktuelles Debüt-Album zur Rezension in den Händen. Dazu kann ich nur sagen Hut ab! Live klingen die Schweden genau so dynamisch, wie auf ihrem Erstlingswerk mit selbigen Namen "All Ends". Mit neun Stücken war deren Playlist denn ein Stückchen länger, aber der Auftritt nicht weniger dynamisch. Die beiden auf der Bühne sehr agil wirkenden Sängerinnen und ihn ihren hochhackigen Schuhen noch dazu mutig springend. Respekt. Der Auftritt wurde von den Kielern, die wohl auch noch nicht oft was von der Gruppe gehört hatten, mit viel Applaus nach jedem Stück belohnt. Nach einigen wiederholten Aufforderungen der Sängerinnen noch etwas aktiver zu werden, wurden auch die restlichen kalten Glieder aufgeheizt. Mit "Regrets" wurde denn auch mein Lieblingsstück ihres Albums gespielt. Dass es sich hier bei um echte Profis handelte, konnte man denn auch zusätzlich in dem sehr routinierten Auftritt sehen. Der gesamte Auftritt war sehr gut geplant, vom Ablauf auch sehr sauber durchgezogen und die sechs Schweden haben den ganzen zur Verfügung stehenden Raum der Bühne genutzt. Für mich war es ein sehr guter, aber kein spektakulärer Auftritt. Eine gute professionelle Arbeit, die zeigt, dass da sehr viel Bühnenerfahrung hinter steckt.




Dann war es Zeit die Bühne zu räumen, Ordnung zu schaffen für den ersten Auftritt in Kiel, wie schon mehrfach erwähnt. OOMPH! betraten die Bühne und das Publikum war hin und weg. Eben jene, die gekommen waren. Unterstützt wurden/werden die drei Bandmitglieder durch zwei Gastmusiker. Und zu einem Duett mit Mina Harker lässt man sich auch gerne hinreißen. Für Bewegung wurde also gesorgt. Vor allem der routiniert in Szene gesetzte Bewegungsdrang von Dero (Gesang) hatte einen großen Aktionsradius. Immer wieder wurde die Bühne umrundet. Den Fans gefiel es und man merkte, dass man es hier mit echt gewachsenen Profis zu tun hatte. Die Zeiten der 90er als man noch "Der neue Gott" gespielt hatte sind längst passé. Vollzeitmusiker und Profis, wie man es bei fast zwei Jahrzehnten Bühnenerfahrung erwarten darf, sind sie geworden. Der Erfolg gibt ihnen recht. Nur leider war das Konzert in Kiel wieder erwarten nicht ansatzweise ausverkauft. Den anwesenden Fans hat es sicherlich gefallen, hatte man doch wesentlich mehr Raum zum Tanzen. Immer wieder wurden auch hier und dort pogende Jungs gesehen. Ohne große Showeffekte und sich allein auf ihre Musik und Dero verlassend, wurde auf sonstigen technischen Einsatz an Bühnentechnik verichtet. Mal von dem Bad in der Menge, derer zwei Mal hat sich Dero auf die Hände seiner Fans verlassen und sich über sie hinweg tragen lassen.

Mit einer Setlist von immerhin 24 Songs war der Auftritt zu dem auch sehr auf das große bestehende Repertoire der Jungs aufgebaut. Daher verzichte ich einfach mal darauf, diese hier komplett wiederzugeben. Aber mit einleitenden Sprüchen wußten die Fans fast immer sofort was kommt. Nur der Aufforderung jetzt und sofort sich dem "Sex" hinzugeben wollte dann doch keiner der Anwesenden folgeleisten. Wohl zum Glück der Veranstalter. Waren doch auch hier und dort Minderjährige im Publikum. Im Großen und Ganzen war es ein musikalisch und technisch sauberer Auftritt. Es gab keine Ausfälle und keine wirklich auffälligen Einlagen. Weder von Seiten der Fans noch eben Seitens der Musiker. Ich persönlich hätte mir vielleicht ein paar mehr individuelle Einlagen oder Bühneneinlagen gewünscht. Aber wer weiß. die Tour läuft noch bis Anfang Dezember und ist für alle geeignet, die gerne einen unterhaltsamen Abend haben wollen, ein wenig gerockt werden wollen und dazu Vollblut Profis auf der Bühne sehen möchte.

Die Lautstärke war zwar wie auch für den Rest des Abends eindeutig zu hoch, was aber eben weniger der Band denn dem Mixer hinterm Pult zu verdanken war. Ich würde mich freuen, wenn es an den Kassen demnächst auch "freiwillig" Seitens der Veranstalter Gehörschutz geben würde. Der einfache Hinweis, dass es zu Gehörschäden führen kann ist mir da eindeutig zu wenig entgegenkommen. (oliver)

Die restlichen Termine:
26.11.08 Saarbrücken, Garage
27.11.08 Würzburg, Soundpark Ost/ Airport
28.11.08 Aschaffenburg, Colos-Saal
30.11.08 Stuttgart, LKA-Longhorn
01.12.08 Erlangen, E-Werk
03.12.08 München, Backstage
04.12.08 CH-Zürich, Rohstofflager
05.12.08 CH-Solothurn, Kulturfabrik Kofmehl
07.12.08 A-Wien, Flex



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