AMANDA PALMER + ZOË KEATING :: Mit Vollgas durch marod-schillernde Klangwelten
Abart in CH-Zürich am 16.10.2008
Fotos von 
www.myspace.com/whokilledamandapalmer



'Who killed Amanda fucking Palmer?', ganz unter diesem Slogan stand das ekstatische Konzert von Amanda Palmer im Abart Club in Zürich. Zu Beginn erklomm ein kleiner Mann namens Steven der Performancegruppe DANGER ENSEMBLE die Bühne und erklärte, dass es etwas problematisch würde heute, weil 'Amanda fucking Palmer got killed..' (das geübte Publikum jeweils 'OOOUUUUH - aaaah!'). Steven fand uns alle unglaublich 'lovely'... irgendwie hatte ich das Bedürfnis, diesen Menschen zu knuddeln.

Schliesslich kündigte er die Cellistin ZOË KEATING an, welche als Support ihre eigenen Stücke spielte. Gänsehaut gab es bei mir schon ab den ersten Takten. Ihre Kunst besteht darin, dem Cello wunderbare Klänge zu entlocken und mittels looping zu einer symphonieartigen Komposition zusammenzumischen. Streichen, zupfen, klopfen, reiben... ich hatte das schon einmal bei Matt Howden mit Violine gesehen und war trotzdem nachhaltig beeindruckt. Das Spektrum reicht von treibenden, rhythmischen über emotional bewegende Stücke bis zu einer Interpretationen von Beethovens 7. Hat sehr gefallen auch wenn experimentelle Cello-Kunst immer an APOCALYPTICA denken lässt, was hier aber keinen negativen Effekt bewirkte. Die CD ist gekauft, läuft im Repeat-Modus und ich freue mich auf den Newsletter. Neo-Klassik im Abart, das gefällt.

Nach dieser halben Stunde meldete sich der Veranstalter zu Wort und bat im Namen AMANDA PALMERS um Rauchstop, da ausser den Schweizern wohl niemand mehr gewohnt ist, in rauchigem Milieu zwei Stunden alles zu geben. Wunderbar, das Publikum respektierte diesen Wunsch und nach einem Abart Konzert mal nicht nach Waldbrand zu riechen ist auch nicht zu verachten.



Zoë Keating am Cello, Lyndon Chester mit Violine und das Danger Ensemble als Vorhut ebneten schliesslich den Weg für Amanda, welche mit Schleier an Krücken durchs Publikum zur Bühne humpelte (in Belfast hatte es sich Auto auf ihrem Fuss bequem gemacht. Links-Verkehr hat da so seine Tücken...). Das DANGER ENSEMBLE griff ihr jeweils stützend unter die Arme, was der energiegeladenen Show jedoch keinen Abbruch tat... eher im Gegenteil. Die Dame am E-Piano, Schleier gelüftet, Volantrock, Strapse, Korsett und als Eröffnung mein Liebling "Astronaut". Dieses elektrisierende Piano Intro reisst dich um! Grossartig. Gespielt wurden alle Stücke ihres Albums plus einige der THE DRESDEN DOLLS und Covers. Auch erklärte sie hier und da wie die Stücke entstanden, als Beispiel "Strength throug music", welches sie den Vorfällen in Columbine und ähnlichem widmete, betroffen konstatierend, dass solche Katastrophen so oft passierten, dass sie normal würden. Recht hat sie und der respektvoll verhaltene Applaus dazu sprach für sich.

Ausserordentlich waren ihre Interpretation von "Seeräuber Jenny", ein Gedicht von Berthold Brecht, welches sie in fast akzentfreiem Deutsch sang. Ein kleiner Unterbruch gab die "Ask Amanda"-Session; im Vorfeld konnten am Merch-Stand Fragen auf Zettelchen geschrieben werden. Das war wirklich amüsant. Dadurch haben wir erfahren, dass es ihr sehr gut geht, sie schmächtige Männer grosszügigerweise an Steven abtritt und NICHT wütend und fucked-up ist. Good to know. Nebenbei sollen wir auch lieber ihre T-Shirts kaufen und auf Konzerte kommen. Die CD könne man ja downloaden. Jaja, die Zeiten haben sich geändert :) 'Artist against Label' scheint der Trend zu sein...



Nach "Have to drive" und "Half jack" ertönte zu jedermann erstaunen plötzlich Rihanna's "Umbrella". Pause?.. Nein! Playback- Dramaqueen Session! Amanda mit lila-glitzer Ukulele als Rihanna und das Danger Ensemble mit barocken Schirmen performten dramatisch. Grotesk und ein riesen Gaudi! Ernsthafter und genial kam auch "Ein Stuhl in der Hölle" der Einstürzenden Neubauten. Zum Abschluss bretterte noch "Leeds United" und wieder mit Ukulele Radioheads "Creep", zu welchem man nicht umhin kam als mitzusingen.

Das Konzert dauerte tatsächlich gute zwei Stunden... und zwar zwei Stunden Vollgas. Amandas Stücke unterscheiden sich von denen der Dresden Dolls vor allem durch weniger Schlichtheit; mehr Drama, mehr Leidenschaft, intensiver. Live wurde sie visuell vom DANGER ENSEMBLE unterstützt, Zoë und Lyndon sorgten mit Cello und Violine für Tiefe. Perkussion fehlte durch Jasons Webleys Abwesenheit aber Bass kriegten wir auch mit Stampfen hin. Begeistertes Feedback, ein tolles Konzert mit einer harmonierenden, verspielten und energiegeladenen Truppe auf der Bühne, welche das Publikum in seine Welt integriert. Da möchte man gleich mit auf Tour gehen.(noemi)


Playlist:
1. Astronaut
2. Ampersand
3. Bad Habit (The Dresden Dolls)
4. Hommage to Jason Webley
5. Mrs. O (The Dresden Dolls)
6. Strength through music
7. Guitar Hero
8. Seeräuber Jenny (Berthold Brecht)
9. Coint operated boy (The Dresden Dolls)
10. 'Ask Amanda'
11. Have to drife
12. Half Jack (The dresden Dolls)
13. Umbrella (Rihanna, playback)
14. Ein Stuhl in der Hölle (Einstürzende Neubauten)
15. Leeds United
16. Creep (Radiohead)


Links:
http://www.whokilledamandapalmer.com
http://www.myspace.com/whokilledamandapalmer

http://www.zoekeating.com/
http://www.myspace.com/zoecello

http://www.myspace.com/thedangerspace

http://www.abart.ch/


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