HONIGDIEB :: Kann man Musik tatsächlich erleben?
Dortmund, Live-Station 06.10.2007
(Fotos by Ludger - www.schmoelenjochen.de/sub9.htm)


Kann man Musik tatsächlich erleben? Wer diese Frage bisher immer mit einem deutlichen ´Nein` beantwortet hat, hat noch nie ein HONIGDIEB-Konzert live miterlebt. HONIGDIEB mit ihrem Kopf "Sir Hannes", dem Frontmann der früheren Band "Phantoms of Future", zelebriert seine Auftritte regelrecht. Chumbawamba, mit denen der HONIGDIEB bereits tourte, haben einmal über diese gesagt: "HONIGDIEB? Eine unglaubliche Erfahrung." Dass dies nicht einfach dahingesagt ist, davon konnte man sich am 06.10. in der Dortmunder ´Live-Station´ überzeugen, wo HONIGDIEB seine neue CD ´Seelentropfen´ präsentierte.



Ganz in weiß zog die Band zum Intro auf die Bühne, um mit "Verkehrt" zu starten. Die fast ausverkaufte ´Live-Station´ drehte auch sofort auf und die Stimmung hätte von Beginn an nicht besser sein können. "Seelentropfen" gab es kurze Zeit später bereits für das hörwillige Volk, welches ausgelassen den Gesängen folgte und sich teilweise auch hinsichtlich der Lieder der tags zuvor erschienenen CD ausgesprochen textsicher zeigte. Doch würde es zu weit führen, hier alle knapp dreißig Titel des Konzertes aufzuführen.



"Sir Hannes" hat eine Mission, die er erfüllen will. Er "findet süße Worte für bittere Wahrheiten bei eingängigen Melodien" und es geht immer "um die richtige Medizin, verlorene Werte und den Durst nach Liebe. Mentale Medizin kann schließlich Wunder auslösen", wie er selbst sagt. Und so ist es auch. Zahlreiche unterschiedliche Musikstile wie Chanson, Rock, Punk, Reggae über Folk bis hin zu klassischen Elementen werden in einer geheimen Mixtur zusammengewürfelt, gerührt, nicht geschüttelt, und sprudeln aus dem HONIGDIEB, der sein Volk animieren will, mit ihm den süßen Honig zu schlecken. Und wer glaubt, dass hierbei nichts als ein gequirlter Teig herauskommen kann, täuscht sich gewaltig. Äußerst gewogen und homogen zeigt sich der musikalische Mix, geprägt durch Melodien die mit fettem Ohrwurmcharakter in die Gehörgänge ziehen und den Weg zurück nicht finden können. Und wer einmal an seinem Honig klebt, den lässt er nicht wieder los.


So wurden die Zuhörer auch von Minute zu Minute ausgelassener und mutiger. Es dauerte nicht lange, bis erst wenige, dann immer mehr, begannen zu tanzen und zu klatschen. Auch die Fans des Pogo kamen nicht zu kurz und so wurde ungefähr zweieinhalb Stunden eine rauschende Party gefeiert.



Man merkt "Sir Hannes" an, dass es einen Ort gibt, an dem er sich besonders wohl fühlt: Die Bühne. Authentisch, ehrlich und hochgradig musikalisch präsentiert er sich der Fangemeinde. Unterstützt hierbei von hervorragenden Musikern, in persona Anca Pop an der Querflöte, Carsten Risch am Kontrabass, Schlagzeuger Matthias Bonheger, Gitarrist Stefan Göbel und Violinist Raimund Gitsels.

Sicherlich, wer noch nie etwas vom HONIGDIEB gehört hat und erstmalig zu einem Konzert geht, könnte sich schon fragen, ob Genie und Wahnsinn so dicht zusammen liegen können. Aber sie können. Denn gerade die Tatsache, dass man HONIGDIEB aufgrund der musikalischen Vielfältigkeit eigentlich kaum beschreiben kann, macht ihn sie so einzigartig. Nicht zu vergessen ist hierbei, dass mit hintergründigen und ironischen Texten der Gesellschaft immer wieder der Spiegel vorgehalten wird und man durchaus auch zum Nachdenken animiert wird.

Und so begab man sich, mehr oder weniger stark verschwitzt, irgendwann im Verlauf des frühen morgens nach Hause. Und jeder, der sich bis dato fragte, ob man Musik auch regelrecht erleben kann sagte sich wohl: Oh ja, man kann!


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