Elusive
Wave-Gotik-Treffen, Leipzig, Moritzbastei 28.05.2007

Obwohl ich am vierten Tag des WGTs schon ziemlich in den Seilen hing, war klar, daß ich mir den Auftritt von Elusive auf keinen Fall entgehen lassen konnte. Schließlich bekommt man Gothic Rock der alten Schule heutzutage nicht mehr jeden Tag zu hören und zu sehen. So begab ich mich am Abend in die Moritzbastei, um dort in einem atmosphärischen Gewölbe des 16. Jahrhunderts, der sogenannten Veranstaltungstonne, den besonderen Reiz dieses Musikgenres zu genießen. Da der Auftritt von Elusive mit nur 40 Minuten recht knapp bemessen war, machte es doppelt Sinn, daß die dreiköpfige Band ziemlich pünktlich gegen 20.30 Uhr die Bühne enterte. Trotz des klassischen Outfits (Sonnenbrille, tief ins Gesicht gezogener Cowboyhut), des obligatorischen Kunstnebels und den zuvor an der Bar genossenen alkoholischen Getränken fanden sich die Norweger recht schnell auf der eher kleinen Bühne zurecht und legten sich mit dem treibenden und höchst melodischen "Ride" sogleich kräftig in die Riemen. Es sollte sich als gute Idee erweisen, das Konzert mit dem wohl bekanntesten Song des zweiten Albums "The Great Silence" zu beginnen: Das Publikum, das den auf maximal 300 Personen ausgelegten Raum weitgehend ausfüllte, geriet nämlich bereits bei den ersten Klängen in eine euphorische Stimmungslage, die dann auch bis zum Ende des Gigs andauerte.

Die Band lieferte im weiteren Verlauf eine ausgewogene Mischung ihres aus drei Alben bestehenden Werks. Unter anderem präsentierte man den Song "The Circle Never Ends" vom Debütalbum. Besonders beim packenden Refrain dieses Ohrwurms wurde die wundervoll volltönende und einzigartige Stimme Jans von den Fans lautstark unterstützt. In den kurzen Pausen zwischen den Stücken heizte Jan die ausgelassene Partyatmosphäre weiter an, indem er dem Publikum fürsorglich zuprostete. Mit dem hypnotischen Stück "Into Your Arms" spielte die Band dann auch den in meinen Augen stärksten Song ihrer aktuellen Scheibe "Looked Doors, Drinks And Funerals - Songs From The Desert". Knapp neun Minuten lang läßt dieser atmosphärische Geniestreich den verzauberten Hörer auf einer sanften Welle aus langsamen Bassgemurmel, akustischer Gitarrenrhythmik, harmonischen Keyboardschleifen und dem betörenden Gesang Jans dahinschweben. Nach diesem wunderbar verträumten Zwischenspiel gaben Elusive mit dem geradlinig rockenden "Dream On Sister" noch ihre aktuelle Single zum besten, um sich dann unter tosendem Beifall zu verabschieden.

Schließlich ließ der Veranstalter die Gruppe sogar noch für einen weiteren Song auf die Bühne. Als letztes Lied und einzige Zugabe wurde dann Billy Idols "Rebel Yell" durch die Boxen gepeitscht. Obgleich an diesem Gassenhauer grundsätzlich rein gar nichts auszusetzen ist, hätte ich mir zum Ende des Konzerts doch eher einen weiteren Song von Elusive gewünscht. Insgesamt war dieses letztlich rund 45 Minuten dauernde Konzert aber für mich auf alle Fälle ein toller Abschluß des diesjährigen WGTs. Auch das übrige Publikum schien überaus zufrieden mit dem Auftritt zu sein, was sicher auch daran lag, daß die Soundqualität während des gesamten Konzerts erste Sahne war.

Trotz all diesen positiven Eindrücken würde ich mir für die Zukunft wünschen, daß sich die Band personell noch etwas erweitert. Schließlich wird Jans phantastische Stimme bislang allein von zwei Gitarristen aus Fleisch und Blut unterstützt, während der Rest der faszinierenden Klänge aus dem Computer kommt. Aber da Computerunterstützung im Gothic Rock ja gemeinhin keineswegs als sträflicher Stilbruch gewertet wird, können sich Jan und seine Mannen Fanwünsche solcher Art gewiß ganz entspannt und unverbindlich bei einem Bierchen und einer Zigarette durch den Kopf gehen lassen. www.elusive.no (stefan)


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