APOCALYPTICA + STUR UND DRANG ::  Für Metaller und auch Klassik-Freunde
Bielefeld, Ringlokschuppen 24.10.2007

Einen Abend für sowohl Metal- als Klassik-Fans erwartet den Besucher des Bielefelder Ringlokschuppens. Bevor man jedoch den finnischen Cellisten von APOCALPTICA sein Gehör schenken konnte, musste der Klassik-Fan etwas leiden, denn im Vorprogramm standen zwei Heavy Metal Kapellen, die ebenfalls aus dem Land der 1000 Seen stammen.

Als erstes standen STAM1NA auf der Bühne, allerdings hatten sie Probleme, mit ihrem gewöhnungsbedürftigen, modernen Metal in finnischer Sprache den bereits jetzt gut gefüllten Saal (angeblich waren über 2000 Leute da) zu begeistern. Die Musik erscheint mir live noch komplizierter als auf ihrem aktuellen Album "Uudet kymmenen käskyä", aber es dürfte gereicht haben, um die reinen Klassik-Fans (zumeist an ihrem Aussehen und reiferem Alter zu erkennen) genügend mit diesem "Lärm" zu schockieren.



Nicht weniger leise und nicht weniger Metal war dann die zweite Band des Abend. Böse Zungen behaupteten, die in ihrer Heimat erfolgreichen Newcomer STURM UND DRANG müssten eigentlich schon im Bett sein um diese Uhrzeit (21 Uhr). Und in der Tat, die Jungs sind erst 15 bzw. 16 Jahre alt, haben dafür aber eine echt gute Liveperformance hingelegt. Ihr melodischer Metal kam gut an und wenn man den Jungs nicht direkt ins Gesicht schaute, man könnte meinen, hier spielt eine alteingesessene Combo. Die Jungs rockten und der Funke sprang von der Bühne dank der guten Stücke vom Debütalbum "Learning to rock" auf viele Leute im Publikum über. Live waren "Broken", "Rising Son", "Learning To Rock" oder auch die Ballade "Indian" besser als auf CD. Ganz gut gelungen war auch die Interpretation des Iron Maiden-Klassikers "Fear Of The Dark", mit der die Band ihren etwa 35-inütigen Auftritt abrundete.







Dann war endlich der Hauptact des Abends dran, APOCALYPTICA. Der Auftritt beeindruckte zugleich optisch, die (auf der Tour) vier Cellisten nahmen auf ihren Totenkopf-Cello-Stühlen (Vergleiche mit dem aktuellen CD-Cover) platz, dazwischen ein fetter Drumkit und im Hintergrund ein riesiges Backdrop mit dem aktuellen CD-Cover von "Worlds collide" (Vergleiche mit den Stühlen). Cool. Diese imposante Bild wurde von einer noch imposanteren Lichtshow während des Gigs in Szene gesetzt. Hier steckte wirklich viel Arbeit drin, wie man es nur selten findet.
Im Mittelpunkt des insgesamt über 90 Minuten (inkl. Zugaben) gestreckten Auftrittes stand naturgemäß das neue Album, dessen Titelstück auch gleich zu Beginn gespielt wurde. Gespannt durfte man auf die Umsetzung der vielen Stücke mit Gastgesang sein, die dieses Mal sehr zahlreich auf dem Album vertreten sind. Bei solchen Tracks, wie z.B. "I’m not Jesus", "S.O.S.", "Helden" oder auch alten (Singles) wie "Bittersweet", übernahm ein Cello die Gesangslinie. Das war zwar o.k., doch die Stücke sind mit Gesang wesentlich mitreißender, so dass doch hier und da Langeweile aufkam. Sicher, die Unterstützung aus dem Publikum war gesanglich vorhanden, vor allem bei den Metallica Covern wie "Enter Sandman" und dann später in der Zugabe "Nothing else matters", aber so ganz reichte das nicht immer in meinen Ohren.
Die Gesamtspielzeit hätte etwas mehr sein können, aber etwa 90 Minuten nach Beginn gab's zuletzt noch den Rammstein'schen "Seemann" (im Original von Nina Hagen eingesungen), mit dem man ein insgesamt gutes Konzert abschloss. Der Auftritt konnte vor allem über weite Strecken bei der Lichtshow punkten und sah am Ende ausgepowerte Musiker, die die gesamte Zeit voller Energie auf der Bühne (z.T. mit ihren Celli) wirbelten. Sowohl Metaller als auch Klassik-Freunde dürfte auf ihre Kosten gekommen sein, dennoch plädiere ich dafür, beim nächsten Mal vielleicht doch noch einen Sänger und/oder eine Sängerin mitzunehmen, das wäre mal was überraschendes. (eller)


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