Blackmail + GEM
Bielefeld, Forum 28.09.2006

Geschätzte 200 Konzertbesucher fanden sich an diesem Abend im Forum ein und ich denke, ich war nicht die einzige, die erst durch die "Visions-Party" im März auf BLACKMAIL aufmerksam wurde.12 € Eintrittspreis machten auf jeden Fall Lust, diese Band noch einmal live zu sehen!


Zunächst kamen aber GEM um 21.15h zum Teil in Lederjacke und mit Wollschal auf die Bühne, was bei gefühlten 50 Grad Celsius doch etwas merkwürdig erschien. Die Modesünde war aber schnell verziehen, da die fünf jungen Niederländer von erstem Ton an das Forum auf ihre Seite zogen. Musikalisch kam in mir schnell der Vergleich zu Mando Diao auf, wobei aber Maurits Westeriks Stimme etwas rauher und nicht so blümchenhaft klingt. Eine gute halbe Stunde wurden hauptsächlich Stücke von der im Februar releasten Scheibe "Escapades" zum Besten gegeben und die Jungs nahmen den letzten Titel "Let it out, get it out" sehr wörtlich und gaben nochmal alles. Gedankt wurde ihnen dieser Einsatz sogar mit ein paar mitwippenden Ostwestfalen (das hat noch nicht jede Vorband geschafft) und viel Applaus. Den Einsatz dieser Band sah man nicht zuletzt daran, das Herr Westerik ohne Umweg von der Bühne zum Merchandisestand entschwand und sich dahinter erstmal trocken legen musste. Ein sehr gelungener Auftakt für diesen Abend!


Nach einer längeren Umbaupause betraten die Koblenzer BLACKMAIL dann endlich die Bühne. Mein erster Gedanke während des Intros war leider: "Oh nein, ich habe die Ohrstöpsel vergessen!" Ich weiß, rockige Musik muss laut sein und ich bin ein Mädchen, aber wenn mir schon beim Intro das Trommelfell heraus fällt, macht das keinen Sinn. "Tempo" sei Dank konnte ich meine Ohren aber vor dem völligen Kollaps bewahren und das Konzert genießen. Zwei runde Leinwände unterstützten die "akkustische Sicht" bei jedem Lied, das von der neuesten CD "Aerial View" gespielt wurde, mit Projektionen, so auch bei dem ersten Stück "Meddlesome". Wesentlich rockiger als im CD-Player präsentierten sich BLACKMAIL schon jetzt auf der Bühne und Sänger Aydo Abay war keine Sekunde an einer Stelle zu halten. Es folgten gute 1½ Stunden ausgewogener BLACKMAIL-Historie, ob nun neuere Stücke wie "Moonpigs", die wohl eher der Visionsleser bevorzugt, oder ältere Stücke von den füher erschienen Platten ("The Ventricular", "Friend or foe", "Bliss,Please"... um nur die neueren Scheiben zu nennen) für die Fans der ersten Stunde. So begab es sich, dass zeitweilen kein einziges Besucherbein mehr unbewegt blieb, ich habe selten auf so einem doch recht gemütlich besuchten Konzert solch eine Hochstimmung erlebt - zumindest nicht in dieser Region. Abschließend bzw. vor der Zugabe durfte Mario Matthias sich dann noch richtig verausgaben und ein mehrminütiges Schlagzeugsolo spielen. Kurt (Gitarre) und Carlos (Bass) Ebelhäuser hatten sich wohl schon vorher die Finger fast blutig gespielt, auf jeden Fall haben sie den Eindruck einiger Musikjournalisten bestätigt, dass man es hier mit einer der bedeutsamsten Gitarrenrockbands Deutschlands zu tun hat.


Leider konnte ich aus Zeitgründen nicht mehr die Zugabe sehen (einizger Minuspunkt an diesem Abend für zu späte Konzertbeginnzeiten mitten in der Woche!).
Fazit des Abends: Indie-Rock in Reinkultur zu Indiepreisen... mehr davon bitte! (caro)


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